Kirchseeon:"Verwahrloste Leute" - weg von öffentlichen Plätzen

Sie pöbeln, pinkeln in die Anlagen - und der Schnaps ist nicht weit: CSU-Gemeinderat Seidinger aus Kirchseeon stört sich an Betrunkenen. Jetzt diskutiert die Ratsrunde ein Alkoholverbot.

C. Fries

Sie sitzen auf dem Platz vor dem Bahnhof, im Bushaltehäuschen oder am Spielplatz neben dem Drogeriemarkt. Zu ihren Füßen steht trägerweise Bier, bisweilen auch eine Schnapsflasche. Seit einiger Zeit lungerten erwachsene Menschen in Kirchseeon herum, wie CSU-Gemeinderat Siegfried Seidinger schildert, sie pöbelten Mädls an, urinierten in die Anlagen und störten die Anwohner. Für Seidinger geht das zu weit, weshalb er den Gemeinderat am vergangenen Montag aufgefordert hat, über den Erlass einer Satzung zu diskutieren, die nicht erwünschte Sondernutzungen - etwa den Konsum von Alkohol oder das Anpöbeln von Passanten - verbietet. "Damit können wir der Polizei die nötige Handhabe geben", erklärte Seidinger.

Kirchseeon: Wer mit Bier und Schnapsflasche an öffentlichen Plätzen herumlungert oder gar an den Bahnhof pinkelt, der könnte in Kirchseeon bald noch mehr Ärger bekommen.

Wer mit Bier und Schnapsflasche an öffentlichen Plätzen herumlungert oder gar an den Bahnhof pinkelt, der könnte in Kirchseeon bald noch mehr Ärger bekommen.

(Foto: Renate Schmidt)

Bereits Mitte August haben die Freien Wähler einen entsprechenden Antrag bei der Gemeindeverwaltung eingereicht, der bislang aber noch nicht im Gemeinderat diskutiert wurde. "Es gab wiederholt Beschwerden", erklärt Fraktionssprecher Klaus Seidinger. "Die Gemeindeverwaltung hat zahlreiche Versuche unternommen, präventiv auf bestimmte jugendliche und erwachsene Gruppen einzuwirken. Auch die intensiven Bemühungen des Kirchseeoner Jugendpflegers Rainer Schott zur Verbesserung dieser Situation zeigten bisher nicht die erwartete Wirkung", heißt es als Begründung in dem Schreiben an die Verwaltung. Nun sei es an der Zeit für Verbote, findet Seidinger.

Bürgermeister Udo Ockel (CSU) bestätigte, dass es zuletzt wiederholt Beschwerden wegen "verwahrloster Leute" am Bahnhof und Umgebung gegeben habe. Die Polizei habe aus diesem Grund bereits die Kontrollen verschärft und zeige verstärkt Präsenz. Eine Satzung habe man dem Gremium allerdings noch nicht als Diskussionsgrundlage vorgelegt, da darin lediglich das "Niederlassen zum Alkoholkonsum" verboten wird. "Wenn einer im Stehen seine Halbe wegzischt, wäre das also in Ordnung", so Ockel. Die Verwaltung prüfe deshalb, inwieweit es Alternativen zu dieser Formulierung gibt.

In einer Satzung, die die Stadt Ebersberg im April 2007 erlassen hat, steht, dass das Nächtigen in den Fußgängerbereichen, das aufdringliche Betteln in jeder Form sowie das Niederlassen zum Alkoholgenuss außerhalb zugelassener Freischankflächen auf öffentlichen Straßen und Plätzen im Innenstadtbereich untersagt ist. "Für uns war das sicher richtig", sagt Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Allerdings habe man sich damals nicht alleine auf die Wirkung der Satzung verlassen, sondern parallel einen Streetworker eingesetzt. "Beides miteinander hat gut funktioniert", so Brilmayer.

In Ebersberg waren es jugendliche Punks, die Verstimmungen in der Bevölkerung auslösten. In Kirchseeon sind es nun jedoch "Erwachsene, keine Jugendlichen", wie SPD-Fraktionssprecher Thomas Kroll betonte. Deshalb ist es auch nicht die Aufgabe des Jugendpflegers, sich um dieses Problem zu kümmern", sagt Bürgermeister Ockel. Dieser kümmere sich ausschließlich um die Kinder und Jugendlichen in Kirchseeon und nicht um "Hartz-IV-Bezieher, die sich schwarz ein paar Euro verdienen und die da versaufen".

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