Eklat bei UN-Vollversammlung:Ahmadinedschad nennt Holocaust "Ausrede"

Es ist schon fast ein Ritual: Seine Auftritte vor der UN-Vollversammlung nutzt Irans Präsident Ahmadinedschad für einen verbalen Rundumschlag gegen den Westen. In New York wettert er gegen die Israel-Politik der USA. Die Anschläge vom 11. September bezeichnet er als "mysteriös". Mehrere Delegierte verlassen den Saal.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat erneut für einen Eklat in der UN-Vollversammlung in New York gesorgt. Dutzende Delegierte verließen den Saal, als der Präsident den Westen und die USA für Weltkriege, Massenmord, Vertreibung und die Finanzkrise verantwortlich machte. Die US-Delegation wie auch zahlreiche Europäer äußerten auf diese Weise ihren Protest.

"Einige europäische Länder nutzen jetzt noch, nach sechs Jahrzehnten, den Holocaust als Ausrede, die Zionisten in Israel mit Geld zu versorgen", sagte Ahmadinedschad laut UN-Übersetzung in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung in New York. Den USA warf er vor, "den Zionismus als heilige Ideologie" zu verherrlichen.

Zudem prangerte Irans Präsident Washington als "arrogante Macht" an. Wenige Tage nach dem Jahrestag des 11. September zog er die Hintergründe in Zweifel und nannte die Anschlagserie "mysteriös". Die USA überzögen all diejenigen mit Sanktionen und Krieg, die den Holocaust leugneten und die Anschläge des 11. September hinterfragten.

Die Befreiung Libyens von Muammar al-Gaddafis Regime kommentierte Ahmadinedschad mit der Frage, wie aus Nato-Bomben Demokratie erwachsen könne. Der Westen hätte das Geld für die Bomben besser an die Hungernden der Welt geben sollen, sagte er.

Aus Protest gegen die Rede des iranischen Staatschefs verließen mehrere Delegationen geschlossen den Saal. Neben den Vertretern der USA erhoben sich auch die Delegationen aus der Europäischen Union von ihren Plätzen. Vor dem UN-Gebäude protestierten derweil Hunderte Menschen gegen die Anwesenheit Ahmadinedschads.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte Ahmadinedschad seine Auftritte vor der Generalversammlung zum verbalen Rundumschlag gegen den Westen genutzt. Auch hier hatten Delegationen aus den USA und Europa während der Rede des iranischen Staatschefs aus Protest den Saal verlassen.

Cameron fordert von UN starke Hand gegen Diktatoren

Nach Ahmadinedschad trat an diesem Donnerstag Großbritanniens Premier David Cameron vor die Vereinten Nationen. Er forderte eine härtere Gangart gegen Diktatoren. "Wir mögen Friedensverträge unterschreiben. Aber wenn wir tatenlos zusehen, wenn Menschen abgeschlachtet werden, was sind diese Unterschriften dann wert?", fragte er.

Die Vereinten Nationen müssten Gelegenheiten wie die Befreiungsbewegung in den arabischen Ländern nutzen. "Niemand sagt, dass das einfach ist. Aber es ist unsere Aufgabe." Der "Arabische Frühling" sei die größte Befreiungsbewegung seit der in Osteuropa 1989. "Das ist eine Herausforderung für alle. ... Für Palästinenser und Israelis, wieder zu verhandeln. Und für Iran und Syrien, ihren Völkern endlich die Freiheit zu gewähren, auf die sie ein Recht haben."

Es sei aber auch eine Herausforderung für die Vereinten Nationen, anders zu agieren und aktiver zu werden. "Dann können wir Demokratie und weltweites Wachstum schaffen, wenn wir die Gelegenheiten richtig nutzen."

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