FC Bayern schlägt Schalke 2:0:Bayern-Rausch auf französisch

Waren das die Bayern, die zuletzt so esprit- und ideenlos agierten? Angeführt von Franck Ribéry zeigt der Rekordmeister gegen Schalke diesmal sein anderes Gesicht und siegt verdient 2:0. Der Sieg der Münchner hätte jedoch noch höher ausfallen müssen.

Johannes Aumüller

Und, was würde er jetzt machen, dieser Franck Ribéry? Gerade hatte der Franzose den FC Bayern im Spiel gegen Schalke mit 1:0 in Führung gebracht, also startete er seinen Jubellauf, hüpfte an die Brust des einen Kollegen, touchierte leicht einen anderen Kollegen, und ließ sich durch niemanden aufhalten auf seinem Weg in Richtung Trainerbank.

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04  - Bundesliga

Artistisch zum 1:0: Franck Ribéry (links).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Dort stand Jupp Heynckes, dem Ribéry bei seiner jüngsten Auswechslung in Basel noch den Handschlag verweigert hatte. Ribéry lief also zu Heynckes, klatschte ihm kurz in die Hand - und stürmte weiter zur Tribüne, wo er gemeinsam mit einigen Fans so überschwänglich feierte, dass er sogar die gelbe Karte sah. "Gestern hatten wir noch ein gutes Gespräch, und ich denke, dass das befruchtend für den Franck gewesen ist", sagte Heynckes. Auf jeden Fall war der Franzose der beste Spieler beim 2:0 (1:0) der Bayern, mit dem sie sich wieder auf Tabellenplatz zwei schoben.

Heynckes hatte nach dem 0:1 gegen den FC Basel die Startelf umgebaut - und zwar mit einer unerwarteten Entscheidung. Er setzte Toni Kroos auf die Bank und beorderte dafür Thomas Müller auf die Position hinter der Spitze Mario Gomez. Zum Bild des um Konfliktreduktion bemühten Pädagogen Heynckes mochte das passen: Wegen des Überangebots an guten offensiven Mittelfeldspielern muss seit einigen Spielen stets ein prominenter Akteur auf die Bank, und nachdem es zweimal Arjen Robben getroffen hatte und einmal Thomas Müller, war jetzt eben Kroos an der Reihe. Zu den fußballerischen Ambitionen passte das aber nur bedingt - schließlich war Kroos in dieser Saison bislang der beständigste Münchner Offensivakteur.

Heynckes aber lächelte auf Nachfragen zu dieser Personalie nur. Alles, was er sagte, war: "Thomas Müller ist ein Spieler, der vorne reingeht und dann auch Mario Gomez unterstützen kann."

Müller also spielte nun wieder auf jener Schnittstellenschleicher-Position, die einst Louis van Gaal für ihn kreiert hatte - und er schlich sich gleich in der sechsten Minute in eine aussichtsreiche Position. Auf der Höhe der Schalker Strafraumlinie eroberte David Alaba auf dem linken Flügel den Ball, der nach drei schnellen Pässen über die Stationen Gomez und Ribéry bei Müller landete; doch dessen Versuch aus wenigen Metern parierte Schalkes Torwart Timo Hildebrand ebenso sehenswert wie den anschließenden Nachschuss von Robben.

Olic-Treffer zählt nicht

Vor der Partie hatte es ja oft geheißen, es ginge für die Bayern schon um die Meisterschaft - und es war ihnen anzumerken, dass sie das auch so sahen. Sie waren in einer intensiven Partie von Beginn an besser, hatten nach vorne den einen oder anderen Geistesblitz und der Umfang ihres Defensiv-Engagements dokumentierte sich in der Tatsache, dass einmal sogar Ribéry am eigenen Strafraum gegen Julian Draxler klärte. Andererseits war eine gewisse Nervosität offenkundig, sobald sich Schalke auch nur ansatzweise dem Münchner Tor näherte.

Doch in der 36. Minute gelang den Münchnern die verdiente Führung. Luiz Gustavo eroberte in der Abwehr gegen Marco Höger den Ball auf eine Art und Weise, die Schalkes Verantwortliche hinterher über den Schiedsrichter schimpfen ließ - und schickte ihn weit nach vorne auf Ribéry. Der Franzose spurtete aufs Schalker Tor zu, war schneller am Ball als der herausgelaufene Hildebrand, lupfte den Ball über den Schalker und schob zum 1:0 ein.

Danach machten die Münchner zumindest phasenweise das, was im Fußball-Jargon "sich in einen Rausch spielen" heißt. Robben und Müller rochierten viel, Lahm zeigte über links einen der Antritte, die bei ihm stets Erinnerungen ans WM-Tor gegen Costa Rica wecken, und vor allem war da ein Franck Ribéry, der mit einer solchen Wonne dribbelte und trickste, als müsse er in dieser Partie sein komplettes Repertoire zeigen.

Bisweilen vergaßen die Münchner lediglich, dass sie nur 1:0 führten: Müller und Badstuber schafften es in einer unübersichtlichen Doppel-Chance, den Ball aus zwei Metern Entfernung nicht im Tor unterzubringen, Badstuber köpfte nach der Pause einen Eckball an die Latte, und Gomez wirkte bei zwei großen Chancen wahrlich nicht so, als stünde er auf Platz eins der Torjägerliste. Da hatte der FCB Glück, dass Schalkes Joel Matip bei dem aus Badstubers Lattenkopfball resultierenden Konter am Tor vorbeischoss.

Doch bei den Bayern spielt ja dieser Ribéry. Und bevor es allzu eng werden sollte, nahm sich der Franzose wieder den Ball, spielte einen Doppelpass mit Müller, täuschte kurz an, zog dann ab - und weil Schalkes Papadopoulos den Ball abfälschte, konnte Ribéry das 2:0 bejubeln, mitten auf dem Platz (55.). Danach waren die Bayern so überlegen, dass sie noch deutlich höher hätten siegen können, doch sie vergaben einige Chancen und ein Treffer des eingewechselten Ivica Olic zählte wegen Abseits nicht.

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