Verwechslung in Franken:Wie ein FDP-Politiker ein ganzes Dorf verärgert

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Kleines b, große Wirkung: Groß war der Jubel, als der FDP-Bundestagsabgeordnete Sebastian Körber der Gemeinde Untersteinach verkündete, dass endlich die lange ersehnte Ortsumgehung genehmigt worden ist. Dumm nur, dass er den Ort im Landkreis Kulmbach mit Untersteinbach in Mittelfranken verwechselt hatte.

Katja Auer

Kennen Sie Untersteinach? Wahrscheinlich nicht, und wenn doch, dann werden Sie fragen, ja welches denn? Eine Handvoll Dörfer dieses Namens gibt es im Freistaat und gleich drei davon in Oberfranken. Und erst Untersteinbach. Diesen Namen tragen mindestens ein Dutzend Orte. Das nur vorneweg, um wieder einmal anschaulich zu machen, dass Bayern ein komplizierter Landstrich ist.

Idyllisch liegt Untersteinach im Landkreis Kulmbach - wenn da nicht der viele Verkehr wäre. Die Bewohner müssen weiter auf eine Ortsumgehung warten. (Foto: DPA)

Nein, Herr Ude, das entschuldigt jetzt nicht, dass Sie Aschaffenburg nach Oberfranken verlegt haben. Hat er, was dem SPD-Spitzenkandidaten im Wahlkampf noch viel Spott einbringen wird, auch wenn er kürzlich in Bamberg erklärt hat, dass er natürlich gewusst habe, wo Aschaffenburg liegt. Er habe nur nicht gewusst, dass man diese Gegend Unterfranken nennt.

Nun ist es auch Sebastian Körber passiert, dem FDP-Bundestagsabgeordneten aus Forchheim. Dabei kennt der Untersteinach, um auf den Kern der Geschichte zurückzukommen. In der Gemeinde im Landkreis Kulmbach (Oberfranken, Herr Ude) kämpfen die Menschen seit 40 Jahren für eine Ortsumgehung, weil jeden Tag 20.000 Autos auf der B 289 durch ihr Dorf donnern.

Das Projekt ist zwar im Investitionsrahmenplan des Bundes enthalten, aber wann es tatsächlich losgeht mit dem Bau, das hängt vom Geld ab. Davon gibt es gerade ein bisschen mehr, und Verkehrsminister Peter Ramsauer will es für zusätzliche Projekte ausgeben. Die standen auf einem Fax, das die Mitglieder des Verkehrsausschusses im Bundestag erhalten haben, in dem Körber die FDP vertritt.

Ziemlich unleserlich soll es gewesen sein, aber Körber sah nur den erhofften Namen: Untersteinach. Freudig verkündete er der Gemeinde, dass es endlich so weit sein sollte, und war damit sogar schneller als die CSU, der die Verkündung von Geldsegen im Freistaat sonst obliegt. Nur gestimmt hat es leider nicht. Untersteinbach war auf der Liste verzeichnet, ein Ort in Mittelfranken, wo sie auch eine Umgehung brauchen.

Körber ist zerknirscht. Er fuhr nach Untersteinach, entschuldigte sich. Sie haben ihm verziehen, und richtig sauer sind sie ohnehin auf Ramsauer. Der war nämlich noch nie in Untersteinach, trotz der langen Proteste, und erst kürzlich ließ er einen Termin platzen. Nein, nein, an seiner Ortskenntnis soll das nicht gelegen haben.

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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