Fußballer Fabrice Muamba in Lebensgefahr:"Er braucht Gottes Hilfe"

Während eines FA-Cup-Spiels erleidet Fabrice Muamba einen Herzstillstand auf dem Platz - erst auf dem Weg ins Krankenhaus beginnt sein Herz wieder zu schlagen. Mittlerweile geht es dem 23-Jährigen besser. Auffällig ist trotzdem, dass Sportler - trotz ihrer Jugend - häufig kollabieren.

Johannes Aumüller

Auf einmal war es sehr still im Stadion. Manche Spieler knieten nieder, andere weinten, wieder andere falteten die Hände und begannen zu beten. Alle waren geschockt ob der Szenen, die sich am Samstagabend im englischen Pokal-Viertelfinale zwischen Tottenham Hotspur und den Bolton Wanderers ereigneten und die der Independent on Sunday anderntags mit dem Titel "Horror an der White Hart Lane" überschrieb: Kurz vor der Halbzeitpause erlitt Gäste-Spieler Fabrice Muamba einen vorübergehenden Herzstillstand, er sackte in der Nähe des Mittelkreises zusammen und blieb regungslos am Boden liegen.

Fußballer Fabrice Muamba in Lebensgefahr: Schockzustand in Tottenham: Ärzte kämpfen um das Leben von Fabrice Muamba.

Schockzustand in Tottenham: Ärzte kämpfen um das Leben von Fabrice Muamba.

(Foto: AP)

Zehn Minuten lang versuchten mehrere Ärzte, ihn auf dem Spielfeld wiederzubeleben - und fuhren ihn schließlich auf die Intensivstation eines Herzinfarkt-Zentrums.

Seitdem bangt England um das Leben des 23 Jahre alten Mittelfeldspielers. Zwar teilten der Verein und das Krankenhaus am Sonntag in einer gemeinsamen Stellungnahme mir, dass nach den Wiederbelebungsversuchen der Ärzte das Herz auf dem Weg ins Krankenhaus wieder zu schlagen begonnen habe. Am Montag hieß es dann, Muambas Herz schlage wieder ohne die Hilfe von Medikamenten, so teilten es das Londoner Chest Hospital und der Premier-League-Klub am Nachmittag in einem gemeinsamen Statement mit: "Außerdem bewegt er seine Arme und Beine."

Nach Aussagen eines Freundes kann Muamba mittlerweile wieder etwas sprechen: "Er gibt einige Worte in Englisch und Französisch von sich, was besser ist als nichts", wurde Curtis Codrington in englischen Medien übereinstimmend zitiert. Er besuche Muamba regelmäßig auf der Intensivstation und stehe in engem Kontakt mit dessen Familie, hieß es.

Flucht vor Bürgerkrieg im Kongo

Der gebürtige Kongolese Muamba war Ende der Neunziger als Bürgerkriegsflüchtling nach England gekommen. Da war er erst elf Jahre alt und konnte kein Wort Englisch, aber schon so gut Fußball spielen, dass er kurz darauf einfach zur Fußball-Akademie des FC Arsenal ging, um dort vorzuspielen - und auch aufgenommen wurde. In die Mannschaft von Arsène Wenger schaffte er es dann allerdings nicht, 2006 verkaufte ihn der Klub für knapp sechs Millionen Euro an Birmingham City. Dort gelang Muamba der Sprung in die englische U21-Nationalmannschaft, für die er insgesamt 33 Partien absolvierte - und wechselte zwei Jahre später zu den Bolton Wanderers, wo er wegen seines großen Einsatzes zu den Lieblingen der Fans zählt.

Die Fußball-Öffentlichkeit befindet sich jetzt im Schockzustand. "Es ist sehr ernst. Er braucht Gottes Hilfe", sagte sein Trainer Owen Coyle. Michael Owen von Manchester United schrieb, wie so viele andere Sportler auch, via Twitter: "Meine Gedanken sind bei Fabrice." Premier-League-Geschäftsführer Richard Scudamore bekundete seinen Respekt für das Verhalten der Spieler, der Offiziellen um Schiedsrichter Howard Webb, die nach Rücksprache mit den Trainern und den Akteuren die Partie abbrachen, und auch des Publikums - die Anhänger der Mannschaften hatten nach der anfänglichen Stille gemeinsam begonnen, Muambas Namen zu skandieren.

Zugleich erinnert dieser schreckliche Vorfall daran, dass Sportler für ihr Alter auffallend häufig kollabieren. In den vergangenen Jahren starben nach Zusammenbrüchen beim Spiel oder beim Training mindestens zwölf Profi-Fußballer, auch in anderen Sportarten wie etwa Radsport, Eishockey oder Bodybuilding kam es zu Todesfällen. Wenn Spitzenathleten an unerkannten Herzerkrankungen leiden, sind sie wegen der großen körperlichen Belastung besonders gefährdet. In vielen Sportarten und Ligen sind deswegen umfängliche kardiologische Untersuchungen inzwischen obligatorisch.

Allerdings wird immer wieder gefordert, diese noch auszubauen. In manchen Fällen stand das Herzversagen auch im Zusammenhang mit Doping: Nach dem Tod von Eishockeyspieler Alexej Tscherepanow 2008 etwa fanden die Behörden illegale leistungssteigernde Mittel im Blut des Russen, der an einer chronischen Herzmuskelentzündung litt.

Immerhin ist es mittlerweile auch wegen solcher Unglücksfälle Usus, dass am Spielfeldrand ein sogenannter Defibrillator steht. Das ist ein mobiles medizinisches Gerät, das durch gezielte Stromstöße Herzrhythmus-Störungen beenden kann und das die Ärzte auch einsetzten, als Fabrice Muamba am Samstagabend zusammenbrach. Womöglich hat das dem Fußballer das Leben gerettet.

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