Kottgeisering und die Solaranlage:Dorffrieden statt Energiewende

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Die Kottgeiseringer Politiker ziehen ihre Zustimmung zu einem Solarpark an der Bahnlinie zurück. Sie wollen einen Bürgerentscheid verhindern..

Manfred Amann

Den Einwohnern von Kottgeisering bleibt ein Bürgerentscheid gegen eine Photovoltaik-Freiflächenanlage entlang der Eisenbahnlinie im Westen des Ortes erspart. Aufgrund des massiven Widerstandes gegen den geplanten Solarpark haben die Ortspolitiker am Montag mit sieben gegen fünf Stimmen ihre Zustimmung zur Anlage wieder aufgehoben und sich dem Ziel der Bürgerinitiative angeschlossen. Diese lehnt Solarmodule an dieser Stelle ab. Erich Klas, der die Anlage aufstellen wollte, nahm diese Wende "eher gelassen, wenn nicht erleichtert" hin. Dazu, dass er die rund drei Hektar große Freiflächenanlage nicht bauen kann, sagte der Landwirt zur SZ: "Wenn ich geahnt hätte, welche Reaktionen mein Antrag auslöst, hätte ich es gleich sein lassen." Wäre es bei der Genehmigung geblieben, hätte er in Zukunft in Kottgeisering "wohl einen schweren Stand" gehabt, so die Einschätzung von Klas. Wie berichtet, hatten sich mehr als 500 Bürger aus dem Ort und der Umgebung in Unterschriftenlisten gegen das Solarfeld eingetragen. Die Gegner taten ihren Unmut auch auf Transparenten kund. Nachdem der Gemeinderat vor drei Wochen dennoch mit knapper Mehrheit für das Solarfeld gestimmt hatte, war eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen worden. Diese stellte an gut einsehbaren Stellen im Dorf Plakate mit der Aufschrift "Regenerativer Energiemix ja - mit Verstand" auf. In nur wenigen Tagen schlossen sich 280 Kottgeiseringer der Initiative an. Christian Schmid, Hildegard Koch und Werner Fesenmeir, die Vertreter der BI, übergaben dem Bürgermeister in der vergangenen Woche 279 gültige Unterschriften. "Bei 1245 Wahlberechtigten hätten 125 gereicht", erklärte Bürgermeister Josef Drexler (CSU) in der Gemeinderatssitzung. Mit 22,4 Prozent habe sich fast ein Viertel der Wahlberechtigten klar positioniert. Angesichts dieser Situation bezeichnete es Drexler als absehbar, dass ein Bürgerentscheid gegen die Anlage mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein werde. Er habe in der ersten Märzsitzung zwar für den Solarpark gestimmt und seine Meinung auch nicht geändert. Nun schlage er aber vor, sich dem Bürgerbegehren anzuschließen und die Genehmigung wieder aufzuheben. Damit spart sich die Kommune Kosten von rund 5000 Euro. Laut Drexler kann wieder Frieden in Kottgeisering einziehen. "Ein Bürgerentscheid nimmt die Spannungen nicht raus - im Gegenteil, sie werden verfestigt", prognostizierte der Sitzungsleiter. In einer solchen Situation sei es besser, das ohnehin zu erwartende Ergebnis des Bürgerentscheides durch eigenes Handeln vorwegzunehmen. Mit den gleichen Argumenten begründete auch Oskar Ostermeir (CSU) seine Kehrtwende. Obwohl er eigentlich für das Solarfeld ist, sei es ihm noch wichtiger, dass im Ort wieder Frieden herrsche. Dagegen sprach sich Dieter Eder aus. Er erinnerte daran, dass die Meinung von mehr als drei Viertel der Einwohner nicht bekannt sei. "Um eine objektive Meinung zu bekommen", sei ein Bürgerentscheid geradezu zwingend, befand der Gemeinderat der Bürgervereinigung. Wenn man die mit vielen Emotionen aufgeladenen Fronten auflösen wolle, sei das nur mit einer demokratischen Entscheidung zu erreichen.Der Gemeinderat aber entschied anders. Bürgermeister Drexler hofft nun, "dass man im Dorf wieder zusammenfindet".

© SZ vom 28.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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