Darüber klagen, dass es an Aufregung fehle, das können die Ägypter nicht. Das Parlament, die Gerichte und die oberste Wahlkommission qualifizieren und disqualifizieren die Kandidaten für die Präsidentschaftswahl in immer rascherem Wechsel.

Den widersprüchlichen Bescheiden vorausgegangen waren die Bewerbungen von Kandidaten, die "niemals antreten" wollten wie zum Beispiel der Muslimbruder Schater. Ebenso unerwartet wie vorhersehbar war auch, dass Mubaraks treuester Heinrich sich ganz plötzlich dem Wettbewerb an der Wahlurne stellen will: Ex-Geheimdienstchef Suleiman als demokratischer Hoffnungsträger Ägyptens ist so sinnvoll wie der Einsatz der Beatmungsmaschine am geschlossenen Sarg.

Noch gut einen Tag haben die nun von der Wahlkommission geschassten Kandidaten Zeit, ein letztes Mal Widerspruch einzulegen. Die Frage ist, wie weit die gegen sie angeführten Argumente tragen. Der Oberfundamentalist Ismail hat eine Mutter mit US-Pass - was kann ein Kandidat eigentlich für die Entscheidung seiner lang verstorbenen Mutter? Berechtigter klingt, dass die obersten Vormänner des Mubarak-Staats nicht antreten dürfen. Aber auch das überzeugt nicht, wenn das Verfahren gegen den Chef des Ancien régime immer weiter hinausgezögert wird: Ex-Präsident Mubarak ist bis heute nicht verurteilt worden.

Hinter dem Hin und Her im Wahlkampf schimmert Planlosigkeit durch. Dem Regierenden Militärrat gefallen wirklich demokratische Wahlen nicht. Aber er traut sich auch nicht, die antidemokratische Reconquista unverhohlen zu betreiben. Ob das Gewurstel zu Kairo die Hoffnungen des Volks erfüllt, wird sich zeigen. Spannend bleibt es.