Internet-Petition an Assads Ehefrau Asma:"Gebieten Sie Ihrem Mann Einhalt"

Sie galt als die moderne Hälfte des Ehepaars - die Frau des syrischen Präsidenten, Asma al-Assad. Doch seit Beginn des Aufstands spielt sie die traditionelle Gattin eines nahöstlichen Herrschers. Ein Internet-Video der Botschafter-Frauen der UN nimmt sie jetzt in die Verantwortung für die Gewalt in Syrien: "Was werden Sie antworten, wenn unsere Kinder fragen, was wir gegen das Blutvergießen unternommen haben?"

Tomas Avenarius, Kairo

Asma al-Assad ist bekanntgeworden als Frau, die die schönen Dinge zu schätzen weiß: Elegante Designerkleider, teure Schuhe, trendige Apple-Geräte. Doch in den Augen einer Reihe von internationalen Diplomatinnen und Botschafterfrauen steht Asma al-Assad als Frau und Mutter längst in der Mitverantwortung für das inzwischen ein Jahr andauernde Massaker, das ihr Ehemann Baschar al-Assad an Oppositionellen anrichtet.

In einem offenen Brief fordern sie die Präsidentengattin nun auf, gegen das Blutvergießen einzuschreiten: "Liebe Asma - manche Frauen sorgen sich um ihre Erscheinung, andere um ihr Volk", heißt es in der Online-Petition, die im Internet veröffentlicht worden ist. Flankiert wird der offene Brief von einem You-Tube-Film, der das Leiden und Sterben syrischer Kinder in den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Homs oder Hama zeigt. (Warnung: Das Video enthält Szenen, die schwerverletzte und getötete Kinder zeigen.)

"Was ist mit Ihnen los, Asma?", fragen die Unterzeichnerinnen Syriens First Lady. Den Brief unterschrieben haben sollen bereits die Ehefrauen der UN-Botschafter Deutschlands, Großbritanniens, Japans, der Türkei, Finnlands, Ungarns, Südafrikas, der Philippinen, die Ehefrau des aus Katar stammenden Präsidenten der UN-Generalversammlung sowie hochrangige UN-Mitarbeiter.

Asma al-Assad, geboren und aufgewachsen in London, galt lange als die moderne Hälfte des syrischen Präsidentenpaars. Sie trug dem spröde wirkenden Staatschef Assad im Land und weltweit Sympathien ein. Seit dem Beginn des Aufstands ist die gelernte Bankerin in den Hintergrund getreten. Sie hat sich aber bei Propagandakundgebungen in Damaskus mehrmals mit ihren Kindern an der Seite Assads gezeigt, spielt nun wieder die traditionelle Rolle der Ehefrau eines nahöstlichen Herrschers.

"Was werden Sie antworten, Asma?"

"Hunderte syrischer Kinder sind schon getötet oder verletzt worden", heißt es in dem offenen Brief weiter. "Eines Tages werden unsere eigene Kinder fragen, was wir unternommen haben, um das Blutvergießen zu beenden. Was werden Sie antworten, Asma?"

Die Petition, die von jedem Leser - vor allem von Frauen, aber auch von Männern - im Internet unterschrieben werden soll, endet mit einer unmissverständlichen Ansage: "Gebieten Sie Ihrem Mann Einhalt, ihm und seinen Getreuen", appellieren die Unterzeichnerinnen an Syriens First Lady. "Keiner interessiert sich noch für Ihr Image. Was uns interessiert, ist, dass Sie handeln. Und das sofort."

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