DFB ermittelt gegen Ryan Babel:"Ich weiß nicht, der Schiri war auf Drogen"

Novum in der Bundesliga: Hoffenheims Ryan Babel ist der erste Profi, gegen den der DFB wegen fragwürdiger Twitter-Äußerungen ermittelt. Der Sport und die neuen Medien - das ist noch ein sehr schwieriges Feld. Vielen Vereinen und Verbänden liegt nicht so viel an öffentlicher Meinungsvielfalt.

Johannes Aumüller

Ryan Babel hätte es wissen müssen, dass Twitter-Einträge Konsequenzen haben können. Als er im Januar 2011 noch für den FC Liverpool spielte und mit seinem Klub im Pokal gegen Manchester United verlor, äußerte er sich im Netz kritisch über die Leistung von Schiedsrichter Howard Webb: "Das soll einer der besten Schiedsrichter sein? Das ist ein Scherz", schrieb er - und veröffentlichte eine Foto-Montage, die Webb im Trikot des Gegners zeigte. Später entschuldigte sich der Niederländer zwar, musste aber nach einer Entscheidung des englischen Verbandes eine Geldstrafe von umgerechnet knapp 12 000 Euro bezahlen.

Ryan Babel

Rot für Ryan Babel (rechts): Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer schickt ihn vom Platz.

(Foto: dpa)

Mittlerweile spielt Ryan Babel für Hoffenheim und befindet sich mitten in der nächsten Twitter-Affäre. Nach der Partie seiner TSG bei Hertha BSC am letzten Bundesliga-Spieltag soll er auf einen Eintrag eines anderen Nutzers hin den Satz "Ich weiß nicht, der Schiri war auf Drogen" geschrieben haben.

In der Partie in Berlin hatte ihm der Unparteiische Thorsten Kinhöfer in der 41. Minute für zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Szenen, einen angeblichen Schubser und eine anschließende Rangelei, eine unverständliche gelb-rote Karte gezeigt. Daraufhin ermittelte wegen der Äußerung auf Twitter der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), er bat Babel um eine zeitnahe Stellungnahme - dieser räumte den Kommentar ein und muss jetzt 3000 Euro Strafe bezahlen.

Der Sport und die neuen Medien wie Twitter oder Facebook, das ist noch ein sehr schwieriges Feld. Vielen Vereinen und Verbänden liegt nicht so viel an öffentlicher Meinungsvielfalt, weswegen sie die Kontrolle über die Sportler behalten möchten - mit entsprechenden Richtlinien und teilweise sogar mit Twitter-Verboten. Die Sportler wiederum erzeugen einerseits ein erfreuliches Meinungsspektrum, wegen einer bisweilen unbedarften Herangehensweise führen ihre Äußerungen in regelmäßigen Abständen aber auch zu Aufregung. Beispielsweise, als Dortmunds Mats Hummels auf seiner Seite eine Aktion von Gladbachs Igor de Camargo als "peinlich und beschämend" bewertete.

Oder als André Schürrle vor einem Länderspiel schon vor der Pressekonferenz kundtat, dass er wegen einer Erkältung abreisen müsse. Oder als Bayern-Profi Breno postete, der Umgang seines Klubs mit ihm sei eine "Sauerei".

Social-Media-Richtlinie beim DFB

Weil Twitter und Facebook direkte Reaktionen erzeugen, ist der Impuls zur Mitteilung groß. Zudem erreichen die Sportler eine große Öffentlichkeit. Die Zahl der Facebook-Freunde oder der Twitter-Follower, also derer, die sich die Mitteilungen einer bestimmten Person abonniert haben, kann bei manchen Fußballern mit herkömmlichen Medien mithalten. Dem Schiedsrichter-Kritiker Babel folgen aktuell fast 400.000 Nutzer. Da ist jedenfalls schwer anzunehmen, eine solche Äußerung versickere irgendwo in den Tiefen des Internets.

Insofern ist es wenig überraschend, dass diese Aussage auch den DFB-Kontrollausschuss erreichte - "über Hinweise und Medien-Auswertung", wie es etwas kryptisch heißt. Allerdings ist es das erste Mal, dass er wegen einer Äußerung auf Twitter Ermittlungen aufnimmt.

Ob der Vorfall auch vereinsintern Folgen haben könnte, wollte die TSG nicht kommentieren. Spezielle Richtlinien für die Nutzung der sozialen Medien gibt es bei den Hoffenheimern nicht, allerdings einen allgemeinen Verhaltenskodex für Auftritte in der Öffentlichkeit.

Bei anderen Mannschaften ist das etwas konkreter geregelt. Für die deutschen Nationalspieler beispielsweise gilt bei der Europameisterschaft eine Social-Media-Richtlinie, nach der sie keine Bilder von Verletzungen und aus offiziellen Uefa-Räumlichkeiten veröffentlichen, keine Mannschaftsinterna weitergeben, keine Äußerungen über Gegner und Schiedsrichter tätigen sowie keine Verlinkungen zu kommerziellen Partnern publizieren dürfen. Äußerungen zur politischen Situation in der Ukraine fallen ausdrücklich nicht darunter, wie es auf Nachfrage beim DFB heißt.

Zumindest über dieses Thema muss sich Hoffenheims Ryan Babel aber keine Gedanken machen. Nach den zuletzt durchwachsenen Leistungen des Offensivspielers verzichtete sein Nationaltrainer Bert van Marwijk darauf, ihn ins erweiterte EM-Aufgebot der Niederländer zu berufen.

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