Ermordung von Unterhändler Rahmani:Aussöhnung in weiter Ferne

Das tödliche Attentat auf einen wichtigen Unterhändler ist kein Rückschlag für den Friedensprozess in Afghanistan - weil es diesen derzeit nämlich gar nicht gibt. Selbst Vertraute von Präsident Hamid Karsai gestehen dies freimütig ein.

Tomas Avenarius

Er hatte Kontakt zu den Taliban, schließlich war er früher einer ihrer Minister: Arsala Rahmani, ein Vermittler im angepeilten Friedensprozess, ist am Sonntag in Kabul ermordet worden. Von einem Rückschlag für die Aussöhnung zwischen afghanischer Regierung und den Aufständischen zu sprechen, wäre trotz seines Amtes als Mitglied des Hohen Friedensrates aber übertrieben. Das hat weniger damit zu tun, dass der Anschlag noch nicht aufgeklärt ist und die Taliban dementieren, für den Tod Rahmanis verantwortlich zu sein. Sondern vielmehr mit der Tatsache, dass es einen Aussöhnungsprozess zwischen der Regierung und den Taliban derzeit nicht gibt. Selbst Vertraute von Präsident Hamid Karsai gestehen das freimütig ein.

Trotz der Sehnsucht des Westens, sich aus Afghanistan zu verabschieden, trotz der Absetzbewegungen der Franzosen und Australier, und auch unabhängig von dem Druck, unter dem Barack Obama im US-Wahlkampf steht: Das Land am Hindukusch ist weit von Stabilität oder gar einem Friedensschluss entfernt.

Auch wenn auf großen Konferenzen, wie etwa auf dem anstehenden Nato-Gipfel in Chicago, schon gern über die Zukunft des Landes gesprochen wird, eines wird dabei vernachlässigt: Die aktuelle Lage ist zwar besser als vor zwei Jahren, aber sie bietet trotzdem noch keinen Anlass zum Optimismus. Zwar meiden die Taliban die direkten Gefechte mit den ausländischen Truppen, und die Islamisten haben vor allem durch die zahlreichen nächtlichen Kommandoaktionen der Amerikaner hohe Verluste hinnehmen müssen. Aber dennoch sind sie weit davon entfernt, Verhandlungen mit Präsident Karsai als letzten ihnen noch verbleibenden Ausweg anzusehen.

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