Seitenhieb auf Berlin:Feiern statt Jammern

Lesezeit: 1 min

Der Münchner Flughafen zelebriert sein 20-jähriges Bestehen - die Umlandbürgermeister kommen mit Protestbuttons

Dominik Hutter und Thomas Anlauf

Michael Kerkloh konnte den Festtag richtig genießen. Denn der Chef des Münchner Flughafens, der am Mittwoch die viertägige Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen des Franz-Josef-Strauß-Airports eröffnete, brauchte nur in den Annalen zu blättern, um zu wissen: Im Erdinger Moos hat alles geklappt. Als "Punktlandung" bezeichnete Kerkloh den nächtlichen Umzug von Riem zum neuen Großflughafen am 16. Mai 1992. Zwischen dem letzten Start eines Fliegers in Riem und der ersten Landung auf der neuen Startbahn im Norden lagen nur sechs Stunden.

Beim Festakt im Terminal 1 konnte sich Finanzminister Markus Söder (CSU), der Aufsichtsratschef des Flughafens, deshalb Spott in Richtung Berlin nicht verkneifen: "Die einen feiern, die andern jammern", sagte Söder. Er spielte darauf an, dass sich die Eröffnung des Hauptstadtflughafens wegen fehlenden Brandschutzes erheblich verzögert - um mehr als neun Monate, wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit am Donnerstag einräumte.

Für die Region München war die Flughafeneröffnung "ein gigantisches Zukunftsversprechen", sagte Kerkloh, "und dieses Versprechen ist mehr als eingelöst worden". Der Geschäftsführer der Flughafen München GmbH betonte, dass der Airport eine "weit über den Branchendurchschnitt verlaufende Wachstumsentwicklung" vollzogen habe. Die Anzahl der Fluggäste habe sich mit fast 38 Millionen mehr als verdreifacht. Damit spielte der Flughafenchef auf die Notwendigkeit der umstrittenen dritten Startbahn an, über die am 17. Juni in einem Bürgerentscheid in München abgestimmt wird. Kerkloh lobte auch die Kooperationsbereitschaft und "nachbarschaftliche Zusammenarbeit" in der gesamten Flughafenregion, die selbst "unvermeidliche Konflikte" wie die Debatte um die dritte Startbahn unbeschadet überstehen werde. Doch ganz so harmonisch verlief die Veranstaltung nicht: Viele Bürgermeister der Umlandgemeinden waren mit Protest-Buttons zum Festakt am Mittwoch gekommen.

Für Aufregung sorgte am Donnerstagnachmittag die Notlandung eines zweimotorige Propellerflugzeug der "Air Dolomiti". Die Maschine war von der Bahn abgekommen und auf der Wiese zum Stehen gekommen. Dabei wurde ein Fluggast leicht verletzt, die übrigen 57 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder kamen mit dem Schrecken davon. Das Flugzeug war um 13.25 Uhr mit Ziel Venedig im Erdinger Moos gestartet. Einem Flughafensprecher zufolge gab der Pilot kurz nach dem Abflug eine Meldung über Rauch in Cockpit und Kabine durch. Die Maschine des Typs AT 72 drehte daraufhin um und setzte schließlich um 14.03 Uhr auf der südlichen Landebahn auf, geriet aber in die Wiese.

© SZ vom 18.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: