Autonome Autos:Hilf mir, Kumpel

Wenn Michael Knight alias David Hasselhoff seinen schwarzen Sportwagen zu Hilfe rief, so kam er sofort angefahren: In den 80er Jahren war das Science-Fiction. Jetzt dürfen in Kalifornien Autos fahren, die sich selbst steuern. Egal, welche Farbe sie haben.

Sophie Crocoll

David Hasselhoff weiß, wie das ist. Er musste in der TV-Serie "Knight Rider" in brenzligen Momenten nur in seine Armbanduhr rufen - "Ich brauch dich, Kumpel!" - und KITT, der schwarze Trans Am mit dem roten Leuchtstreifen, kam auf quietschenden Reifen und rettete ihn vor den Verfolgern. So stellte man sich in den 80er Jahren Science Fiction vor.

"Heute sehen wir, wie Science Fiction zur Realität von morgen wird", sagte jetzt Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown. Er war eigens in die Firmenzentrale des Internetkonzerns Google gekommen, um ein Gesetz zu unterschreiben: Es erlaubt Testfahrten mit Autos, die sich selbst steuern. Damit ist Kalifornien nach Nevada der zweite Bundesstaat in den USA, der auf öffentlichen Straßen selbstfahrende Autos erlaubt. Voraussetzung: Am Steuer sitzt trotzdem ein Fahrer mit Führerschein - der einspringt, wenn das System ausfällt. Dazu muss er das Lenkrad bewegen oder auf die Bremse treten. Dann schaltet sich der Autopilot ab.

Ein deutscher Wissenschaftler ist die treibende Kraft

Hinter dem Projekt stecken Google-Ingenieure, besonders der deutsche Computerwissenschaftler Sebastian Thrun. Als er 18 war, starb ein Freund bei einem Autounfall. Seitdem arbeitet Thrun daran, Autos sicherer zu machen. Und sicherer heißt für Google vor allem: computergesteuert. Die meisten der jährlich etwa 30.000 Menschen sterben in den USA im Straßenverkehr, weil der Fahrer eines der beteiligten Autos einen Fehler macht. Um das Gesetz auf den Weg zu bringen, soll der Konzern seine Lobbyisten losgeschickt haben. Bis Ende des Jahres will Google die Zahl seiner Testfahrer erhöhen.

Viele Menschen, die im Silicon Valley leben und arbeiten, kennen den Anblick daher schon: Ein Auto, bei dem der Fahrer die Hände nicht am Steuer hat, sondern sich angeregt mit dem Beifahrer unterhält oder auf dem Handy seine E-Mails abruft. Auf den Straßen rund um Googles Firmenzentrale fahren sie schon länger immer mal wieder herum. Über Videokameras, Radar, Laser und ein Navigationssystem sammeln sie Daten, auf dem Dach ist ein Gestell montiert, ein bisschen sieht es wie ein kleiner Propeller aus. Computerprogramme verarbeiten die empfangenen Daten und lenken das Fahrzeug. Google hat bislang etwa ein Dutzend Autos im Einsatz, die meisten Toyotas Modell Prius, sie sind über 480.000 Kilometer gefahren.

Die computergesteuerten Autos sollen nicht nur sicherer sein, sondern auch Benzin sparen - beispielsweise weil es dem System egal ist, ob es den Fahrer nebenan an der Ampel abhängt. Sie sollen helfen, Staus zu vermeiden und den Mitfahrern Zeit sparen. Google nennt auch Vorteile für ältere und behinderte Menschen: Sie könnten sich selbständig bewegen.

In spätestens fünf Jahren wolle das Unternehmen die selbstfahrenden Autos anbieten, sagte Google-Mitgründer Sergej Brin - der, ganz Science Fiction, mal wieder sein derzeitiges Lieblingsspielzeug, die internetfähige Google-Brille trug. Bis dahin muss er Autofahrer überzeugen, dem Computersystem mehr zu vertrauen als den eigenen Fähigkeiten. Auch wie er den Fahrspaß, das Gefühl am Steuer, ersetzen will, das die Autoindustrie Fahrern gerne verspricht, hat Brin bisher nicht erklärt.

Google kündigte außerdem an, seinen Kartendienst Maps auf Bilder unter Wasser zu erweitern, auf das australische Great Barrier Reef zum Beispiel. Science Fiction wäre dann, wenn die ersten Autos selbständig durch die Meere fahren.

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