Hygienemängel bei Vinzenzmurr:"Alt, faulig und deutlich ranzig"

Bislang war es ein Geheimnis, was genau Lebensmittelkontrolleure bei der Metzgerei-Kette Vinzenzmurr entdeckt haben. Nun hat die Bayerische Staatsregierung Details zu den Zuständen in den Münchner Filialen veröffentlicht - und das klingt wenig appetitlich.

Bernd Kastner

Schweinswuerste enthalten Rindfleisch

"Ranzig": Bei Fleischwaren von Vinzenzmurr sind Hygienemängel festgestellt worden. (Symbolbild)

(Foto: dapd)

Es klingt nicht appetitlich, was die Lebensmittelkontrolleure über ihre Funde in einer Filiale von Vinzenzmurr notiert haben: "An der Rückseite der Verkaufstheken befanden sich Holzblenden, die den Bereich zwischen Theke und Fußboden verkleidet haben. Diese Holzblenden waren mit dunklen Belägen verunreinigt. Der Fußboden war unter der Fleisch- und Wursttheke zum Teil millimeterhoch mit dunklen Belägen, Unrat, Lebensmittelresten, Spinnweben und Rattenkot verunreinigt."

Bislang war es ein Geheimnis, was genau die Lebensmittelkontrolleure des Kreisverwaltungsreferats (KVR) im März 2011 bei Vinzenzmurr entdeckt haben. Zwei Dutzend Münchner Filialen hatten sie besucht und 29 Bußgeldbescheide erlassen wegen Verstößen gegen Hygienevorschriften. Stadt und Firma schweigen zu Details, nun aber werden sie doch bekannt - über einen Umweg: Im Internet findet sich auf einem offiziellen Portal der Bayerischen Staatsregierung ein Beschluss des Verwaltungsgerichts (VG), in dem die Funde teilweise beschrieben sind.

Vinzenzmurr hatte gegen die Stadt geklagt und wollte dieser die weitere Information der Öffentlichkeit über die Bußgeldverfahren verbieten. Das VG aber gab der Stadt recht, inzwischen sind die Bußgeldbescheide auch rechtskräftig. Trotzdem gibt das KVR keine detailliertere Auskunft: Die im März 2011 gültige Rechtslage verbiete dies, so eine Sprecherin.

Nur so viel gibt die Stadt heraus: In 17 der zwei Dutzend kontrollierten Filialen habe man Hygienemängel festgestellt. Eine Gesundheitsgefahr habe aber nicht bestanden, die monierte Ware sei nicht verkauft worden. Wie sinnvoll es war, diese aus dem Verkehr zu ziehen, legt der VG-Beschluss vom 13. September nahe. Darin wird aus den Bußgeldbescheiden zitiert. Zwar ist der von der Staatsregierung veröffentlichte Richterentscheid anonymisiert, doch das genannte Aktenzeichen ist das des Vinzenzmurr-Verfahrens gegen die Stadt.

Eine Tür mit schimmelähnlichem Belag verunreinigt

Nun ist unter anderem dies über die Funde nachzulesen: "Leber (233 g), die stellenweise deutlich grünlich verfärbt war, alt, faulig und deutlich ranzig roch sowie faulig schmeckte; Schinkenwürfel für Schinkennudeln (551 g), die stechend, süßlich, ammoniakalisch und verdorben rochen sowie ammoniakalisch schmeckten; Schweinshaxe, die deutlich ranzig roch sowie ranzig schmeckte; Hähnchenschenkel, die stellenweise ranzig rochen sowie ranzig und verdorben schmeckten; Bratenstücke, die teilweise muffig und ranzig rochen sowie muffig schmeckten; Hähnchenfleisch in Würfeln, gegart (1043 g), das muffig und faulig roch sowie faulig schmeckte."

Dreimal werden auch "Wurstabschnittstreifen für Fleischsalat" genannt, insgesamt mehr als zwei Kilo, die teilweise angegraute Oberflächen gehabt hätten, "alt, muffig und sauer" gerochen und "deutlich sauer" geschmeckt hätten. Zu eineinhalb Kilo Fleisch- und Wurstabschnitte ist vermerkt: "Der mikrobiologische Befund ergab einen hochgradigen Gehalt an aeroben, mesophilen und säureliebenden Keimen sowie Hefen und Schimmelpilzen."

Hygienemängel hat das KVR auch in Betriebs- und Verkaufsräumen festgestellt, etwa in einem Kühlhaus: "Die Türe war mit einem schwarzen, schimmelähnlichen Belag verunreinigt. Die Rohrleitungen waren mit alten Lebensmittelresten verschmutzt." In welchen der mehr als 100 Münchner Vinzenzmurr-Filialen all dies gefunden wurde, ist nicht vermerkt.

Nachdem sich Vinzenzmurr lange gegen die Bußgelder und dann auch gegen die Informationspolitik der Stadt vor Gericht gewehrt hatte, räumte die Geschäftsleitung am 21. September Mängel und "Verstöße durch einzelne Mitarbeiter" ein und erkannte die Bußgeldbescheide an.

"Wir bedauern die Einzelfälle außerordentlich", erklärte Vinzenzmurr am Mittwoch auf SZ-Anfrage erneut. Man habe bereits vergangenes Jahr konsequent gegengesteuert und das Qualitätsmanagement weiter verbessert. KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle bescheinigte der Großmetzgerei tatsächlich eine "positive Entwicklung": Vinzenzmurr habe "gelernt".

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