Bilanz der TV-Duelle:Romney siegt nach drei Runden

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Die Bilanz nach drei TV-Debatten fällt für Obama verheerend aus. Vor den Duellen lag Romney im Kampf um das Weiße Haus scheinbar aussichtslos zurück. Jetzt hat der Herausforderer in Umfragen zum Präsidenten aufgeschlossen. Auch der Sieg des Amtsinhabers im letzten Duell kann den Trend zu Romney wohl nicht stoppen.

Reymer Klüver

Amerikas Präsidentschaftsrennen steht auf Messers Schneide. Es kann glücklich für den Präsidenten enden oder mit dem Triumph seines Herausforderers. Beides ist möglich. Vor den drei TV-Debatten im US-Fernsehen hätte man das nicht sagen können. Ehe er am 3. Oktober das erste Mal direkt auf seinen Kontrahenten Mitt Romney traf, hatte Barack Obama sich einen soliden Vorsprung erarbeitet. Im Schnitt drei, vier Prozentpunkte lag er in den Umfragen vorn. So deutlich jedenfalls, dass es für einen Wahlsieg allemal gereicht hätte. Auch in den Swing States.

Davon kann nun keine Rede mehr sein. Exakt 47 Prozent bescheinigt inzwischen eine der verlässlicheren Umfragen beiden Kandidaten. Die Bilanz der TV-Debatten fällt also unterm Strich verheerend für Obama aus - den sicher geglaubten Sieg könnte der Präsident leichtfertig verspielt haben.

Es lohnt sich indes, die drei Treffen noch einmal genauer anzuschauen. Es war die erste der drei Debatten, die katastrophal für Obama lief. Er ließ es zu, dass Romney sich einfach überzeugender verkaufte - und das vor einem Publikum, das so groß keiner von beiden in diesem Finale des Wahlkampfs jemals mehr haben wird: 67 Millionen Amerikaner schauten zu, ein Drittel der Wahlberechtigten (wenn man annimmt, dass vor allem Erwachsene vorm Fernseher saßen).

Im direkten Vergleich mit dem lustlosen, herablassend wirkenden Obama war Romney einfach besser. Er konnte sich aus der Schablone lösen, in die ihn Obama in den Wochen zuvor erfolgreich gepresst hatte. Auf einmal sahen die Amerikaner nicht mehr einen gefühllosen, kalten Manager. Gewiss, da sprach ein Technokrat, aber ein "Technokrat mit Herz", wie die New York Times treffend formulierte.

TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten
:Obama witzelt, Romney schwitzt

Es ging um viel beim dritten Fernsehduell zum Thema Außenpolitik: Während Barack Obama seinen Konkurrenten in der Debatte mit flotten Sprüchen in Verlegenheit bringt, versucht sich der republikanische Kandidat Mitt Romney auf sicheres Terrain zu retten - das aber nichts mit Außenpolitik zu tun hat.

der Debatte.

Romney zeigte sich nicht als der Extremist, als den ihn der Präsident karikiert hatte, sondern als ein Mann der Mitte - sicherlich rechts der Mitte, aber durchaus wählbar. Das war der Durchbruch für den Kandidaten. In den Umfragen ging es deutlich aufwärts für Romney.

Obama führt seither eine Abwehrschlacht. In der zweiten Debatte gab er sich deutlich kämpferischer. Diesmal blieb er sicherlich der Sieger. Doch war die erste Debatte ein klarer Knock-out für Romney, erwies sich die zweite allenfalls als ein technischer K. o. für Obama. In der dritten Debatte nun konnte er noch einmal seinen Kontrahenten in die Schranken weisen. Aber ob das reicht, den Trend zu Romney zu stoppen?

Am Ende könnten die Debatten dieses Herbstes in der Geschichte der US-Präsidentschaftswahlkämpfe einen so prominenten Platz einnehmen wie die legendären Debatten von 1960 und 1980: Damals entschieden sie die Wahl zugunsten John F. Kennedys und Ronald Reagans. Beide übrigens waren die Herausforderer, die sich gegen einen amtierenden Vizepräsidenten oder einen amtierenden Präsidenten durchsetzten. Kein gutes Omen für Obama.

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US-Medien zum dritten TV-Duell
:"Ein Arsenal an zündenden Einzeilern"

Immerhin habe Romney alle ausländischen Namen korrekt ausgesprochen, merkt die "New York Times" süffisant an. Für viele Kommentatoren blieb Romney beim letzten TV-Duell nichts anderes übrig, als dem Präsidenten bei wichtigen außenpolitischen Fragen zuzustimmen. Obama dagegen konnte sich als "Commander-in-Chief" profilieren. Doch hilft ihm dieser Bonus wirklich bei den Wählern?

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