Restaurant Roecklplatz:Kleine Auswahl, hervorragendes Konzept

Restaurant 'Roecklplatz' in München, 2009

Hier kann der Nachwuchs sein Talent zeigen: Das Ausbildungsrestaurant Roecklplatz im Münchner Dreimühlenviertel.

(Foto: Catherina Hess)

Das "Roecklplatz" ist ein Ausbildungsrestaurant, hier darf der Nachwuchs ran. Was das für die Gäste bedeutet? Gelassene Freundlichkeit und hochwertige Gerichte.

Karl-Heinz Peffekoven

Es gibt Restaurants, um die muss so etwas wie ein düsteres Geheimnis sein: Sie liegen schöner als alle Konkurrenz weitum, in Platzhirschlage, alles stimmt, der Raum, der Garten, die Umgebung. Und doch klappt es nicht, klebt das Scheitern an den Pächtern, die in schneller Folge wechseln.

Ein solcher Ort war für geraume Zeit jenes Lokal, das an der Ecke Isartalstraße/Roecklplatz nur darauf wartete, wachgeküsst zu werden: ein Garten unter großen Bäumen und bunten Lampen, großzügig und doch behütet, mit Blick auf das Halbrund der Gründerzeitfassaden nebenan und, für Eltern ein seltenes Glück, auf den direkt benachbarten Spielplatz.

Hier ist nun das "Roecklplatz - Das Ausbildungsrestaurant" eingezogen, und nichts mehr ist wie früher, zum Glück. Der Garten ist so prächtig, wie er sein soll, innen herrscht Platz, angenehmer Schick mit viel Glas und klaren Formen. Das gibt es nun auch anderswo, gerade hier im höchst trendigen Dreimühlenviertel, dessen Erschließung sich gerade dadurch manifestiert hat, dass in kürzester Zeit der Metzger und zwei Lebensmittelläden dichtmachten.

So ist die Welt, doch belegt das Lokal Roecklplatz einmal mehr, dass nicht aller Wandel von Übel sein muss. Es ist nämlich einerseits sehr durchdacht und ansprechend eingerichtet und andererseits ein Ausbildungslokal, in dem benachteiligte Jugendliche, junge Männer und Frauen aus schwierigen Verhältnissen, das Gastronomiehandwerk lernen. Nimmt man die gelassene Freundlichkeit, die die Bedienungen zumeist an den Tag legen, zum Maßstab, dann steht es sehr gut um das vielbeschriebene Projekt. Aber kann die Küche mithalten?

Keine Sorge und ganz viel Lob vorweg: Auch kulinarisch ist das Roecklplatz die Anreise aus anderen Stadtvierteln wert. Löblicherweise konzentriert sich das Angebot auf wenige, dafür hochwertige Gerichte. Viel besser haben wir Ochsenconsommee aus Wurzelgemüse, Ei und Markcrostini auch bei der Großtante nicht gegessen, und Peffekoven hätte sich auf mancher Hütte eine solche Jausenmahlzeit gewünscht, deftig und würzig, ohne Dutzendware: ein Brett mit Nussschinken, Leberwurst, Speck, Gurken, Griebenschmalz und frischem Schwarzbrot.

Ein Schwerpunkt liegt auf phantasiereich kombinierten, großzügig bestückten Salaten. Das beginnt vegetarisch mit gebratenen Zucchini und Auberginen, Kichererbsenbällchen, Fenchel und Mangochutney. Es folgt auf der Karte ein Mix aus Lendenstreifen vom Rind, gegrillten Zucchini und Süßkartoffeln mit Rotbeerensenf.

Ähnlich barock kombiniert sind die Salate mit glaciertem Schafskäse, mit Hühnerbrust und glacierten Pilzen. Satt kann man von solchen Angeboten schon werden. Wem nach Schwererem zumute ist, bestellt Gnocchi mit tiefgrünem, köstlichem Pesto, das natürlich hausgemacht war, oder ein Steinpilzravioli mit grob geraspeltem Parmesan und in Butter geschwenkten Salbeiblättern.

Dergestalt ermutigt, wagten sich auch Skeptiker an das andernorts häufig so verhunzte Wiener Schnitzel - und waren begeistert von der lockeren Panade, die zartes Biokalbfleisch umhüllte, von der sommerlichen Frische des Gurken-Apfel-Kartoffelsalats sowie abermals vom originellen Rotbeerensenf, den Peffekoven so noch nie gegessen hat. Rinderfilet und Rinderlende mit Pommes und hausgemachter Mayo schließlich machten die Tester ob der gelungen Würze und der Zartheit regelrecht glücklich - wie anderntags das Saiblingsfilet mit frischem Spinat.

Die Kinder forderten die durchweg gelassene Bedienung mit Kombi-Bestellungen wie Schnitzel mit Nudeln und Tomatensoße heraus, stießen auf freundliches Entgegenkommen und behaupteten kennerhaft, hier die beste Tomatensoße ihres Lebens verspeist zu haben.

Vergnügt hüpften sie sich Nachspeisehunger auf dem Spielplatz an, während die Erwachsenen den Blick auf die ruhige Ordnung von Vorratsgläsern, Weinflaschen und Basilikumtöpfchen in den stählernen Wandregalen genossen. Zur Abrundung eines wunderbaren Mahles gab es Mousse aus weißer Schokolade mit Früchten. "Weich und cremig und sehr lecker", sagte das Kind überzeugt. Schade nicht nur für den begeisterten, schulpflichtigen Nachwuchs, dass das Roecklplatz lediglich abends (und sonntags gar nicht) geöffnet hat.

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