Bürgerkrieg in Syrien:Israel wirft Assad-Regime Chemiewaffeneinsatz vor

Über den Einsatz von chemischen Waffen im Syrienkonflikt wird schon länger spekuliert. Israels Armee sieht ihn nun als erwiesen an: Nach ihren Informationen hätten die Regierungstruppen mehrmals tödliches Giftgas eingesetzt. Die Nato zeigt sich "extrem besorgt".

Der israelische Militärgeheimdienst beschuldigt die syrische Führung, im Kampf gegen die Rebellen chemische Waffen einzusetzen. "Nach unserem Informationsstand hat das Regime mehrmals tödliche Chemiewaffen eingesetzt, unter anderem auch am 19. März", sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes israelischen Medienberichten zufolge.

Brigadegeneral Itai Brun sagte auf einer Sicherheitskonferenz in Tel Aviv, aufgrund einer Analyse der Bilder von Opfern gehe man von einem Einsatz des Giftgases Sarin gegen Zivilisten aus. Sie hätten verengte Pupillen und Schaum vor dem Mund gehabt. Am 19. März hatte dagegen ein Mediziner in der betroffenen Stadt Aleppo gesagt, es sei kein Giftgas, sondern ein Pestizid als Waffe eingesetzt worden.

Das Giftgas Sarin wurde in den 1930er-Jahren als Pflanzenschutzmittel entwickelt und später als Waffe eingesetzt. Es handelt sich um ein geruchs- und farbloses Nervengift, das die Atemmuskeln lähmt und zum Tod führen kann.

Die Nato zeigt sich angesichts der Berichte über einen möglichen Chemiewaffen-Einsatz besorgt. "Wir sind sehr besorgt über die Gefahr von regionalen Folgewirkungen. Wir sind extrem besorgt über den Einsatz von ballistischen Raketen in Syrien und über den möglichen Einsatz von Chemiewaffen", sagte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen vor Journalisten. "Ich kann versichern, dass wir vorbereitet sind, um unsere Verbündeten zu schützen - in diesem Fall den syrischen Nachbarn Türkei", sagte Rasmussen weiter. Eigene Erkenntnisse über den möglichen Giftgas-Einsatz liegen laut Außenminister Guido Westerwelle aber nicht vor.

Über den Einsatz von chemischen Waffen im Syrienkonflikt wurde bereits mehrfach spekuliert. Rebellen und Regierungstruppen werfen sich gegenseitig vor, die tödlichen Waffen im März in der Provinz Aleppo eingesetzt zu haben. Dafür gab es jedoch bislang keine Beweise. Ein Expertenteam der Vereinten Nationen soll die Vorwürfe untersuchen, hat jedoch bisher keine Einreiseerlaubnis von der syrischen Führung erhalten.

Mitte April berichtete die britische Tageszeitung Times, britische Militärexperten hätten in einer Bodenprobe aus Syrien Beweise für die Verwendung derartiger Kampfstoffe entdeckt. Zuvor hatten UN-Diplomaten erklärt, westliche Staaten hätten "harte Beweise" für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien. Details wurden nicht genannt.

US-Präsident Barack Obama hatte im Vorjahr mit einem Militärschlag gegen Syrien gedroht, sollte das Regime chemische Waffen einsetzen oder deren Einsatz vorbereiten.

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