ISS-Star Chris Hadfield:Der singende Astronaut

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Auch als David-Bowie-Coversänger macht Chris Hadfield an Bord der ISS eine gute Figur. (Foto: Quelle: YouTube)

Wie wäscht man sich im Weltall die Hände? Mit Videos, Tweets und faszinierenden Bildern der Erde wurde Chris Hadfield zum Internet-Star. Nun geht sein Einsatz an Bord der Internationalen Raumstation zu Ende und der Astronaut hat sich verabschiedet - mit einer Hommage an David Bowie.

Von Tobias Dorfer

Irgendwo da oben, knapp 400 Kilometer über der Erde, schwebt Chris Hadfield und erklärt seine Welt. In den vergangenen Monaten hat der Kommandant den Menschen auf der Erde das Leben auf der Internationalen Raumstation (ISS) beschrieben und unzählige Twitter-Nachrichten, Bilder und Videos heruntergeschickt. Er hat den Weltraum greifbar gemacht, elementare Alltagsfragen der Raumfahrer besprochen und vor allem: viel gute Laune verbreitet.

790.000 Menschen folgen Hadfield inzwischen bei Twitter, der Youtube-Kanal der Canadian Space Agency, in dem seine Videos einlaufen, hat schon 144.000 Abonnenten. Chris Hadfield ist ein echter Internet-Star geworden.

Nach fünf Monaten im Weltall geht die Zeit von Hadfield auf der ISS nun zu Ende. In den nächsten Stunden wird der Kanadier zurück auf der Erde erwartet. Doch bevor der Astronaut seine Mission endgültig abschließt, hat sich Hadfield auf eine besondere Art und Weise verabschiedet: mit einem Video, das zeigtHadfield ist nicht nur ein vielseitiger Kommandant, sondern ein fantastischer Sänger. Seit dem frühen Montagmorgen können Hunderttausende Weltraumfans Chris Hadfield dabei zuschauen und zuhören, wie er seine Version von David Bowies Space Oddity singt.

Es ist ein romantischer, fast schon zärtlicher Abschied, eine Liebeserklärung an das Weltall. Der kurze Film zeigt den Raumfahrer, wie er singend und Gitarre spielend durch die ISS schwebt. Gesang und Gitarrenspiel wurden live in der Raumstation aufgenommen. Die restliche Begleitung sowie die Bearbeitung des Videos erfolgten auf der Erde. Innerhalb weniger Stunden haben mehr als 200.000 Zuschauer den Clip angeschaut.

Im Dezember 2012 hat der Astronaut seine Arbeit an der ISS aufgenommen. Zunächst arbeitete er als Ingenieur, am 15. März übernahm er dann als erster Kanadier das Kommando der Station. Seitdem schickt er täglich mehrere Tweets auf die Erde, häufig mit faszinierenden Naturaufnahmen. Unterstützung bekam er von seinem Sohn Evan, der von Darmstadt aus die Social-Web-Aktivitäten seines Vaters betreute - ein Fulltime-Job, wie ein Blick auf den Twitter-Kanal des Juniors zeigt.

Die Welt, wie Chris Hadfield sie sieht, ist manchmal ziemlich groß - und mitunter auch ziemlich klein. Der Raumfahrer fotografiert ganze Länder und Landstriche genauso wie einzelne Städte. Am Tag des Super-Bowl-Endspiels schickte der Raumfahrer Fotos von Baltimore und San Francisco auf die Erde, den beiden Städten der Finalteilnehmer.

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So sehen Raumfahrer die Welt: Chris Hadfield ist derzeit auf der Internationalen Raumstation im Einsatz und schwebt 400 Kilometer über die Erde. Über Twitter und Facebook teilt er seine Eindrücke mit den Daheimgebliebenen.

Aber Hadfield reichte es nicht, von der ISS auf die Erde zu zoomen und den blauen Planeten aus der Vogelperspektive zu knipsen. In mehreren Videos erklärte er, wie Astronauten die Probleme des Alltags im All lösen - Physikunterricht, wie man ihn sich in der Schule gewünscht hätte. Zum Beispiel: Wie schneidet man sich die Fingernägel in der Schwerelosigkeit, ohne dass die Nägel durch die Luft fliegen?

Ein Video, in dem Chris Hadfield zeigt, wie er sich die Hände wäscht, schauten sich knapp 420.000 User bei Youtube an.

Zum Schluss nun also eine Hommage an das Weltall - und an David Bowie. Als Musiker hat sich Hadfield aber bereits vor einigen Wochen auf sich aufmerksam gemacht. Im Februar nahm er ein Lied mit einem Sänger der Band "Barenaked Ladies" und den Wexford Geeks, dem preisgekrönten Chor des Wexford Collegiate Institutes in Toronto, den Song I.S.S. (Is Somebody Singing) auf, das "erste musikalische Projekt zwischen Erde und Weltall". Im Begleittext heißt es, Hadfield wolle damit den Musikunterricht in Kanada unterstützen.

Chris Hadfield hat inzwischen das Kommando der ISS an seinen Kollegen Pawel Winogradow abgegeben. In einem Video zieht er Bilanz. Seine wichtigsten Ziele: die Gesundheit der Crew und die Funktionalität der ISS zu erhalten sowie die Raumstation für wissenschaftliche Zwecke optimal zu nutzen. Zuletzt hatten die Astronauten noch mit einem "ernsten Problem" zu kämpfen, einem Ammoniak-Leck im Kühlkreislauf. In einem fünfeinhalbstündigen Außeneinsatz wurde das Leck geschlossen. Eine solch kurzfristig anberaumte Aktion hatte es nach Angaben der russischen und amerikanischen Weltraumbehörden noch nie zuvor gegeben.

Auf Twitter, dem Medium, das Hadfield bekannt gemacht hat, bedanken sich seine Fans unter dem Hashtag #ThankYouCommanderHadfield.

Am Dienstagmorgen gegen 3:30 Uhr (deutscher Zeit) werden Hadfield und zwei Kollegen in einer Sojus-Kapsel auf der Erde erwartet. Die Landung kann im Livestream auf der Internetseite der Canadian Space Agency mitverfolgt werden. Der Commander hat dann seine Mission beendet. Zum Abschied musste Hadfield noch mit einem menschlichen Problem kämpfen:

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