150 Jahre deutsche Sozialdemokratie:Hollande appelliert an den Stolz der SPD

Glückwunsch, alte Dame: Die SPD feiert ihren 150. Geburtstag und bekommt Applaus von Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck. Frankreichs Präsident François Hollande ermahnt die Genossen beim Festakt in Leipzig, stolz auf sich zu sein. Doch SPD-Chef Gabriel sticht sie alle locker aus.

Die Feierlichkeiten im Überblick. Von Hannah Beitzer und Michael König

Am 23. Mai 1863 fing alles an: Ferdinand Lassalle und einige seiner Mitstreiter gründeten in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, aus dem später die SPD hervorging. Die erste deutsche Arbeiterpartei war geboren. 150 Jahre später feiern die Genossen von heute Lassalles Pioniertat mit einem Festakt in Leipzig.

  • Gabriel macht seine Witzchen: Die beste Rede der Geburtstagsfeier hält SPD-Chef Sigmar Gabriel, der bei allem Pathos den Witz nicht aus den Augen verliert. Nachdem er Bundeskanzlerin Angela Merkel versehentlich mit "Frau Bundespräsidentin" angesprochen hat, scherzt er: "Ich bin meiner Zeit voraus, Frau Merkel." Doch Gabriel kann auch ernst, als er etwa an die historischen Verdienste seiner Partei erinnert: "Sie trat für gleiche Menschen- und Bürgerrechte ein, als andere die unterschiedliche Wertigkeit von Menschen propagierten." Für die Zukunft gibt er die Parole aus: "Der Lebensweg eines jeden Menschen soll frei und offen sein." Was das bedeutet? "Du musst das Leben nehmen, wie es ist. Aber du darfst es nicht so lassen."
  • Umjubelter François Hollande: Der französische Präsident bekommt beim Festakt in Leipzig viel Applaus. In seiner Rede lobt er die SPD dafür, sich im Godesberger Programm von 1959 der Realität gestellt zu haben. "Sie haben die Kompromisskultur erfunden", sagt Hollande und hebt auch Gerhard Schröders umstrittene Agenda-Reformen hervor. "Seien Sie stolz auf Ihre heutige Zusammenkunft", mahnt Hollande.
  • Gauck würdigt Verdienste: Der Bundespräsident erinnert an den Sozialdemokraten Otto Wels, der am 23. März 1933 im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis protestierte - "in der mutigsten Rede, die je in einem Parlament gehalten wurde". Die SPD habe "die Demokratie länger und tapferer verteidigt" als andere, sagt Gauck.
  • Merkel gratuliert "von Herzen": Die amtierende Bundeskanzlerin ist nicht Mitglied in der SPD, am Festakt teilnehmen darf Angela Merkel trotzdem. Vorab schickte die CDU-Politikerin einen rhetorischen Blumenstrauß in Richtung der Konkurrenz: Die SPD sei eine "streitbare und unbeugsame Stimme der Demokratie in Deutschland". Für diesen "gar nicht hoch genug einzuschätzenden Dienst an unserem Land gebühren der SPD mein Respekt und meine Anerkennung", schreibt Merkel in einem Gastbeitrag für die Leipziger Volkszeitung. Zum Jubiläum gratuliere sie "im Namen der CDU Deutschlands wie auch persönlich von Herzen"
  • Altmaier "kann ihr heute nicht böse sein": Auch Bundesumweltminister Peter Altmaier gratuliert und würdigt die SPD. Die habe "früher Vieles richtig gemacht", weshalb man "ihr heute nicht richtig böse sein" könne. Altmaiers CDU-Parteifreund Jens Spahn, Gesundheitsexperte im Bundestag, schreibt auf Twitter: "Du machst es uns nicht immer einfach, dafür danke. Das hält munter."
  • Gemeinheit von Horst Seehofer: Der CSU-Chef schreibt in der Leipziger Volkszeitung, er gratuliere der SPD "als altgedienter Herz-Jesu-Sozialist" zum runden Geburtstag. Er wisse aus persönlicher Erfahrung, was für eine schöne Aufgabe es sei, die Anliegen der arbeitenden Menschen und ihrer Familien in der Politik zu vertreten. Seehofer schob hinterher: "Auch in Bayern haben wir dafür eine eigene Partei: die Christlich-Soziale Union." Die bayerische SPD wird es nicht gerne hören.
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