Kinderbetreuung in München:Günstige Krippen verzweifelt gesucht

Lesezeit: 2 min

Plätze für die Betreuung von kleinen Kindern fehlen weiterhin. (Foto: dpa)

Der Kita-Ausbau ist zwar beachtlich, doch die günstigen Plätze der Stadt oder von gemeinnützigen Trägern sind nach wie vor rar. Vielen Eltern bleibt da nur, auf die teuren privaten Träger auszuweichen - oder gleich ganz zu Hause zu bleiben.

Von Katja Riedel

Gut zwei Monate vor Beginn des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr ist in München noch offen, ob die Stadt ihn auch erfüllen kann - trotz eines kräftigen Endspurts. "Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, eine Prognose abzugeben, ob wir es schaffen, den Rechtsanspruch schon im Herbst zu erfüllen", sagt Susanne Herrmann, die im städtischen Referat für Bildung und Sport die Abteilung Kita leitet. Sicher sei nur, dass wohl nicht jeder einen Platz in seiner Wunscheinrichtung bekommen könne - weder zum 1. August noch später.

5400 Plätze werden bis Jahresende noch zusätzlich in Münchner Krippen und Tagespflegen geschaffen - 1400 mehr als im mehrjährigen Aktionsplan vorgesehen. Insgesamt sind es dann gut 16.000 Plätze. Doch obwohl es dann für 66 Prozent der Kinder zwischen ein und drei Jahren einen Platz geben wird und so rechnerisch wohl für jede Familie, die sucht, ein Platz da wäre, geht diese Rechnung wohl nicht auf: Eines der Hindernisse ist, dass die neu gebauten Krippen nicht von der Stadt selbst, sondern von freien Trägern geführt werden. Die Landeshauptstadt selbst hält nur noch ein Fünftel der gesamten Krippenplätze.

Viele können sich die privaten Krippen nicht leisten

Von den nach sozialen Kriterien gestaffelten Gebühren können aber nur Familien profitieren, die in einem städtischen Haus unterkommen. Etwa die Hälfte der Eltern zahlen dort gar nichts, und selbst der Höchstsatz liegt bei etwa der Hälfte der Beträge, die private Träger verlangen müssen, um wirtschaftlich zu arbeiten.

Deshalb berichten solche Betreiber immer wieder davon, dass sie noch freie Plätze vergeben könnten, während die Wartelisten in den städtischen Krippen, aber auch in den relativ preisgünstigen Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen weiter überquellen. In ganz Bayern bekommen private Kitas staatliche und kommunale Zuschüsse, ihre Plätze tragen dazu bei, dass die Quote gerade in München höher ist als im Rest Bayerns, aber auch als in anderen Großstädten.

Doch viele Eltern können sich Preise zwischen 750 bis 1000 Euro für einen Vollzeitplatz nicht leisten und betreuen die Kinder stattdessen doch notgedrungen zu Hause. Gerade diese Gruppe könnte vom 1. August an einen Platz einklagen. Bisher, berichtet Kita-Abteilungsleiterin Herrmann, würden die Eltern jedoch einen sachlichen Ton anschlagen, auch wenn manche bereits mit dem Anwalt drohten. Die Stadt, die wie jede Kommune für den Rechtsanspruch einstehen muss, weiß bisher jedoch nicht, wie viele Eltern dies überhaupt betrifft. Sie weiß nur, dass sie selbst Zusagen für 1320 Krippenplätze verschickt hat.

Der Überblick fehlt

Ein vollständiges Verzeichnis für alle Münchner Träger gibt es nicht. Genauso wenig gibt es bisher eine Liste aller Eltern, die suchen, geschweige denn einen Überblick, welchen genauen Bedarf einzelne Familien haben. Deshalb hat die Stadt nicht nur Hunderte Fragebögen an Eltern verschickt. Sie hat auch eine "Servicestelle U3" gegründet. Diese ist dem Vernehmen nach sehr gut angelaufen. 742 Telefonate, 192 Mailanfragen und 156 persönliche Gespräche habe es bisher gegeben, sagt Susanne Herrmann.

Von der Stelle erhofft sich die Stadt, Problemfälle herauszufiltern und den stadtweiten Bedarf zu ermitteln. Melden sollen sich Eltern, die Absagen bekommen haben. 36 Kinder konnten so kurzfristig im ersten Monat seit Eröffnung einen Platz bekommen. Nicht jedoch in städtischen Krippen, die jeweils eigene Wartelisten führen. Das Referat vermittelt lediglich kurzfristig verfügbare Plätze freier und privater Träger. Doch eine Lösung für alle Eltern dürfte auch das nicht sein: Wer sich die private Kita nicht leisten kann, dem hilft dies nicht.

© SZ vom 29.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: