Insolvenzantrag:Solarkonzern Conergy ist pleite

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Das Hamburger Solarunternehmen galt einst als Vorbild für die Branche, doch die Aktie verlor mehr als 99 Prozent ihres Werts. Jetzt ist Conergy insolvent. Die Aktie bricht dramatisch ein.

Das Hamburger Solarunternehmen Conergy ist pleite. Das Unternehmen werde heute beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen, teilte das einstige Vorzeigeunternehmen der deutschen Solarbranche mit. Auch die wesentlichen deutschen Tochtergesellschaften würden ebenfalls unverzüglich Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Mehr als 12.000 Menschen arbeiten für das Unternehmen. Die Aktie brach zeitweise um 68 Prozent ein. Im Herbst 2007 notierte die Conergy-Aktie noch bei mehr als 200 Euro. Am Freitag lag der Kurs bei 12 Cent.

Conergy hatte zuletzt auf einen rettenden Investor aus Asien gesetzt, der Bankverbindlichkeiten ablösen und frisches Geld zuschießen sollte. In der knappen Mitteilung von Conergy heißt es, die Unternehmensleitung sei "unverändert zuversichtlich", im Rahmen des Insolvenzverfahrens mithilfe eines Investors den gesamten Geschäftsbetrieb weiterführen zu können.

Die Firma hat seit längerem zu wenig Geld und landete in den vergangenen Jahren im Ranking der größten "Kapitalvernichter" weit vorne, das von Aktionärsschützern erstellt wird. Binnen fünf Jahren war der Aktienkurs des Unternehmens um mehr als 99 Prozent eingebrochen. Das Image des Unternehmens litt auch, weil Staatsanwälte wegen Insiderhandels gegen mehrere Manager ermittelten. 2010 kam es zur Razzia.

Brandenburgs Wirtschaftsministerium will nach eigenen Angaben so schnell wie möglich Kontakt mit der Unternehmensführung aufnehmen. Die Landesregierung bedaure die Insolvenz. Das sei für Ostbrandenburg "eine sehr schlechte Nachricht". In Frankfurt (Oder) fertigten zuletzt etwa 300 Menschen für Conergy Solarmodule.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Conergy bei 473,5 Millionen Euro Umsatz einen operativen Verlust (Ebit) von 83 Millionen Euro. Der Preisverfall und der teure Ausstieg aus einem Liefervertrag mit der amerikanischen Solarteil-Produzenten MEMC hatten dem Konzern die Bilanz verhagelt. Im laufenden Jahr sollte bei 700 bis 800 Millionen Euro Umsatz wieder ein kleiner operativer Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen zu Buche stehen.

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