Castro gegen Kubas Zwei-Währungs-System:Ein Peso zu viel

The driver of a U.S.-made car used as a private collective taxi drops people at a beach on the outskirts of Havana

Ein typisches altes Taxi - made in America - an einem Strand in der Nähe Havannas. Die doppelte Währung spaltet das Land.

(Foto: REUTERS)

Kubas Staats- und Parteichef Raúl Castro kündigt eine Revolution an: das Ende der doppelten Währung nach fast 20 Jahren. Er will damit die Parallelwelten der einfachen Kubaner und der Luxusrestaurants und Hotels zusammenführen.

Von Peter Burghardt

Wenn's ums Geld geht, dann wird es schwierig auf Kuba. Seit 1994 gibt es auf der sozialistischen Insel eine doppelte Währung: den kubanischen Peso, die offizielle Landeswährung - und den konvertiblen Peso, kurz CUC. Der CUC ist das einheimische Pendant zum US-Dollar, seit 2004 müssen ausländische Devisen ausschließlich in dieser Form verwendet werden.

Für einen CUC bekommt man 24 kubanische Pesos beziehungsweise für 25 kubanische Pesos einen CUC, doch den nicht konvertiblen Peso benutzen vornehmlich Kubaner. Damit werden gewöhnlich staatliche Löhne bezahlt, Waren in volkstümlichen Geschäften und auf Märkten, öffentliche Busse und so weiter. Hotels, Fluglinien, Restaurants, Devisengeschäfte und andere Anbieter von gewissem Luxus dagegen berechnen CUC. Das Ergebnis sind Parallelwelten, die der Präsident Raúl Castro, 82, jetzt endlich auflösen will.

Seit bald 20 Jahren teilt sich Kuba in Menschen mit Pesos und dollargleichen CUCs. Auf beider Scheine sind Nationalheilige wie José Martí zu sehen oder Che Guevara, der Revolutionär und frühere Chef der Nationalbank. Doch die Klassengesellschaft passt schlecht zum Prinzip des Sozialismus und muss der Kommunistischen Partei missfallen. Angestellte des Staates, und das sind trotz weit reichender Veränderungen immer noch die Mehrheit, verdienen in der Regel 466 kubanische Pesos oder 580 kubanische Pesos, wenn sie im offiziellen Baugewerbe tätig sind. Das entspricht 20 bis 24 Dollar im Monat und reicht bloß für die subventionierte und spottbillige Grundversorgung. Miete, Wasser und Strom sowie die nötigsten Lebensmittel lassen sich damit bezahlen. Krankenhäuser und Ausbildung sind an der Basis normalerweise kostenlos. Doch selbst Kellner oder Taxifahrer kassieren allein mit Trinkgeld in CUC mehr als ein Universitätsprofessor. Das würde Staatschef Castro gerne ändern.

"Hindernis für den Fortschritt"

Seit 2008 bemüht sich der oberste Kubaner um eine Abschaffung des zweifachen Peso, damals löste er seinen kranken Bruder Fidel Castro ab. Nun erneuerte er seinen Plan. Das System der Parallelwährungen sei "eines der größten Hindernisse für den Fortschritt", verkündete Raúl Castro am Sonntag in einer Rede vor dem Parlament, die das Staatsfernsehen übertrug. Man arbeite daran, die beide Pesos "geordnet und vollständig" zusammenzuführen. "Das wird uns weit reichende und tief greifende Veränderungen in Sachen Löhne und Renten, Preise, Tarife, Subventionen und Abgaben erlauben", sagte der Staats- und Parteichef in Havanna. Wann es so weit ist, das sagte er nicht, "die Komplexität verlangt eine rigorose Vorbereitung". Das Ziel sei, "zu erreichen, dass alle Bürger sich angespornt fühlen, legal zu arbeiten".

Der Anreiz ist für das Heer der Staatsdiener angesichts der mickrigen Bezahlung seit langem eher gering. Nicht zuletzt deshalb sind Kubaner in Scharen ins kapitalistische Ausland geflüchtet. Zuletzt ließ Kubas Regierung allerdings immer mehr Ansätze der Marktwirtschaft zu, in diversen Branchen sind private Unternehmungen erlaubt. Das hat das Straßenbild verändert, es gibt vor allem in Havanna deutlich mehr Taxis, Pensionen, Restaurants oder Friseure. Damit will Raúl Castro die Staatskasse entlasten und die Steuereinnahmen erhöhen. Die Scharen an Beamten können sich das Eiland längst nicht mehr leisten, zumal viele Grundnahrungsmittel teuer importiert werden und Kuba am Tropf des Öl-Sponsors Venezuelas hängt. Millionen Funktionäre sollen sich neue Jobs suchen. Das gefällt all denen, die neue Talente entdecken, und schreckt jene, die sich trotz bescheidender Einkünfte an Vater Staat gewöhnt haben.

Castro entdeckt "Werteverlust", seine Landsleute sollten "die soziale Disziplinlosigkeit" bekämpfen. Um 2,3 Prozent wachse die Wirtschaft 2013. Kuba braucht, vor allem, Devisen.

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