Junge Norwegerin in den Arabischen Emiraten:Vergewaltigt - und verurteilt

Eine Norwegerin ist in Dubai zu einer Haftstrafe verurteilt worden, nachdem sie ihre eigene Vergewaltigung angezeigt hatte. Die Regierung in Oslo kritisiert die Justiz der Vereinigten Arabischen Emirate scharf - den norwegischen Botschafter in Dubai will sie aber nicht abziehen.

Eine Norwegerin ist in Dubai zu einer Haftstrafe verurteilt worden, nachdem sie ihre eigene Vergewaltigung angezeigt hatte. Ein Gericht verurteilte die 24-Jährige zu einem Jahr und vier Monaten Haft wegen sittenwidrigen Verhaltens in Form von außerehelichem Sex, Alkoholkonsum und Meineid. Weder Polizisten noch Richter hätten der jungen Frau geglaubt, dass sie vergewaltigt worden sei.

Die Regierung in Oslo hat nun die Justiz der Vereinigten Arabischen Emirate scharf kritisiert. "Es wirkt sehr befremdlich, wenn jemand eine Anzeige wegen Vergewaltigung einreicht und dann für etwas verurteilt wird, das in unserem Teil der Welt nicht einmal strafbar ist", sagte Außenminister Espen Barth Eide der Nachrichtenagentur NTB. Aus seinem Ministerium hieß es, Eide habe deshalb versucht, seinen Kollegen in Dubai zu kontaktieren.

Marte Deborah Dalelv

Die 24-Jährige hat sich in einer norwegischen Kirche in Dubai versteckt, um nicht in Haft zu müssen.

(Foto: AP)

Die verurteilte Einrichtungsdesignerin war nach eigenen Angaben im März auf einer Geschäftsreise in den Emiraten, als die Vergewaltigung nach einem Firmenabend passiert sei. Die Polizei, bei der sie Anzeige erstattet habe, habe ihren Pass und ihr Geld konfisziert. Vier Tage später wurde sie wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs angeklagt.

Das jetzige Urteil sei "sehr hart", sagte sie. "Ich bin sehr nervös und angespannt. Aber ich hoffe auf das Beste und schaue nur auf den nächsten Tag. Ich muss das irgendwie durchstehen." Sie legte Einspruch gegen das Urteil ein, das nun wahrscheinlich Anfang September neu verhandelt wird.

Ihr Vergewaltiger habe eine 13-monatige Gefängnisstrafe für außerehelichen Geschlechtsverkehr und Alkoholkonsum erhalten, sagte die Norwegerin.

Momentan hält sich die junge Frau in einer norwegischen Kirche in Dubai versteckt. "Ich sollte seit Dienstag in Haft sein", sagt sie. "Aber mir wurde gesagt, dass die Behörden nicht nach mir suchen." Sie bat um finanzielle Hilfe, weil die Anwaltskosten ihre Ersparnisse aufgezehrt hätten.

Der Fall erzürnt Menschenrechtsgruppen weltweit. Das in London ansässige "Emirates Centre for Human Rights" hat die Verreinigen Arabischen Emirate aufgerufen, die Verurteilung aufzuheben.

Nach Aussage des Zentrums kann in den Emiraten eine Vergewaltigung nur durch ein Geständnis oder einen männlichen erwachsenen Zeugen festgestellt werden.

Die Rechtsabteilung des norwegischen Außenministeriums schloss einen Abzug des eigenen Botschafters aus den Vereinigten Arabischen Emiraten trotz der Komplikationen aus. Eine solche Entscheidung würde die Situation der Frau womöglich noch verschlimmern, hieß es aus Oslo. Alles sei einfacher, wenn Norwegen seine diplomatische Vertretung in Dubai behalte.

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