Wahl in Simbabwe:Der Westen schluckt Mugabes Placebos

Kein Blutbad wie 2008, das ist doch was! USA und Afrikanische Union sind nach der Wahl in Simbabwe zufrieden. Was für eine Verblendung - Mugabe hat die Wahl eindeutig manipulieren lassen. Eigentlich müsste die Welt laut protestieren.

Ein Kommentar von Caroline Ischinger

Unter den ersten, die den Wahltag in Simbabwe mit Lob bedachten, waren die USA. Die Abstimmung sei friedlich verlaufen, stellte Washington fest, und zwischen den Zeilen war das Aufatmen herauszuhören. Kein Blutbad wie 2008, das ist doch was! Die Afrikanische Union, die im Gegensatz zu USA und EU Beobachter im Land des greisen Machthabers Robert Mugabe hat, sprach gar von einer "freien und fairen" Wahl. Was für eine Verblendung.

In Wahrheit müsste die Welt laut protestieren. Alles sieht danach aus, dass Mugabe sich auch diesen Sieg nach mehr als 30 Jahren an der Macht nicht nehmen lässt. Es stimmt: Sein größter Rivale, Morgan Tsvangirai, hat wegen unrühmlicher Frauengeschichten und Korruptionsaffären seiner Partei an Popularität verloren. Mugabe hat bislang auch auf Gewalt verzichtet. Aber er hat die Wahl eindeutig manipulieren lassen.

Im Wählerregister sind Tote auferstanden, offenbar wurden in Hochburgen Tsvangirais Menschen von den Urnen ferngehalten. Und der Präsident hatte durch die Blockade dringender Reformen sowie eine fragwürdige Verfassungsreform auch schon Vorarbeit geleistet.

Die neue Verfassung, die es Mugabe theoretisch erlaubt zu regieren, bis er 99 Jahre alt ist, hat die EU im März mit einer Lockerung ihrer Sanktionen beantwortet. Der Westen scheint willens zu sein, Mugabes Placebos zu schlucken - solange nur kein Blut fließt.

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Wählerlisten manipuliert, Journalisten bedroht: Vor der Wahl in Simbabwe scheint Präsident Mugabe alles zu versuchen, auch in seinem 33. Jahr im Amt zu bleiben. Er ist nicht der einzige Langzeit-Herrscher - einige Staatsoberhäupter halten sich seit Jahrzehnten mit drastischen Mitteln an der Macht.

Von Carina Huppertz

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