1860 München gewinnt in Düsseldorf:Verdutzte Löwen wundern sich

Fortuna Düsseldorf - 1860 München

Glück gehabt: Bobby Wood (vorne) und 1860 München.

(Foto: dpa)

Effektiver geht es kaum: Der TSV 1860 München kommt bei Absteiger Fortuna Düsseldorf nur zu zwei Torschüssen - und gewinnt dennoch 2:1. Dabei waren die Löwen zunächst nur auf Schadensbegrenzung aus.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Egal", sagte der Torwart Gabor Kiraly. "Wurscht", sagte der Abwehrspieler Christopher Schindler. Sie grinsten. Hauptsache gewonnen. "Wir hatten gegen einen brutal starken Gegner das nötige Quentchen Glück", formulierte der Trainer Alexander Schmidt etwas ausführlicher.

Genau zwei Torschüsse hatten die Fußballer vom TSV 1860 München am Freitagabend bei Fortuna Düsseldorf auf das Tor der weitgehend überlegenen Gastgeber abgegeben und sich selbst exakt zehn brenzliger Situationen erwehren müssen - aber am Ende gingen die verdutzten Münchener als 2:1 (1:1)-Sieger vom Platz und waren nur zu gern bereit, ihre buchstäbliche Glückseligkeit zu ertragen. "In der Manier einer Klassemannschaft hat 1860 seine Chancen genutzt", lobte Düsseldorfs Trainer Mike Büskens deprimiert.

Bei 1860 begann rechts in der Abwehrkette der von einer Schulteroperation genesene Grzegorz Wojtkowiak anstelle von Moritz Volz. Zentral vor der Abwehr neben Yannick Stark war Schmidts Wahl wie erwartet auf Stefan Wannenwetsch gefallen; der 21-Jährige ersetzte den verletzten Dominik Stahl. Rasch war zu spüren, dass aufgedrehte Düsseldorfer das Spiel mit Macht und Tempo gewinnen wollten. Wannenwetsch und Stahl hatten zentral mit einem Wiesel namens Levan Kenia zu kämpfen. Rechts außen war Wojtkowiak mit den schnellen Cristian Ramirez und Axel Bellinghausen beinahe überfordert.

Die zunächst nur um Schadensbegrenzung bemühten Münchener drangen in der ersten Halbzeit genau ein Mal in den Düsseldorfer Strafraum ein. Dazu trug Wojtkowiak immerhin den Einwurf bei. In der neunten Minute warf er den Ball energisch in den Fortunen-Strafraum, wo ihn Bobby Wood köpflings vors Tor verlängerte und dort einen überraschend unbedrängten Benjamin Lauth antraf, der gleichwohl unverdutzt zur 1:0-Führung für die Löwen einschoss. Das Düsseldorfer Publikum stöhnte auf. Die Münchener wunderten sich zum ersten Mal.

Mit dem provokativen 0:1 reizten sie ihre Gastgeber zusätzlich. Dennoch dauerte es bis zur 37. Minute, ehe die Fortunen den 1:1-Ausgleich schafften - das lag vor allem daran, dass sie ihre äußerst flott vorgetragenen Angriffe in der Spitze selbst verpassten. Es bedurfte zum 1:1 mithin eines Strafstoßes, den Yannick Stark mit einem wütenden Faustschlag auf den Rasen beklagte, nachdem er Kenia ungestüm von hinten in die Beine gelaufen war. Charlison Benschop schoss den Elfmeter zum Ausgleich ein. Die Löwen wussten beim Gang in die Pause, dass sie mit dem Zwischenresultat bestens bedient waren.

34 626 Zuschauer in der Arena am Rhein gaben diesem Duell zweier selbsternannter Aufstiegskandidaten einen würdigen Rahmen und sahen von den Münchenern in der zweiten Halbzeit den erfolgreichen Versuch, höher zu stehen und das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Dass Wojtkowiak und Linksverteidiger Schindler ihre Posten getauscht hatten, erwies sich als zusätzlich stabilisierend. Weil die Düsseldorfer überdies ihren Schwung verloren, gelangten sie deutlich seltener vors Münchner Tor.

Doch dass sie in der 78. Minute ihren Trainer Büskens vollends schockieren würden, deutete sich mitnichten an. Ein langer Abschlag von Torwart Kiraly landete nahe der Mittellinie beim zwölf Minuten zuvor eingewechselten Marin Tomasov. Der Kroate nahm unversehens Tempo auf und musste sich nur noch gegen Düsseldorfs Innenverteidiger Tobias Levels durchsetzen, um sehr souverän und mit dem erst zweiten Münchner Schuss aufs Gastgeber-Tor die 2:1-Führung für die Sechziger zu erzielen. Da wunderten sich die Münchener zum zweiten Mal an diesem Abend.

Die Lehrstunde in Sachen Effektivität endete um 20.21 Uhr mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Jochen Drees und durchaus ungläubig jubelnden Münchenern. Abwehrmann Schindler gestand nach dem zweiten Sieg im dritten Saisonspiel ein, dass schon ein bisschen Glück dabei war. "Aber nach der Art und Weise fragt in zwei Wochen niemand mehr."

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