Breno als Freigänger beim FC Bayern:"Ich bin schon ein bisschen ein anderer Mensch"

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Uli Hoeneß und Breno bei der Pressekonferenz des FC Bayern: "Ein Schimmer an Chance." (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der verurteilte Fußballprofi Breno darf als Freigänger vorerst von morgens bis zum frühen Nachmittag beim FC Bayern mitarbeiten. Mit Tränen in den Augen erzählt er von seinem Gefängnisaufenthalt. Und Uli Hoeneß spricht von "einem Schimmer an Chance".

Häftling Breno startete um kurz vor neun in einer silbergrauen Limousine in sein neues Leben. Ein Fahrer brachte den verurteilten Fußballprofi vom Gefängnis München-Stadelheim bis zum Vereinsgelände des FC Bayern, auf dem der Freigänger künftig von morgens bis zum frühen Nachmittag mitarbeiten darf. Die Resozialisierungsmaßnahme nach 13 Monaten Gefängnis wegen schwerer Brandstiftung ist für den einstigen Millionen-Einkauf so etwas wie ein Neuanfang.

"Einer aus der großen Bayern-Familie hat große Probleme. Jetzt gibt es diesen Schimmer an Chance, die wollen wir ihm eröffnen", sagte Clubpräsident Uli Hoeneß am Montag, Brenos erstem Tag als Freigänger.

Eine Stunde später sitzt Breno mit feuchten Augen auf dem Podium - sein Ex-Klub hat eine Pressekonferenz einberufen. "Danke", sagt er zu Beginn, "ich bin ein bisschen nervös". Und: "Ich bin jetzt schon ein bisschen ein anderer Mensch." Viele Tränen habe er seit seiner Verurteilung im Juli 2012 vergossen. Oft liege er im Bett. "Gott hilft viel", meint er leise.

Der Freigang gilt bei Strafgefangenen wie Breno als wichtige Resozialisierungsmaßnahme für das spätere Leben in Freiheit. Die Justizvollzugsanstalt (JVA) München hat dem Fußballer diese Chance nach "harten Gefängnismonaten" wegen guter Führung eingeräumt - und der will sie nutzen. Denn der Traum, nach Ablauf der Gefängnisstrafe wieder als Profi Fußball spielen zu können, "lebt" weiter, betont er.

Im September 2011 hatte Breno seine angemietete Villa in Grünwald in Brand gesetzt, die Gesamthaftstrafe beträgt drei Jahre und neun Monate. Und so muss er jeden Tag ins Gefängnis zurück. Dank der Haftlockerung darf der 23-Jährige immerhin täglich fünf Stunden bei seinem früheren Club in der Nachwuchsabteilung mitarbeiten, bei der U-23-Mannschaft im Trainerstab mithelfen und dort auch das Training mitmachen.

Ein "vorbildlicher Gefangener"

Nachwuchschef Wolfgang Dremmler will Breno beaufsichtigen. Der frühere Profi holt Breno um 8.30 Uhr am Gefängnis ab und bringt ihn um 13.30 Uhr zurück. Läuft alles gut, hofft man darauf, Breno bald bis abends dortbehalten zu können. Er müsse "den Kopf freikriegen von dieser Knast-Mythologie", betont Dremmler.

Ein "vorbildlicher Gefangener" sei Breno gewesen, führt FCB-Chef Hoeneß mit Verweis auf die JVA-Leitung an, "er wird sich hier genauso tadellos verhalten." Bei den Punktspielen in der Regionalliga Bayern allerdings darf der einst so talentierte Südamerikaner nicht mitwirken. Die Meldeauflagen sprechen dagegen, "zudem dürften wir in der Regionalliga gar keine Nicht-EU-Ausländer einsetzen", so Hoeneß.

Brenos Anwalt Sewarion Kirkitadse gab sich zuletzt optimistisch, dass sein Mandant schon Anfang 2014 auf Bewährung freikommen könne - wegen vorbildlichen Verhaltens. Ob schon dann oder doch erst später - "Breno bekommt bei uns auch die Möglichkeit, sich wieder körperlich fit zu machen für danach", sagt Hoeneß. Er geht davon aus, dass Breno nach Ablauf der Haftstrafe aus der Bundesrepublik abgeschoben werde, "vielleicht kann er in ganz Europa nicht mehr Fußball spielen." Insofern hat nun wohl Brenos letzte Etappe bei den Bayern begonnen.

© Süddeutsche.de/dpa/segi/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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