Verschuldeter Immobilienriese:IVG beantragt Schutzschirmverfahren

Airrail Center am Frankfurter Flughafen

"The Squaire" in Frankfurt.

(Foto: dpa)

Mit Großprojekten wie "The Squaire" hat sich der Immobilienriese anscheinend verhoben: Die IVG will sich vor dem Zugriff seiner zerstrittenen Gläubiger schützen und begibt sich unter den Schutzschirm des Insolvenzrechts.

Das hoch verschuldete Immobilienunternehmen IVG will sich in einem sogenannten Schutzschirmverfahren sanieren. Der Vorstand werde beim Amtsgericht einen entsprechenden Antrag für die IVG Immobilien AG stellen, teilte das Unternehmen in Bonn mit.

Betroffen sei ausschließlich die Muttergesellschaft IVG Immobilien AG mit Sitz in Bonn. Dieser Schritt sei unausweichlich gewesen, nachdem sich das Unternehmen mit den Gläubigervertretern nicht auf sein Sanierungskonzept verständigen konnte. Jetzt werde der Vorstand die Gespräche mit den Gläubigern unter dem Schutzschirmverfahren weiter vorantreiben, um die IVG wieder auf eine gesunde Basis zu stellen.

Die Gesellschaft zählt zu den großen Immobilienunternehmen in Europa mit einem verwalteten Vermögen von 20 Milliarden Euro. Der Konzern hatte sich unter anderem mit Großobjekten wie "The Squaire" am Frankfurter Flughafen übernommen und Schulden in Milliardenhöhe aufgehäuft.

Zudem gab der Bonner Konzern im August einen Abschreibungsbedarf von 350 Millionen Euro bekannt, womit ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals entstand. Hintergrund waren Bewertungsanpassungen im Immobilienbereich, im Geschäft mit Erdgasspeichern sowie im Bereich von Beteiligungen und Forderungen.

Am Dienstag lief die dreiwöchige Frist ab, innerhalb der sich eine Insolvenz noch hätte abwenden lassen, nachdem die Gespräche der Gläubiger vorläufig gescheitert waren. Erst vor zehn Tagen hatte sich Hoffnung breit gemacht. Damals hatten sich die beiden wichtigsten Gläubigergruppen einer Wandelanleihe und eines 1,3-Milliarden-Euro-Kredits grundsätzlich auf einen Vorschlag verständigt, der die mit 4,6 Milliarden Euro verschuldete IVG um 2,25 Milliarden entschuldet hätte. Dafür hätten sich die Gläubiger zu den neuen Eigentümern der IVG aufgeschwungen. In die Kredite und Anleihen hatten sich vor allem Hedgefonds eingekauft, die auf einen Tausch von Schulden in Eigenkapital spekulierten.

IVG will sich mit Umbau stärken

Die Gläubiger verständigten sich Mitte August zunächst grundlegend auf ein Restrukturierungskonzept. Das sah einen weitgehenden Forderungsverzicht vor. Im Gegenzug sollten die Gläubiger Aktien des Unternehmens erhalten und maßgeblich an der IVG beteiligt werden. Hierdurch sollten die Schulden halbiert werden. Außerdem wurde eine Brückenfinanzierung bereitgestellt.

Über weitere Details der Pläne sei bei den Gläubigern am Ende aber keine Verständigung erzielt worden, hieß es. Damit sei das Ziel, die Unterstützung aller Kapitalschichten zum Umbau der Gesellschaft zu finden, nicht erreicht worden. Grundlage für die Neuausrichtung des Unternehmens bilde aber weiterhin das bereits vorgestellte Sanierungskonzept.

"Der Weg zu einer Einigung der Gläubiger und damit zu einer gesundeten IVG führt nunmehr eine alternative Route - an unserem klaren Ziel ändert dies jedoch nichts", erklärte Vorstandssprecher Wolfgang Schäfers. Die IVG sei gut aufgestellt, um das vor ihr liegende Verfahren rasch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Das Schutzschirmverfahren eröffne der IVG nun die Möglichkeit, gestärkt aus dem Umbau hervorzugehen.

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