Korruptionsprozess in China:"Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin"

Fünf Prozesstage lang hat sich Chinas Ex-Politstar Bo Xilai gewehrt - das legen ihm die Ankläger als großen Fehler aus: Sie wollen den gestürzten Funktionär lange in Haft sehen.

In China hat die Staatsanwaltschaft eine harte Strafe für den angeklagten einstigen Politiker Bo Xilai gefordert. Bo könne sich nicht auf mildernde Umstände einstellen, weil er Geständnisse zurückgezogen habe, die er vor Prozessbeginn gemacht habe, sagte ein Staatsanwalt am Montag am letzten Prozesstag dem Internet-Blog des Gerichts zufolge: "Wir erinnern bei dieser Gelegenheit Bo Xilai: Die Fakten sind objektiv feststellbar und können nicht nach Ihrem Gutdünken verändert werden." Bo werden unter anderem Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen.

Bo war Parteichef der Kommunisten in der Millionenmetropole Chongqing und galt als aussichtsreicher Kandidat für höchste Funktionen in Staat und Partei. Seine Anhänger vermuten, dass er einen innerparteilichen Machtkampf verloren hat. Bo räumte in seinem Schlussplädoyer persönliches Versagen ein, wies die Anklagepunkte aber zurück. "Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin", sagte er. "Ich bin sehr subjektiv und jähzornig. Ich habe ernsthafte Fehler gemacht und entschuldige mich deswegen bei der Partei und beim Volk."

Das Gericht will das Urteil zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen. Theoretisch droht Bo sogar die Todesstrafe. Viele Beobachter gehen aber davon aus, dass dies unwahrscheinlich ist und Bo stattdessen zu einer langjährigen Haft verurteilt wird. Dahinter könnte politisches Kalkül stehen: Die regierende Kommunistische Partei will den Politiker wohl nicht zum Märtyrer machen. Zumal er für seine Sozialpolitik in der Bevölkerung beliebt ist.

Ausländische Journalisten waren vor Gericht nicht zugelassen, die Aussagen in den Verhandlungen wurden vom Gericht selbst im Internet veröffentlicht. Sie geben Einblick in das Luxusleben des chinesischen Spitzenpolitikers, der sich für seine Familie eine Villa in Frankreich und seinem Sohn Luxusreisen von einem Geschäftsmann finanzieren ließ.

Die vielen privaten Details und Verwirrungen ziehen den Prozess in die Länge: CNN-Journalistin Hilary Whiteman bezeichnete den Prozess gar als Mischung aus "sex, murder and exotic meat", und bezog sich dabei auf Gerichtsprotokolle. Demnach habe Bo vor den Richtern erklärt, seine Frau Gu Kailai wolle sich wegen einer außerehelichen Affäre an ihm rächen. Bei den Zeugenaussagen drehte es sich wohl auch um die Kochkünste Bos. Im Gerichtssaal habe auch zum Disput gestanden, ob Bo wirklich ein so großer Fan des Einpersonen-Transportmittels "Segway" sei, wie seine Frau Gu behauptete.

Für den Prozess waren eigentlich nur zwei Tage anberaumt worden, doch weil sich Bo ungewöhnlich vehement verteidigte, dauerte er mehr als doppelt so lang.

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