Fotos aus den Slums in Haiti:Im Müll der Sonnenstadt

Vor drei Jahren wurde der Inselstaat Haiti von dem verheerendsten Erdbeben des 21. Jahrhunderts verwüstet. 220.000 Menschen verloren damals ihr Leben. Fotograf Frank Domahs zeigt in seinen Bildern, wie das Leben nach der Katastrophe weitergeht.

Von Johannes Spengler

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Fotos aus den Slums in Haiti:Straßenmarkt in Port-au-Prince

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Vor drei Jahren wurde der kleine Inselstaat Haiti von dem verheerendsten Erdbeben des 21. Jahrhunderts verwüstet. 220.000 Menschen verloren damals ihr Leben. Der Fotograf Frank Domahs zeigt in seinen Bildern, wie das Leben nach der Katastrophe weitergeht.

Stadt in Ruinen: Drei Jahre nach dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 liegen Teile von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince nach wie vor in Trümmern. Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran. Etwa 300.000 Menschen leben in provisorischen Zeltlagern, unter teils katastrophalen Bedingungen. Es gibt keinen Zugang zu fließendem Wasser, in mehr als der Hälfte der Lager sind keine Toiletten vorhanden und Seuchen wie Cholera breiten sich ungehindert aus. Trotzdem sind die Camps für viele Vertriebene die einzige Zuflucht.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Der ehemalige Regierungspalast in Port-au-Prince

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Doch selbst um die Unterkunft in den Zeltlagern müssen die Vertriebenen bangen. Einem Viertel der Flüchtlinge droht laut Amnesty International die Zwangsräumung, da sich die Lager auf Privatgelände befinden. Es wird berichtet, dass die Polizei mit Gewalt gegen die Bewohner der Camps vorgeht und sie mit Macheten bedroht. Vielen Familien bleibt deshalb nichts anderes übrig, als in einen der vielen Slums von Port-au-Prince zu ziehen.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Eine Familie auf ihrem Grundstück in Ti Ayiti

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Allerdings haben viele Familien nicht genug Geld für eine eigene Bleibe. Oder sie werden zum Opfer der Naturgewalten, so wie diese Familie, deren Hütte von dem Hurrikan Sandy zerstört wurde. Die Hilfsorganisation Lespwa e.V., deren Arbeit der Fotograf Frank Domahs dokumentiert, gab der Familie Geld, um sie beim Wiederaufbau ihrer Hütte zu unterstützen.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Der Eisenmarkt in Port-au-Prince

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Doch Domahs zeigt mit seinen Bildern nicht nur, unter welchen Umständen die Hilfsorganisation arbeitet, er unterstützt sie auch, indem er seine Fotografien auf der Internetplattform Photocircle anbietet. Das Prinzip von Photocircle: Mindestens 30 Prozent des Gewinns, den der Fotograf mit dem Verkauf seiner Bilder macht, werden an gemeinnützige Projekte gespendet, die in der Region arbeiten, in der die Fotos aufgenommen wurden. So können die Fotografen den Menschen, die sie als Motive für ihre Bilder benutzt haben, etwas zurückgeben.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Die Mutter von sechs Kindern Maria Prophet

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Mit dem Erlös der Bilder von Domahs will Lespwa e.V. 600 Slumkindern ermöglichen, einen Tag an einer sauberen Quelle außerhalb der Stadt zu verbringen. Zum großen Teil wurden die Kinder bereits auf der Straße geboren und haben in ihrem Leben nichts außer der Armut und Gewalt des Slums gesehen.

Maria Prophet etwa, die Frau auf dem Bild, wurde von Banditen überfallen. Die Männer schlugen sie und ihre Kinder, klauten Töpfe und Geld und damit den Lebensunterhalt der Frau, die ihre sechs Kinder alleine ernähren muss. Die 58-Jährige verdient ihr Geld, indem sie selbstgebrühten Kaffe und Brote auf der Straße verkauft. Die Hilfsorganisation Lespwa unterstützte sie, damit sie ihren Handel weiter betreiben kann.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Kunsthandwerk im Eisenmarkt in Port-au-Prince

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Drei Jahre nach dem Erdbeben ist die Phase der direkten Nothilfe zwar vorbei. Doch Haiti war bereits vor der Naturkatastrophe ein strukturell schwacher und armer Staat. Eine Antwort auf die vielfältigen Probleme des Landes gibt es deshalb bis heute nicht. Verschiedene Hilfswerke wie Amnesty International oder das Kinderhilfswerk Unicef berichten von Armut, Gewalt, Seuchen und von der desolaten Infrastruktur und Wirtschaft Haitis.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Das Werk der Kleinen Schulen des Pater Bohnen

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Quelle: Frank Domahs

Ein wichtiger Grundstein für den Wiederaufbau des Landes ist deshalb die Bildung der Kinder. Damit die Straßenkinder nicht ihr ganzes Leben in Armut verbringen müssen, unterstützt Lespwa auch das "Werk der kleinen Schulen des Pater Bohnen" (OPEPB). Ein Projekt, das in den 1960er Jahren von dem niederländischen Pater Bohnen gegründet wurde und insgesamt 15.000 Kindern und Jugendlichen aus den Slums eine Schulbildung ermöglicht.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Vorschule in der Cité Soleil

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Für Kinder, die aus der Cité Soleil (dt. Sonnenstadt) kommen - einem der größten Slums in der westlichen Hemisphäre - sind die vier großen Zentralschulen der OPEPB oft der einzige Ort, an dem sie eine warme Mahlzeit bekommen.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Unterricht in einer Schule der OPEPB

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Vor dem Erdbeben im Jahr 2010 wurden insgesamt 20.000 Kinder in einer der Schulen der OPEPB betreut. Inzwischen sind es bereits wieder um die 15.000. Geführt werden die Schulen von Mitgliedern des Salesianer-Ordens, einer der größten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Vorschule von Boston

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Ohne Schulbildung hätten die Slumkinder keine Chance, die Elendsviertel irgendwann einmal zu verlassen. Von ihren Eltern, die häufig selbst noch sehr jung sind, können sie keine Bildung erwarten. Viele der Väter und Mütter sind Analphabeten und haben selbst niemals eine Schule besucht.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Das Ti Ayiti-Slum in Port-au-Prince

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Der Regierung Haitis fehlt immer noch Geld für den dringend nötigen Aufbau neuer Häuser. In Port-au-Prince wachsen derweil die Slums. Die Lebensumstände dort sind unvorstellbar. In der Cité Soleil etwa leben zwischen 200.000 und 400.000 Menschen auf einem Raum von fünf Quadratkilometern. Geschätzt sind etwa 90 Prozent von ihnen arbeitslos. Sie leben allein von dem, was sie auf der riesigen Müllhalde finden.

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Fotos aus den Slums in Haiti:Kinder im Slum Ti Ayiti

Fotoreportage über Haiti von Frank Domahs

Quelle: Frank Domahs

Und auch die Kinder wachsen zwischen dem Müll auf. Im Ti Ayiti-Slum direkt an der Küste ist der Boden bedeckt mit angeschwemmtem Abfall, den die Bewohner der Slums nach etwas Brauchbarem absuchen. In dem Müll breiten sich Krankheiten rasend schnell aus. Die Kinder leiden an Läusen, Würmern und Infektionskrankheiten wie Malaria, Hepatitis oder Bronchitis. Lespwa bietet den Bewohnern der Slums deshalb auch eine medizinische Grundversorgung an.

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© Süddeutsche.de/jspe/mkoh/hum
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