Landwirtschaft:Mastbetriebe als Infektionsrisiko mit MRSA

SCHWEINEMAST

Der multiresistente Keim MRSA tritt offenbar in der Umgebung von Schweinemastbetrieben besonders häufig auf

(Foto: DPA/DPAWEB)

Fördert die Massentierhaltung die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen, die für Menschen gefährlich sind? Immerhin ist das Infektionsrisiko mit multiresistenten Bakterien vom Typ MRSA in der Nachbarschaft von Schweinemastbetrieben erhöht.

Von Katrin Blawat

Menschen, die in geringer Entfernung zu einem Schweinemastbetrieb leben, haben offenbar ein höheres Risiko für eine Infektion mit dem multiresistenten Keim MRSA.

Der Zusammenhang zeigte sich in einer Studie in Pennsylvania, für die Forscher um die Umweltwissenschaftlerin Joan Casey von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health knapp 5800 MRSA-Patienten mit knapp 3000 gesunden Kontrollpersonen verglichen hatten (Jama Internal Medicine, online).

MRSA sind Bakterien der Art Staphylokokkus aureus, die gegen viele gängige Antibiotika resistent sind. Zwar tragen viele Menschen die Keime in sich, ohne etwas davon zu spüren. Die Bakterien können aber schwere Infektionen verursachen, die oft tödlich enden. MRSA sind auch als Krankenhauskeime bekannt, weil sich viele Patienten in Kliniken mit ihnen infizieren.

Daneben stellt aber auch die Landwirtschaft eine mögliche Infektionsquelle dar, wie die aktuelle Studie betont. Zumal den Autoren zufolge nicht nur die Nachbarschaft zu einem Schweinemastbetrieb das MRSA-Risiko erhöht, sondern auch die Nähe zu Getreidefeldern, die mit der Gülle von Schweinen gedüngt wurden.

Möglicherweise trügen bakterienbelastete Aerosole in der Luft dazu bei, dass sich die Resistenzgene verbreiten und auch zu Menschen gelangen, die keinen direkten Kontakt zu Schweinen haben, spekulieren die Autoren.

Schon lange vermuten Wissenschaftler, dass Mensch und Vieh Bakterien untereinander austauschen - und die Keime dabei irgendwann Resistenzen entwickeln. Oft bleibt die Frage offen, wann und in welchem Wirt diese unheilvolle Entwicklung begann. In einigen Fällen ist inzwischen aber klar, dass die Keime erst unempfindlich gegenüber den Medikamenten geworden sind, nachdem sie vom Menschen auf Tiere übergesprungen sind.

Plausibel ist jedoch in jedem Fall, dass die Massentierhaltung die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen auch beim Menschen fördert.

Darauf deutet nun auch die Studie aus Pennsylvania hin - obgleich bei ihr der direkte Nachweis noch aussteht, dass die erhöhten Infektionsraten tatsächlich mit den benachbarten Mastbetrieben und gedüngten Feldern in der Nähe der Probanden zusammenhängen.

Um dies zu belegen, müssten sowohl die in den Betrieben eingesetzten Antibiotika als auch das Erbgut der identifizierten MRSA-Stämme genauer untersucht werden.

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