Pädophilie-Debatte:Heutiger SPD-Politiker segnete "groben Unfug" ab

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Die Pädophilie-Debatte beschäftigt nun auch die Sozialdemokraten. Der Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer trug als Chef des damaligen FDP-Nachwuchses einen Beschluss mit, in dem Straffreiheit für "einvernehmliche Sexualität" zwischen Kindern und Erwachsenen gefordert wurde.

Nicht nur gegen die Grünen gibt es Pädophilie-Vorwürfe, auch der SPD-Politiker Christoph Strässer gerät in Erklärungsnot. Die Leipziger Volkszeitung schreibt unter Berufung auf die Göttinger Forscher Franz Walter und Stephan Klecha, Strässer habe in seiner Zeit als Vorsitzender der früheren FDP-Jugendorganisation Jungdemokraten (von 1977 bis 1982) eine radikale Debatte zur Abschaffung des Sexualstrafrechts mit vertreten.

Im Jahr 1980 hätten die Jungdemokraten auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz unter anderem "keine Bestrafung der freiwilligen und einvernehmlichen Sexualität" zwischen Erwachsenen und Kindern gefordert, heißt es.

Strässer bestätigte die Existenz eines solchen Beschlusses, fügte aber hinzu, dass er ihn nicht vorangetrieben habe. "Ich musste ihn aber mittragen, weil ich der Vorsitzende war." Später habe er auf eine Korrektur der Position gedrängt: "1982 wurde die Formulierung wieder aus dem Programm genommen."

Strässer, der für Münster im Bundestag sitzt und Sprecher der Arbeitsgruppe Menschenrechte ist, erklärte, dass der Beschluss von 1980 "grober Unfug" gewesen sei und Missbrauch "nicht straffrei bleiben" dürfe. Er verweist darauf, dass er sich 2013 mit der SPD-Bundestagsfraktion für die deutliche Verlängerung der Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch im Strafrecht und im Zivilrecht eingesetzt habe.

Man habe damals aber politisch über die sich abzeichnenden Absetzbewegungen der FDP-Führung aus der sozialliberalen Koalition gestritten und in erster Linie auch gegen den Nato-Doppelbeschluss gekämpft. Deshalb sei ihm eine Diskussion beim Bundeskongress der Jungdemokraten zum Sexualstrafrecht "nicht mehr in ihren Einzelheiten in Erinnerung".

Pädophilie-Debatte auch bei den Hamburger Grünen

Der Einfluss von Pädophilie-Befürwortern beschäftigt nun auch den Hamburger Landesverband der Grünen. Im Wahlprogramm für die Bürgerschaftswahl 1982 setzten sich die Grünen dafür ein, Sex mit Kindern nicht generell zu bestrafen. Die Veröffentlichungen des Parteienforschers Franz Walter hätten den Landesverband darauf aufmerksam gemacht, sagte eine Grünen-Sprecherin. Anschließend sei nach den entsprechenden Dokumenten gesucht worden.

Im Wahlprogramm 1986 komme die Forderung allerdings nicht mehr vor. Die Vorgänge sollen nun aufgeklärt werden. Zuvor hatte das Hamburger Abendblatt darüber berichtet.

"Für mich und die Partei sind solche Forderungen, wie sie vor 30 Jahren erhoben wurden, jenseits von Gut und Böse und absolut nicht zu rechtfertigen", sagte Hamburgs Landeschefin Katharina Fegebank der Zeitung.

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