Chelsea-Pleite gegen Basel:Mourinho vergisst den Zauberstab

Chelsea's manager Mourinho shakes hands with his Basel counterpart Yakin after their Champions League soccer match at Stamford Bridge in London

0,3 Sekunden dauert der Handschlag nach dem Spiel zwischen Chelseas Trainer José Mourinho (rechts) und seinem Pendant auf Basler Seite, Murat Yakin.

(Foto: REUTERS)

Der FC Chelsea hat Rückkehrer José Mourinho mit großen Hoffnungen begrüßt. Doch nach der peinlichen Heim-Niederlage in der Champions League gegen den FC Basel muss sich der Trainer viel Spott gefallen lassen. Seine Personalpolitik versteht kaum jemand.

Von Matthias Schmid

Exakt 0,3 Sekunden, das wollen eifrige Menschen gemessen haben, dauerte der Handschlag zwischen Murat Yakin und José Mourinho. Der Trainer des FC Basel machte sich über die Dauer seiner Berührung mit dem prominenten Pendant auf Seiten des FC Chelsea überhaupt keine Gedanken. Er genoss lieber den Augenblick, den ersten Triumph einer Schweizer Mannschaft in der Champions League auf englischem Boden.

Mourinho aber machten sie die arrogante Geste gleich zum Vorwurf. Zwar ist er nicht in 0,3 Sekunden von der Lichtgestalt zum Deppen abgestürzt. Aber in England sehen ihn viele nach der 1:2-Niederlage im ersten Gruppenspiel fast als gescheitert an. "Dies stand nicht in der Broschüre, nicht im 'Welcome Home José''-Skript. Das war peinlich", schrieb beispielsweise die Zeitung The Telegraph.

Nach seiner Rückkehr im Sommer hatten sie ihn alle hofiert, als Heilbringer gefeiert, die Fans jubilierten und waren froh, dass sie wieder ihren geliebten Exzentriker haben statt dem eher langweiligen Spanier Rafael Benítez. Dieser gewann zwar die Europa League, aber in London wollen sie andere Triumphe sehen. Große Triumphe. Der Titel in der Champions League bitteschön soll es sein. Vor allem nach dem frühen Aus in der vergangenen Saison.

Dass Chelsea schon wieder in der Vorrunde scheitern könnte, ist dabei keinesfalls so abwegig wie der Gewinn des Meistertitels von Schalke 04. Mourinho kamen hinterher Sätze über die Lippen, die niemand hören wollte. Nicht vom "Special One", wie er sich selbst gerne bezeichnet. Es waren diese typischen Durchhalteparolen, die immer gleiche Platte, dass erst ein Spiel gespielt sei. Diese Platte ist von Kratzern längst übersät. "Ich glaube noch immer sehr fest daran", sagte Mourinho, "das Achtelfinale zu erreichen."

Wenig nachvollziehbare Personalpolitik

Das Achtelfinale? Wo liegt denn überhaupt Basel? Bernt Haas, ein ehemaliger Schweizer Nationalspieler mit Premier-League-Erfahrung, glaubt, dass sich Mourinhos Arroganz auf die Mannschaft übertragen habe. "Denn so hat sie auch gespielt. Sie hat den FCB maßlos unterschätzt." Zwar traf der Brasilianer Oscar (45.) zur Pausenführung, doch Mohamed Salah (71.) und Marco Streller (81.) gaben der Partie die Wendung. "Es waren bei uns elf Löwen mit drei Lungen und zwei Herzen auf dem Platz", sagte Streller.

Mourinho stand nach dem Schlusspfiff noch einige Zeit auf dem Rasen der Stamford Bridge. Regungslos. Den Blick gesenkt, als stünde in den kurz getrimmten Grashalmen die erlösende Formel. "Alles hoffte auf den Zauberstab José Mourinhos, dass er alles, was falsch schien, beiseite räumen würde", schrieb hinterher der Guardian.

Doch Mourinho ist eben kein Magier, sondern ein Mensch, der bei Misserfolg von Buhrufen der Fans in die Kabine begleitet wird. Erst langsam fand der sonst so redselige Fußballlehrer seine Worte wieder. "Wir haben es nicht verdient zu gewinnen. Zu verlieren aber auch nicht", sagte der Portugiese. Für ihn hatte die Basler Stärke indes wenig Überraschendes. "Sie haben ja auch schon Manchester United und Tottenham besiegt."

Die Debatten in England werden weiter gehen. Und auch die Fragen nach dem Personal. Er tauscht seine Spieler munter aus. Niemand kann seine bisweilen absurden Rochaden nachvollziehen. So standen gegen Basel der deutsche Nationalspieler André Schürrle und Spaniens Welt- und Europameister Fernando Torres nicht einmal im 18er-Aufgebot. In seinen Augen gehörten sie bei der 0:1-Niederlage zuletzt in Everton zu den Spielern, die versagt hätten. "Dem Team fehlt noch die Reife und Persönlichkeit, um mit schwierigen Situationen umzugehen", sagte er.

Mourinho wäre nicht Mourinho, wenn er am Ende nicht etwas finden würde, was so etwas wie einem unlauteren Wettbewerb nahekommt. Also sagte er, dass die Basler nach dem 2:1 durch Streller "Verletzungen vorgetäuscht haben". Die Schweizer zeigten die richtige Reaktion. Sie schwiegen und lächelten die Fragen dazu einfach weg.

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