Landkreis Ebersberg:Die Fronten vor der Attel

In Emmering rufen Bürger zur Abstimmung gegen die neue B 15 auf. Doch nicht alle Gegner ziehen an einem Strang.

Von Sophie Rohrmeier

Landkreis Ebersberg: Die Landschaft des Atteltals wollen alle schützen. Aber nicht alle wollen die gesamte Trasse verhindern. Foto: Peter Hinz-Rosin

Die Landschaft des Atteltals wollen alle schützen. Aber nicht alle wollen die gesamte Trasse verhindern. Foto: Peter Hinz-Rosin

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Noch ist das Atteltal nicht gerettet. So zumindest sehen es die Gegner der bisher geplanten neuen Trasse der B 15 Regensburg-Rosenheim (B 15 neu). Besonders in Emmering befürchten viele Bürger negative Folgen für das Gebiet zwischen Bruckhof und Schalldorf. Dort hat nun am vergangenen Samstag die "Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der B 15 neu" Transparente und Pläne aufgestellt. Die Plakate zeigten den geplanten Trassenverlauf und machten aufmerksam auf eine Online-Petition des Vereins, bei der Bürger gegen die neue Straße abstimmen können. Doch an genau dieser Petition spalten sich die Lager.

Denn von Landrat Robert Niedergesäß über den Landtagsabgeordneten Thomas Huber und seiner Vorgängerin Christa Stewens bis hin zum Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz - all diese CSU-Vertreter wollen nur den Abschnitt durch das Atteltal verhindern. "Wir sind für die Infrastrukturverbesserung und daher für den Anschluss an die A 94", sagt Thomas Huber. Dieser Position gegenüber steht die Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner. Sie wollen erreichen, dass die geplante Trasse südlich der A 92 komplett aus dem Bedarfsplan für Bundesfernstraßen gestrichen und nicht in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen wird. Denn ihrer Meinung nach besteht dort schlicht kein Bedarf für eine vierspurige nach Autobahnstandard gebaute völlig neue Straße durch Nieder-und Oberbayern.

"Und deshalb kann ich die Petition nicht unterschreiben", sagt Thomas Huber, der sich im Juli für den Schutz des Atteltals eingesetzt hatte. Daraufhin hatte die Oberste Baubehörde im Wirtschaftsministerium die Absicht erklärt, dass sie die geplante Trassenführung nicht mehr in den neuen Bundesverkehrswegeplan 2015 aufnehmen lassen wolle.

Mit der Aussage der Behörde, die bestehende Straßenführung der B 15 soweit wie möglich mit einzubeziehen, geben sich die Gegner allerdings nicht zufrieden. Auch Emmerings Bürgermeister Max Maier (CSU) nicht, der die Plakataktion der Gemeinschaft in Emmering mit organisierte. Er verlässt sich auf die Zusagen der Baubehörde offensichtlich nicht: "Das war die alte Regierung. Wer weiß, was kommt. Lieber einmal mehr demonstrieren", sagt Bürgermeister Maier. Die Plakate sollten den "Unmut der Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner" ausdrücken, betont Stefan Hilger, der die Transparente herstellte. Diese sollten auch "die Politiker an ihre Aussagen erinnern", so Hilger, der damit auf CSU-Wahlplakate anspielt. Darauf war mit dem Spruch "Nicht durch unser Atteltal" geworben worden.

"Die neue Trasse ist ja schon im Bund angemeldet. Das muss offiziell zurückgenommen werden", erklärt Martha Maier, Kassiererin des Grünen-Kreisverbands und Mitglied der Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner. Sie sehen in den Plänen einen Etikettenschwindel, da die sogenannte B 15 neu entgegen ihrer Bezeichnung nicht als Bundesstraße, sondern als Autobahn geplant sei. Diese würde aber, so ein weiteres Argument der Gegner, die Ortsdurchfahrten nicht nennenswert entlasten, sondern zusätzlichen Autobahn-Zubringer-Verkehr schaffen. Sie warnen zudem vor Gesundheitsschäden, der Vernichtung von Landwirtschafts- und Kulturflächen, einer Überlastung für das Inntal und Tirol und dem Verschleudern von Steuergeldern.

Diese und weitere Gründe für den Protest gegen die neue B 15 führt die Gemeinschaft auch auf der Internetseite an, die sie für ihre Online-Petition eingerichtet hat. Diese richtet sich an den Deutschen Bundestag und erfordert 10 000 Unterschriften, Bis Montagabend waren es knapp 8500 Unterzeichner. Die Petition wurde nun bis zum 22. Oktober verlängert, so dass mehr Bürger noch die Möglichkeit haben, sich einzutragen.

Gerade auch die Einwohner der kleinen Ortschaften in Emmering sind gegen die geplante Trasse. Als "Riesenstraße" und "Wahnsinn" bezeichnet zum Beispiel Anna Loidl aus Bruckhof die geplante B 15 neu. Sie habe Angst vor dem Verkehr und um die Landschaft, um die Attel in ihrem natürlichen Bachbett. Außerdem würden sie sich durch die Trasse vom nächsten Ort, Schalldorf, "abgeschnitten" fühlen. Aber es geht Anna Loidl und ihrem Mann um mehr, denn sie betreiben eine Landwirtschaft und haben Grund, um den sie fürchten - auch wenn noch unklar sei, welche Flächen genau betroffen sein werden, sagt Anna Loidl. "Unseren Grund wollen wir eigentlich nicht hergeben. Aber wenn der Bund das anschafft, haben wir nicht viel mitzureden."

Die Petition der Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahntrasse Regensburg-Rosenheim (B 15 neu) e. V. kann bis Dienstag, 22. Oktober, im Internet unterzeichnet werden. Sie ist unter den Adressen www.stop-b15-neu.de oder www.openpetition.de/petition/online/stop-b15- neu zu finden.

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