US-Haushaltsstreit:Die Verwaltung steht still, das Netz läuft heiß

Die Bundesverwaltung in den USA hat die Arbeit niedergelegt. Staatsangestellte werden in Zwangsurlaub geschickt, öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen. Die Auswirkungen zeigen sich auch im Netz, wo staatliche Seiten brachliegen. Trotz "Shutdown" spielten sich aber bemerkenswerte Szenen beim World War II Memorial in Washington ab.

Von Barbara Galaktionow

Die US-Kongressabgeordneten konnten sich nicht auf einen Übergangsetat einigen - seit Tagesbeginn sind Regierung und Bundesverwaltung der weltgrößten Volkswirtschaft lahmgelegt. Die Auswirkungen sind unmittelbar spürbar, auch im Netz.

Einen schnellen Überblick darüber, was der "Shutdown" für das Land bedeutet, gibt die britische BBC in einem 60-Sekunden-Film: Hunderttausende staatliche Angestellte werden in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt, staatliche Museen und Bibliotheken bleiben geschlossen. Die Freiheitsstatue ist nicht zu besichtigen. Und Müll wird bis auf Weiteres auch nicht abgeholt.

Einen Überblick darüber, welche staatlichen Services noch verfügbar sind und welche eingestellt wurden, findet sich auf der offiziellen Seite der US-Regierung.

Dicht machen musste unter anderem die weltberühmte Smithsonian Institution in Washington mit ihren 19 Museen und neun Forschungszentren - sogar im Netz. Die Websites der Einrichtung sind im Moment nicht zu erreichen. Das gilt auch für die Seiten des Smithsonian's National Zoo in der US-Hauptstadt. Wer gerne per Webcam das Leben des im August geborenen Panda-Babys und seiner Familie verfolgen will, wird enttäuscht: Die angeforderte Seite ist nicht verfügbar. Auch der Twitteraccount der Bildungs- und Forschungseinrichtung wird nicht mehr bedient (übrigens ebenso wie der Twitteraccount des US-Kongresses selbst):

Ausgerechnet zu seinem 123. Jahrestag traf auch den Yosemite Nationalpark in Kalifornien die Haushaltsblockade. Er musste, wie auch die anderen Nationalparks des Landes, schließen. Und dabei hatte Google auf seiner US-Seite aus Anlass des Jubiläums des zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Schmuckstücks gerade ein eigenes Doodle kreiert.

Die nationalen Institutionen sind also zu, die zugehörigen Seiten im Netz liegen brach. Lebhaft sind hingegen die Reaktionen auf den Verwaltungsstillstand im Internet. Die US-Seite Buzzfeed veröffentlichte eine Liste von ausgewählten Tweets. Darunter auch dieser, der das Ereignis in allerknappster Form auf den Punkt bringt:

Eine bemerkenswerte Ausnahme ereignete sich am Dienstagmittag Ortszeit allerdings in Washington, als sich Weltkriegsveteranen aus Mississippi über die Sperrung hinwegsetzten und das World War II Memorial besuchten. Die Veteranen waren zur Gedenkstätte gereist, um ihrer gefallenen Kameraden zu gedenken. "Wir sind nicht so weit gefahren, um jetzt nicht hineinzukommen", sagte ein Veteran dem Journalisten Leo Shane. Die anwesenden Polizeikräfte bestanden mit Rücksicht auf Dutzende Kriegshelden nicht auf die Sperrung der Gedenkstätte.

Reaktionsschnell angesichts der freigestellten Regierungsmitarbeiter zeigten sich Bars und Restaurants in der US-Haupstadt: Die Washington Post veröffentlicht in ihrem Online-"GoingOutGuide" spezielle Angebote örtlicher Lokale, die sie mit speziellen Happy Hours und Shutdown-Rabatten locken wollen.

Solche Vergünstigungen brauchen diejenigen, die politisch verantwortlich für den Stillstand der US-Verwaltung sind, hingegen nicht: Die Abgeordneten im Senat und Repräsentantenhaus erhalten weiterhin ihr Geld. Eine Moderatorin des US-Nachrichtensenders CNN konfrontierte zwei Abgeordnete der Republikaner vor der Entscheidung denn auch mit der Frage, ob sie denn selber bereit seien, bis auf Weiteres auf die Fortzahlung ihres Gehalts zu verzichten - immerhin 174.000 Dollar jährlich. Was die beiden zu sagen hatten, interessierte doch viele Menschen: Mehr als 80.000 Mal wurde der auf Youtube veröffentlichte Interview-Ausschnitt bislang aufgerufen.

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