Smartphone-Hersteller in der Krise:Blackberry gibt düstere Einblicke

Blackberry in der Krise

Es sieht düster aus für den kanadischen Smartphone-Hersteller: Blackberry hofft auf einen Investor.

(Foto: Bloomberg)

Produkt-Flops, sinkende Marktanteile, einbrechende Gewinne - der Smartphone-Hersteller Blackberry steckt tief in der Krise. Eine Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht offenbart nun: Alles ist noch viel schlimmer als befürchtet.

Von Will Connors, Wall Street Journal Deutschland

Die Sanierung von Blackberry wird für den Hersteller der gleichnamigen Smartphones deutlich teurer als gedacht. Im restlichen Verlauf des Geschäftsjahres veranschlagt der Smartphone-Hersteller seine Restrukturierungskosten nun auf 400 Millionen US-Dollar - viermal so viel, wie bisher erwartet.

Blackberry ringt seit Jahren mit sinkenden Marktanteilen und einbrechenden Gewinnen. Im vergangenen Monat hatte das Unternehmen erklärt, dass Fairfax Financial ein Übernahmeangebot vorgelegt hat, derzeit aber noch die Bücher prüft. Sollte der kanadische Finanzinvestor tatsächlich einschlagen, würde Blackberry von der Börse genommen. Die Hoffnung ist, dass sich der Konzern ohne Druck der Börse in aller Ruhe restrukturieren kann.

Aktuell jedoch unterliegt das kanadische Unternehmen noch den Veröffentlichungspflichten, und der Blick in die Bücher zeigt: Es sieht düster aus. In einer Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht musste Blackberry nun eingestehen, dass die Restrukturierung, mit der langfristig die Kosten gesenkt werden sollen, auf kurze Sicht viel teurer ist, als gedacht. Hohe Aufwendungen fallen unter anderem für Stellenstreichungen an. Der Smartphone-Hersteller will die Belegschaft um 40 Prozent verringern. Zudem läuft das Geschäft so schlecht, dass Blackberry bereits eine Milliarde Dollar auf den Lagerbestand unverkaufter Geräte abschreiben musste.

Mit den neuen Restrukturierungskosten ist die Fahnenstange noch nicht erreicht. In der Pflichtmitteilung warnte Blackberry, der Umbau gehe weiter, deshalb könnten dieses und nächstes Jahr weitere Aufwendungen anfallen.

Die Übernahme könnte Blackberry auch schaden

Die Kanadier hatten vergangenes Jahr eine neue Modellreihe an den Markt gebracht, die allerdings floppte. Daraufhin kündigte der Smartphone-Hersteller an, sich aus dem Privatkundengeschäft zurückzuziehen und sich künftig vor allem auf Dienste und Telefone für Unternehmenskunden konzentrieren zu wollen. In der Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht musste Blackberry nun aber eingestehen, dass sich das Dienste-Angebot BES 10 für Geschäftskunden ebenfalls schlechter als erwartet entwickelt.

Blackberry hatte im September eine Absichtserklärung mit dem kanadischen Versicherer Fairfax unterzeichnet, der das Unternehmen für 4,7 Milliarden Dollar von der Börse nehmen will. In der Pflichtmitteilung gesteht Blackberry ein, dass eine solche Transaktion nicht nur gut für das Unternehmen sein könnte. Die Übernahme könne auch dazu führen, dass sich die Nachfrage nach den Blackberry-Produkten abschwächt.

Investoren sind ohnehin skeptisch, ob die Übernahme wirklich stattfindet. Die Aktie kostet zurzeit weniger als acht Dollar, obwohl Fairfax eine Übernahme für neun Dollar in Aussicht gestellt hat. Die Entscheidung über den Blackberry-Kauf wird bis zum 4. November fallen, vorher prüft Fairfax die Bilanz. Sollte die so düster aussehen, wie in der Pflichtmitteilung geschildert, besteht wohl wenig Hoffnung für die Zukunft von Blackberry.

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