Tötung eines Bundespolizisten:Deutsche Ermittler sollen bei Aufklärung im Jemen helfen

Nach dem Tod eines Sicherheitsbeamten der deutschen Botschaft im Jemen wird gerätselt, wer hinter dem Angriff steckt. Der erste Verdacht richtet sich gegen einen der gefährlichsten Ableger von al-Qaida. Die Bundesregierung will nun mit eigenen Ermittlern dem Fall nachgehen.

Deutschland schickt nach der Ermordung eines deutschen Sicherheitsbeamten im Jemen eigene Ermittler in den Krisenstaat. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kündigte an: "Ein Team von deutschen Experten wird die Aufklärung in Sanaa vor Ort unterstützen."

Am Sonntag war ein 39-jähriger Bundespolizist von drei unbekannten Männern vor einem Supermarkt in Sanaa erschossen worden. Den Tätern gelang anschließend die Flucht. Als Mitglied der Sondereinheit PSA (Personenschutz im Ausland) war der Polizeioberkommissar Mirko K. für den Schutz von Botschafterin Carola Müller-Holtkemper zuständig. Er war schon seit mehreren Monaten im Jemen im Einsatz.

Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Der Verdacht richtet sich in erster Linie gegen einen Ableger der Terrororganisation al-Qaida - aber auch andere Spuren werden nicht ausgeschlossen. In der Region ist die Terrorgruppe "al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel" (AQAP) aktiv. Westliche Geheimdienste halten sie derzeit für einen der gefährlichsten Ableger des Terrornetzes weltweit. Westerwelle sagte jedoch auf die Frage, ob es konkrete Hinweise auf al-Qaida-Mitglieder als Täter gebe: "An Spekulationen beteiligen wir uns nicht."

Die Bundesregierung widersprach Berichten, wonach der Angriff eigentlich Müller-Holtkemper galt. "Die Botschafterin war außer Landes. Deswegen ist ein Entführungsversuch gegen sie ausgeschlossen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Andreas Peschke. Die 57-jährige Diplomatin kehrte am Montag in den Jemen zurück. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nochmals verschärft.

Trotz des Mordes entschloss sich die Bundesregierung jedoch, die Vertretung geöffnet zu halten. Aus Sorge vor einem Terrorangriff war die Botschaft im Sommer bereits zwei Wochen lang geschlossen. Nur ein Dutzend deutscher Diplomaten ist dort ständig auf Posten. Für den gesamten Jemen gilt derzeit eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Mehrfach wurden schon Bundesbürger entführt.

Die Bundespolizei ist mit insgesamt etwa 250 Beamten auch für den Schutz von deutschen Auslandsvertretungen zuständig. Für Krisenländer wie den Jemen, den Irak oder Afghanistan gibt es die Sondereinheit PSA. Die etwa 80 Beamten kümmern sich um den persönlichen Schutz von Botschaftern, Konsuln oder deren Gästen.

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