Neue Geschäftsbedingungen bei Google:Huch, ich mache Werbung

Neue Geschäftsbedingungen bei Google: Verona Pooth macht für vieles Werbung - jedoch freiwillig und gegen Lohn

Verona Pooth macht für vieles Werbung - jedoch freiwillig und gegen Lohn

(Foto: FRG)

Die Verona in uns: Google macht seine Nutzer zu Stars in Online-Anzeigen, mit Namen und Foto. Amerikanische Google-Nutzer, die keine Lust auf eine Zweit-Karriere als Werbestar haben, müssen die Funktion selbst deaktivieren.

Von Angelika Slavik

Vor ein paar Jahren hieß Verona Pooth noch Verona Feldbusch und damals gehörte es fast schon zum guten Ton, sich Gedanken über diese Karriere zu machen: Wofür, bitte, ist die eigentlich berühmt? Irgendwann etablierte sich die Bezeichnung "Werbestar", weil Feldbusch der Öffentlichkeit gleich eine ganze Reihe unterschiedlicher Produkte empfahl: Schaumfestiger, Fruchtaufstrich, eine bestimmte Telefonauskunft und, natürlich, Tiefkühl-Spinat.

Und jetzt? Jetzt kann jeder ein bisschen Verona sein - zumindest, wenn es nach dem Internetkonzern Google geht. Denn der macht die Nutzer und deren persönliche Vorlieben zu Inhalten von Werbeanzeigen im Internet.

Konkret läuft das so: Wer beim sozialen Netzwerk Google+ angemeldet ist oder über das Videoportal Youtube ein Google-Konto hat und dort bestimmte Vorlieben angibt, dessen Name und Konterfei werden in eine dazu passende Werbeanzeige eingebettet, die andere Nutzer sehen können. So ähnlich kennt man das auch vom Google-Konkurrenten Facebook: Auch Facebook-Nutzer, die etwa einem bestimmten Restaurant, einer Partnerbörse oder einem Modehändler ein "Like" gegeben haben, halten mitunter in Anzeigen als Testimonials für ebendieses Restaurant, die Partnerbörse oder den Modehändler her. Nach diesem Prinzip möchte auch Google die Vorlieben seiner Nutzer verwenden, um seine Werbekunden glücklich zu machen.

Profilfoto für Werbezwecke

Soziale Werbung heißt diese Methode - und zumindest in Grundzügen verwendet sie nicht nur Facebook, sondern auch Google schon seit einiger Zeit. Jetzt allerdings wird über diese Praxis wieder diskutiert: Denn Google hat seine Geschäftsbedingungen angepasst. In diesem Zusammenhang informierte der Konzern seine Nutzer in den USA mit einem auffälligen blauen Hinweis auf der Startseite, dass man vom 11. November an ihren Namen, ihr Profilfoto, ihre Bewertungen und andere Affinitäten zu Werbezwecken verwenden wird.

Das gilt etwa für Friseurempfehlungen bei Google+, aber auch für Vorlieben beim Dienst Google Play, der Musik, Filme, Spiele und Bücher anbietet. Amerikanische Google-Nutzer, die keine Lust auf eine Zweit-Karriere als Werbestar haben, müssen der Nutzung ihrer Daten und ihres Fotos widersprechen, in dem sie die entsprechende Funktion selbst deaktivieren.

Für Google-Nutzer in Deutschland gelte das nicht, versichert ein Sprecher, hier bleibe die Werbefunktion wie bisher ein sogenanntes "Opt-in" - also eine Funktion, für die sich Nutzer aktiv entscheiden müssten. In den Standard-Einstellungen sei sie deaktiviert. Wer sicher gehen will, findet die entsprechende Funktion am schnellsten unter plus.google.com/settings/endorsements. Ganz unten steht dann die Frage, ob "basierend auf meinen Aktivitäten und sozialen Empfehlungen" Profilinformationen für Werbeanzeigen verwendet werden dürfen. Die Einstellungen zu überprüfen, könnte sich lohnen: Sobald ein Konto nicht als explizit "deutsches" Konto erstellt wurde, kann das Standard-Setting abweichen - und Nutzer werden womöglich zur Verona wider Willen.

Privatsphäre-Einstellungen schwer zu überblicken

Offen ist, wie viel soziale Werbung, wie sie Google oder Facebook machen, den Unternehmen tatsächlich bringt. Befürworter argumentieren gern, dass eine zusätzliche Empfehlung durch einen Freund viel glaubwürdiger sei als die Werbeanzeige allein. Allerdings hängt die Glaubwürdigkeit solcher Empfehlungen natürlich daran, ob die Nutzer tatsächlich freiwillig und bewusst Werbung für ein bestimmtes Produkt oder ein Unternehmen machen. Ob das tatsächlich immer der Fall ist?

Die Privatsphäre-Einstellungen sind, vor allem beim meistgenutzten Netzwerk Facebook, für viele Nutzer nur sehr schwer zu überblicken: Die Struktur ist verschachtelt, Design, Begriffe und Standard-Einstellungen ändern sich häufig. Man darf annehmen, dass manche Nutzer in diesem Daten-Dickicht einfach aufgegeben haben, bevor sie ihre Privatsphäre so schützen konnten, wie es eigentlich ihre Absicht war.

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