Journalist Glenn Greenwald:Der Mann aus Rio

Glenn Greenwald im Juli 2013 in Rio de Janeiro

Glenn Greenwald im Juli 2013 in Rio de Janeiro.

(Foto: Sergio Moraes/Reuters)

Als Sprachrohr Edward Snowdens ist Glenn Greenwald ein globaler Scoop gelungen. Doch nun wechselt er den Job und verlässt den "Guardian" für "ein journalistisches Traumangebot". Dahinter soll der Ebay-Gründer Pierre Omidyar stehen, ein offener Bewunderer von Greenwalds Arbeit.

Von Peter Burghardt, Buenos Aires

Seit Monaten sitzt Glenn Greenwald daheim in Rio de Janeiro und erklärt, wie der US-Geheimdienst NSA die Welt abhört. Wenn man ihn außerhalb seines Hauses trifft, dann hat er stets einen Rucksack dabei, darin sein Laptop und seine Beweise. Sein Kapital. Der amerikanische Journalist und Jurist zog vor Jahren wegen seines Lebensgefährten nach Brasilien und wurde berühmt, als sein Landsmann Edward Snowden im Mai begann, ihn mit verschlüsselten Informationen über dessen früheren Arbeitgeber NSA zu versorgen.

Greenwald, 46, hatte den Whistleblower in Hongkong getroffen. Die gemeinsamen Enthüllungen erschienen bis zuletzt hauptsächlich in der britischen Zeitung The Guardian, das brachte auch dem Blatt internationalen Ruhm ein. Es war ein Scoop. Doch nun hat Snowdens Sprachrohr einen neuen Job.

In Kürze arbeitet Greenwald für ein Medium von Pierre Omidyar, dem Gründer und Verwaltungsratschef des Internetmarktes Ebay. Einzelheiten sind noch unklar, der Wechsel allerdings ist Fakt, wie am Dienstag das Portal BuzzFeed meldete und der Autor in seinem Blog bestätigte. Es handele sich um "ein journalistisches Traumangebot", das man nur einmal im Leben bekomme, schrieb Glenn Greenwald - und dankte seinem bisherigen Arbeitgeber in der Wortwahl eines Diplomaten. Die Partnerschaft mit dem Guardian sei "extrem fruchtbar und erfüllend". Er habe hohen Respekt vor dessen Redakteuren und Journalisten, "und ich bin unglaublich stolz auf das, was wir erreicht haben". Aber die noch mysteriöse Offerte war offenbar zu attraktiv. Dies sei "sehr gut finanziert" und "sehr substanziell".

"Modelldemokratie"

Sicher ist erstens, dass sein künftiger Mäzen Omidyar eine Menge Geld besitzt. Das Magazin Forbes schätzt den Besitz des Ebay-Erfinders auf 8,5 Milliarden Dollar, mit seinem Vermögen finanziert der iranische Amerikaner aus Frankreich unter anderem einen "Demokratie-Fonds" sowie die investigative Nachrichtenseite Honolulu Civil Beat. Dort, auf Hawaii, hatte auch Edward Snowdens Karriere begonnen.

Außerdem ist Pierre Omidayr ein großer Fan von Greenwalds Hartnäckigkeit und Gespür. "Greenwald, du bist der konsequenteste und sachkundigste Reporter des illegalen (und jetzt angeblich legalen) Anzapfens seit Bushs Offenbarung", schwärmte er auf Twitter. Oder: "Snowden klaut Geheimnisse und gibt sie Greenwald. Glenn prüft und veröffentlicht. Die Polizei zieht Greenwalds Familie die Daumenschrauben an. Modelldemokratie."

Greenwalds Lebenspartner David Miranda wurde vor einigen Wochen am Londoner Flughafen festgehalten und stundenlang verhört, im Gepäck Material einer Kollegin. Die Betroffenen, Brasiliens Regierung und auch der Guardian, protestierten. Andererseits hatte der Guardian unter politischem Druck Festplatten zerstört. Guardian-Sprecherin Jennifer Lindenauer meldete nun, man sei enttäuscht über Greenwalds Entscheidung, trenne sich aber im Guten. Am Montag mokierte sich Greenwald in einer seiner letzten Guardian-Kolumnen über den britischen Kollegen Chris Blackhurst, der im Independent verkündete, Snowdens Geheimnisse könnten gefährlich sein: "Ich hätte sie nicht veröffentlicht." Greenwald: "Schreibe das auf den Grabstein von westlichem Establishment-Journalismus."

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