Protest gegen Fahrverbot in Saudi-Arabien:"Kommt hervor und macht mit"

Autofahrerin in Saudi-Arabien

Saudi-Arabien verbietet Frauen immer noch das Autofahren. Am Samstag gab es einen Protesttag.

(Foto: dpa)

Saudi-Arabien ist das einzige Land weltweit, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen. Dagegen gibt es immer mehr Protest. Für das Wochenende hat die Organisation "Women2Drive" zu einer Aktion aufgerufen. Trotz Drohungen der Behörden beteiligen sich einige Frauen.

Am Samstag haben sich in Saudi-Arabien Frauen ans Steuer gesetzt und sind Auto gefahren. Nichts Besonderes, könnte man denken, aber das Land ist das einzige der Welt, indem es ein Fahrverbot für Frauen gibt. Seit längerem regt sich dagegen Protest. Für Samstag hatte die Organisation "Women2Drive" zu einem Aktionstag aufgerufen.

Möglichst viele Frauen im islamischen Königreich sollten an diesem Tag das anachronistische Verbot missachten und sich hinters Steuer klemmen. Wie viele Bürgerinnen dem Aufruf Folge leisteten, ließ sich nicht abschätzen. Von Seiten der Behörden soll es Drohungen und Warnungen gegeben haben. Eine der Initiatorinnen sagte die Aktion ab: "Aus Vorsicht und Respekt vor den Warnungen des Innenministeriums bitten wir die Frauen, sich heute nicht ans Steuer zu setzen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Im Internet tauchten dennoch Videos von Frauen am Steuer eines Autos auf. Ein 46-Sekunden-Clip aus der saudischen Ost-Provinz zeigt beispielsweise eine junge Frau, die vollverschleiert am Steuer ihres Wagens sitzt. "Wir sind jetzt in der Al-Nadschah-Straße, in Ihsa", sagt sie mit fröhlicher Stimme. Die Handy-Kamera ihrer Beifahrerin nimmt die junge Frau bei dem verbotenen Treiben auf. "Ich fahre mit meinen Schwestern und mache Besorgungen, so brauchen sie nicht zu warten, bis der Chauffeur kommt. Ich habe einen Führerschein und kann fahren, wir sind nicht in Gefahr."

Der Clip ist einer von vielen Kurzfilmen, die über die Internet-Plattform YouTube veröffentlicht wurden. Auf den Filmen sind meist vollverschleierte Frauen zu sehen, wie sie am Steuer von Mittel- oder Oberklassewagen durch saudische Städte kreuzen. Eine Autofahrerin hat nur ihr Haar mit einem Kopftuch bedeckt. Sie zeigt ihr Gesicht und gibt ihren Namen mit Mai al-Sawjan an. Auf einem anderen Clip begeistert sich der Ehemann der Autofahrerin auf dem Beifahrersitz für die Aktion und ruft in die Kamera: "Mädchen, kommt hervor und macht mit!"

Auch über Twitter wurden zahlreiche Videos verbreitet. In dem sozialen Netzwerk gab es zudem viel Unterstützung für die Protestaktion.

Das Fahrverbot für Frauen ist in Saudi-Arabien inzwischen umstritten. Fast 20.000 Bürgerinnen und Bürger unterzeichneten die Petition der "Women2Drive"-Kampagne. In einem Land mit unterentwickeltem öffentlichen Verkehr sind Frauen abhängig von Chauffeuren, die bezahlt werden müssen. Darauf spielte auch die Autofahrerin in dem Clip aus Ihsa an.

Viele Frauen haben inzwischen das Autofahren gelernt und den Führerschein in den benachbarten Golfstaaten erworben. Doch der mächtige ultra-konservative islamische Klerus sträubt sich gegen jede Veränderung. Dabei kommt es zu den absurdesten Argumentationsverrenkungen.

So sagte Scheich Saleh bin Saad al-Luhaidan, Berater des Psychologen-Verbands der Golfstaaten, dass das Autofahren schädlich für die Eierstöcke sei und vermehrt zu Geburten mit Missbildungen führen würde. Anhängerinnen der Kampagne gegen das Fahrverbot machten sich im Internet besonders über diese Aussage lustig. "Ich fahre seit 6 Jahren Auto, habe seitdem 2 Kinder, und meinen Eierstöcken geht es bestens", twitterte die Sympathisantin Sabiha Mahmud.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: