Schweiz:Kampfjet-Absturz löst Streit über Zuwanderung aus

Der dramatische Tod zweier Männer in der Schweiz hat politische Folgen. Die Schweizerische Volkspartei macht Stimmung gegen "Masseneinwanderung" - und nutzt dafür auch die Geschichte eines toten Deutschen.

Der Absturz eines Schweizer Kampfjets, bei dem in der vergangenen Woche auch ein deutscher Militärmediziner ums Leben kam, hat ein politisches Nachspiel: Die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) nutze das Unglück zur Stimmungsmache für ihre "Initiative gegen die Masseneinwanderung", hieß es am Montag in Schweizer Medienberichten.

Die Partei des Rechtspopulisten Christoph Blocher bereite eine Anfrage im Parlament vor, wieso ein Deutscher eine hohe Position im Fliegerärztlichen Dienst der Schweizer Luftwaffe haben konnte. Blocher und seine Parteikollegen erhofften sich davon Aufwind für die Anfang 2014 anstehende Volksabstimmung über eine Begrenzung der Zuwanderung von Ausländern, hieß es in der Zeitung Tages-Anzeiger.

Christoph Mörgeli, ein Abgeordneter der Schweizerischen Volkspartei, twitterte zwei Tage nach dem dramatischen Absturz: "Warum fliegen Deutsche in unseren F/A-18? Warum arbeiten Deutsche als Fliegerärzte der Schweizer Armee? Sorry, hier hat's einfach Grenzen!"

Der Deutsche, der am vergangenen Mittwoch beim Absturz eines Kampfjets F/A-18 unweit des Vierwaldstättersees neben dem Piloten umgekommen war, war Stellvertretender Chef des Fliegerärztlichen Dienstes.

Im Vordergrund der Debatte stehe "die Frage der Souveränität der Schweiz", sagte SVP-Vizegeneralsekretärin Silvia Bär der Nachrichtenagentur dpa. Der Arzt "war nicht Staatsangehöriger der Schweiz und damit stellt sich für uns eine sicherheitspolitische Frage".

Für weite Teile der Schweizer Wirtschaft ist die Initiative ein rotes Tuch. Nicht nur, weil deren Annahme durch das Schweizer Volk bei der Abstimmung am 9. Februar 2014 einen Bruch geltender Verträge mit der EU nach sich ziehen würde, der wichtigsten Region für Schweizer Exporte. "Die Zuwanderung von Arbeitskräften ist für ein kleines Land wie die Schweiz, das wirtschaftlich konkurrenzfähig bleiben will, eine absolute Notwendigkeit", betonen die Arbeitgeberverbände. Betroffen wären auch viele jener Deutschen, die noch an Auswanderung in die Schweiz denken.

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