Orkantief "Christian":Weiter Zugausfälle nach erstem schweren Herbststurm

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Europaweit mehr als ein Dutzend Todesopfer und hohe Sachschäden: Orkantief "Christian" hat in mehreren Ländern eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Es kommt weiterhin zu Verkehrsbehinderungen, die Zahl der Opfer könnte noch steigen.

Mindestens 14 Tote, schwere Schäden und vielerorts Verkehrschaos sind die vorläufige Bilanz der ersten Herbststürme des Jahres in Europa. Bei Böen bis zu Windstärke zwölf knickten Bäume um, Züge standen still und auch der Zug- und Flugverkehr war durch Orkantief Christian gestört.

In Deutschland starben mindestens sieben Menschen, die Sturmböen erreichten teilweise mehr als 170 Kilometer pro Stunde. In Großbritannien kamen vier Menschen ums Leben, in den Niederlanden, Frankreich und Dänemark je einer. Der Herbststurm hatte vor allem im Nordwesten Frankreichs und im Süden Großbritanniens schwere Schäden verursacht. Aber auch in Belgien, den Niederlanden, Deutschland und Dänemark hinterließ der Sturm eine Spur der Verwüstung.

In Großbritannien ist die Elektrizitätsversorgung noch vielerorts unterbrochen, auch im Baltikum sind Hunderttausende ohne Strom. In Lettland fiel nach Angaben des nationalen Energieversorgers in etwa 100.000 Haushalten die Elektrizität aus. Am Flughafen von Riga wurden am Dienstag die Morgenmaschinen in die dänische Hauptstadt Kopenhagen gestrichen.

In Hamburg zersägen Einsatzkräfte der Feuerwehr eine große umgestürzte Weide auf der Brücke über den Alsterlauf. (Foto: dpa)

Wie erst am Dienstag bekannt wurde, hat der Sturm in Deutschland womöglich ein achtes Opfer gefordert. Am Montagnachmittag verunglückte im Kreis Nordfriesland ein 50-Jähriger tödlich mit seinem Transporter. Da keine Unfallspuren festgestellt wurden, sei denkbar, dass das Fahrzeug von der Fahrbahn geweht wurde, teilte die Polizei mit.

Feuerwehrmann bei Aufräumarbeiten schwer verletzt

Im niedersächsischen Rodewald wurde zudem ein Feuerwehrmann schwer verletzt, als ihn ein herabstürzender Ast traf. Der Mann musste mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover geflogen werden. Er hatte zusammen mit anderen Einsatzkräften Geäst von einer Straße entfernt. Wegen der Wucht des herabstürzenden Astes wurde der 60-Jährige in hohem Bogen durch die Luft geschleudert. Ohne Schutzhelm hätte er den Unfall vermutlich nicht überlebt, hieß es.

Der Wetterdienst registrierte auf Helgoland sogar 191 Kilometer pro Stunde und damit einen Allzeitrekord für die Nordsee und Helgoland. Mittlerweile hat sich die Wetterlage nach Abzug des Orkantiefs Richtung Nordosten wieder entspannt, trotzdem ist auch am Dienstag weiterhin mit starken Böen zu rechnen - selbst im Landesinneren werden noch Windgeschwindigkeiten bis zu 60 Stundenkilometer erwartet. Je südlicher die Region, desto schwächer werde der Wind, erklärte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. In Bayern und Baden-Württemberg seien nur noch die exponierten Lagen der Mittelgebirge betroffen.

Bahnverkehr weiter eingeschränkt

Trotzdem ist auch am Dienstag weiterhin mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen: Bahnfahrer in Norddeutschland müssen sich erneut auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Im Fernverkehr bleibt die Strecke zwischen Hamburg und Kiel gesperrt, wie eine Sprecherin der Bahn mitteilte. Im Nahverkehr entfallen unter anderem die Züge in den Räumen Hamburg, Kiel, Flensburg sowie Bremen und Oldenburg. Wann die Züge wieder normal fahren, werde sich im Laufe des Vormittags entscheiden. Die Bahn will Ersatzbusse einsetzen.

Auch der Fährverkehr auf die ostfriesischen Inseln bleibt nach Polizei-Angaben bis zum Mittag eingestellt. Die Autobahn 2 wurde hingegen kurz vor Mitternacht wieder freigegeben. In der Höhe von Helmstedt war der Verkehr komplett lahmgelegt worden, weil ein Baum auf eine Stromleitung gekippt war.

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