Reichersbeuern:CSU bricht Kandidatenkür ab

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Weil zu viele Menschen abstimmen wollen, ob Maria Fährmann oder Holger Emmrich bei der Kommunalwahl antreten dürfen, wird der Saal wegen Überfüllung geschlossen - sehr zum Unwillen der Rathauschefin.

Von Alexandra Vecchiato

232 Personen drängen ins Gasthaus Neuwirt, das nur für 150 Stühle bietet. Trotz Klagen von Anwesenden, die Luft sei zu stickig, möchte Bürgermeisterin Maria Fährmann die Veranstaltung nicht abbrechen: "Ein Ortsvorsitzender hätte die Situation schon vorher peilen müssen." (Foto: Manfred Neubauer)

150 Sitzplätze und 232 Menschen, die eben einen solchen haben wollen. Da ist Ärger programmiert. Am Mittwochabend mussten Holger Emmrich, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Reichersbeuern-Sachsenkam, und Andreas Melf, Sprecher der Bürgerlichen Wählerschaft, die gemeinsame Aufstellungsversammlung im Gasthaus Neuwirt wegen Überfüllung abblasen. Eine ordentliche Wahl des Bürger- und der Gemeinderatskandidaten sei unter diesen Umständen nicht möglich, lautete ihre Begründung. Sehr zum Missfallen der amtierenden Bürgermeisterin Maria Fährmann: Sie wollte an diesem Abend endlich geklärt wissen, ob ihr Herausforderer Emmrich oder sie selbst bei der Kommunalwahl 2014 für die CSU ins Rennen gehen wird.

Schon lange vor dem Versammlungsbeginn um 19.30 Uhr hatten sich die Tischreihen gefüllt. Auf der Treppe hinauf zum Saal im Neuwirt bildete sich eine endlos lange Schlange. "Wir hatten nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet", sagte Emmrich am Tag danach. Er habe sich an den Aufstellungsversammlungen der vergangenen Jahre orientiert. Damals seien immer zwischen 40 und 60 Personen gekommen. Aufgrund der besonderen Situation in diesem Jahr habe er die Zahl mal drei genommen und mit der Wirtin vereinbart, für 150 Leute zu bestuhlen.

Zunächst hatte Emmrich am Mittwoch die Versammlung mit den Worten eröffnet, dass zwar nicht alle Platz gefunden hätten, aber man die Abstimmung schon irgendwie durchführen könnte - was prompt den ersten Protest auslöste. Eine Reichersbeurerin rief in die Menge, dass der Saal so stickig sei, dass man dort nicht stundenlang ausharren könnte. Sie erntete als Erste Beifall an diesem Abend, der sehr emotional geprägt war. Melf war es, der Emmrich davon überzeugte, einen neuen Termin für die Kandidatenkür in einem größeren Saal anzuberaumen. Weder aus Sicherheits- noch aus Gesundheitsgründen sei ein Weitermachen an diesem Abend sinnvoll, sagte er: "Sonst kippen uns nach einer halben Stunde die ersten Leute um." Wieder Beifall.

Herausforderer Holger Emmrich erhält Beifall für seinen Entschluss, die Veranstaltung nicht weiterzuführen. (Foto: Manfred Neubauer)

Das wollte Maria Fährmann nicht hinnehmen. Sie sprach sich dafür aus, das Plenum abstimmen zu lassen, ob die Veranstaltung weitergeführt werden solle. Doch soweit kam es erst gar nicht. Die Anwesenden machten ihrem Unmut Luft, Emmrich reagierte: "Ich bin als Einladender verantwortlich, hier sind viele alte Leute, wir brechen ab." Ihr sei klar gewesen, dass so viele Menschen an diesem Abend kommen würden, erwiderte daraufhin die Bürgermeisterin, was beinahe im Gelächter unterging. Sie unterstellte ihrem Herausforderer Emmrich und seinen Unterstützern, sie bei ihrer Kandidatur zu behindern. Denn sollte bei der neuen Aufstellungsversammlung Emmrich zum Bürgermeisterkandidat gewählt werden, bliebe ihr nicht mehr viel Zeit, eine eigene Liste aufzustellen.

Fährmann plant, im kommenden Jahr auf alle Fälle wieder für das Reichersbeurer Bürgermeisteramt zu kandidieren. Melf beschwichtigte, dass eine Aufstellung noch bis zum 24. Januar 2014 möglich sei. Und auch aus dem Plenum kam Zuspruch: "Maria, denk dir nichts, die Leute kommen wieder zu dir."

Am Donnerstag erklärte Fährmann auf Nachfrage, dass sie trotz aller Widrigkeiten die Versammlung gerne fortgesetzt hätte, um "einen Schnitt zu machen". Sie wiederholte den Vorwurf gegen den Ortsverband, dass sie nie in die Planungen einbezogen gewesen sei. "Ein Ortsvorsitzender hätte die Situation schon vorher peilen müssen, mehr sage ich nicht." Fährmann sei sehr wohl angesprochen worden, hätte aber nie eine Rückmeldung gegeben, heißt es indes aus dem Ortsverband.

Um alle Fristen einzuhalten, muss an diesem Freitag die Einladung für die neue Aufstellungsversammlung rausgehen. Sie wird voraussichtlich am 29. November stattfinden. "Auf alle Fälle noch in diesem Monat", sagte Emmrich und ergänzt: "Wenn jemand vorher wusste, dass so viele Leute kommen werden, warum hat er uns dann nicht Bescheid gegeben."

Rückenwind für die Entscheidung, die Nominierungsversammlung zu verschieben, erhält Emmrich von Anian Bichlmaier, CSU-Bundeswahlkreisgeschäftsführer in Gmund, der als Wahlleiter an diesem Abend hätte fungieren sollen: Es hätte weder eine geheime Wahl abgehalten geschweige denn die Stimmzettel eingesammelt werden können, sagte er. Wenn ein Anwesender eine der Wahlgänge hätte anfechten wollen, wäre dies ein Einfaches gewesen. Er hätte nur sagen müsse, dass er seinen Zettel nicht abgeben habe können.

© SZ vom 15.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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