Heinz Ketchup nach Kauf durch Finanzinvestoren:Ausgequetscht

Das passiert, wenn die Investoren kommen: Das Traditionsunternehmen Heinz Ketchup gehört seit Kurzem einem sanften und einem harten Sanierer. Nun ist nichts mehr, wie es war. Auch in McDonald's-Restaurants sind die Folgen sichtbar.

Von Kathrin Werner, New York

Goldgelbe Fritten, tomatenroter Ketchup: Das gehört zusammen. So wie die beiden uramerikanischen Traditionsunternehmen McDonald's und Heinz Ketchup - zumindest bislang. Doch nach 40 Jahren Partnerschaft hat McDonald's vor zwei Wochen getrennt, was zusammengehört. In den 34.000 Burger-Restaurants weltweit gibt es bald keinen Heinz Ketchup mehr.

Heinz hat sich zu sehr verändert in den vergangenen Monaten, teilte McDonald's mit. Genauer gesagt: Heinz hat einen anderen. Das Unternehmen aus der Industriemetropole Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania hat erst einen neuen Eigner bekommen und dann einen neuen Chef. Und der passt McDonald's gar nicht, schließlich war Bernardo Hees vor seinem Wechsel zu Heinz der Chef des Erzrivalen Burger King. "Als ein Ergebnis der jüngsten Management-Wechsel bei Heinz haben wir uns entschieden, unser Geschäft in der nächsten Zeit auf andere Zulieferer zu übertragen", lautet die offizielle McDonald's-Erklärung.

Der gelb-rote Streit ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der ganzen Geschichte. Heinz hat sich in den vergangenen Monaten zum Musterbeispiel entwickelt, was mit Unternehmen passiert, die von Finanzinvestoren übernommen werden. Am Valentinstag, dem 14. Februar, hatte der legendäre 83-jährige Investor Warren Buffett gemeinsam mit der Private-Equity-Firma 3G Capital verkündet, dass er das 1869 gegründete und seither stets unabhängige Unternehmen übernimmt.

Buffett und seine Firma Berkshire Hathaway ist für langfristig angelegte Investments bekannt, er trimmt seine zugekauften Firmen eher sanft auf Rendite. 3G dagegen, ein Finanzinvestor aus Brasilien, gilt als harter Sanierer. Das Unternehmen ist vor allem bekannt für die Übernahme von Burger King im Jahr 2010. Die Burgerkette musste radikal sparen unter Firmenchef Hees und schreibt seither wieder gute Gewinne. 23,3 Milliarden Dollar - mehr als das Zwanzigfache des Jahresgewinns - haben Buffett und 3G für Heinz bezahlt und das Unternehmen von der Börse genommen. Beide Investoren halten heute 50 Prozent der Anteile, allerdings hat Buffett den Brasilianern die Führung überlassen, sie sind für das laufende Geschäft zuständig. Einen Teil des Kaufpreises trägt Heinz selbst als Schuldenlast in Höhe von 12,6 Milliarden Dollar. Jetzt muss der Ketchup-Konzern sparen, um die Gewinne zu steigern und den Kaufpreis hereinzuverdienen - so wie Management-Wechsel ist das eine sehr typische Konsequenz von Übernahmen durch Finanzinvestoren.

Drei Fabriken will Heinz schließen, kündigte das Unternehmen jetzt an, in Florence in South Carolina, in Pocatello im US-Bundesstaat Idaho und in Leamington in der kanadischen Provinz Ontario. 1350 Arbeiter verlieren dadurch ihre Jobs. Die Schließungen seien "ein kritischer Schritt in unserem Plan, um sicherzustellen, dass wir so effizient und effektiv wie möglich arbeiten", erläuterte ein Unternehmenssprecher. Seit der Übernahme hat Heinz schon mehrfach Arbeitsplätze gestrichen. Im August hatte das Unternehmen angekündigt, dass 600 Bürojobs in Nordamerika wegfallen sollen. Eine Fabrik in China soll außerdem schließen und die Produktion in Großbritannien schrumpfen. An anderer Stelle wird allerdings ein wenig aufgestockt.

Nach den Kürzungen wird Heinz 6800 Mitarbeiter in Nordamerika und insgesamt rund 32.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigen. Wie viele genau vor der Übernahme für den Konzern arbeiteten, gab Heinz nicht bekannt.

Auch im Topmanagement spart das Unternehmen. Neben Ex-Chef Bill Johnson mussten kurz nach der Übernahme mindestens elf weitere Führungskräfte gehen. Die Finanzinvestoren kürzen aber nicht nur beim Personal. Der Nachrichtenagentur Bloomberg fiel im August ein Memo in die Hand mit neuen Verhaltensregeln für die Mitarbeiter, die Kosten senken sollen. Sie gehen sehr ins Detail.

Mehr als 200 Seiten pro Monat sollen die Mitarbeiter in den Heinz-Büros nicht mehr ausdrucken - und möglichst in schwarz-weiß. In Farbe dürfen sie nur noch für Kunden drucken. Mehr als 15 Dollar darf demnach künftig niemand pro Monat für Büromaterial ausgeben. Und um Strom zu sparen, müssen sie die bislang beliebten Mini-Kühlschränke in den Büros ausschalten - die Kühlschränke in den Kaffeeküchen sollen reichen.

Auch die Reisekosten haben die Finanzinvestoren im Auge. Auf Geschäftsreisen sollen die Mitarbeiter der Nachrichtenagentur zufolge ihre Ausgaben für Essen und Nebenkosten auf 45 Dollar pro Tag reduzieren. Und die Abteilung für die Firmenflugzeuge musste ganz dichtmachen - bisher hatte Heinz zwei geleaste Maschinen und einen Gulfstream-IV-Jet. Neu-Chef Hees wolle sich nicht nachsagen lassen, dass er nur bei den einfachen Mitarbeitern in den Fabriken spart und das Management weiter in Saus und Braus lebt.

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