Larry-Flynt-Attentäter hingerichtet:Keine Gnade für den Serienmörder

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Joseph Franklin gab sich kurz vor seiner Hinrichtung geläutert. (Hier auf einem Bild aus dem Jahr 2012) (Foto: Reuters)

Trotz zahlreicher Proteste ist Joseph Franklin im US-Bundesstaat Missouri hingerichtet worden. "Hustler"-Gründer Larry Flynt, der von dem Serienmörder angeschossen worden war, sprach sich bis zuletzt gegen die Giftspritze aus - er wünschte sich eine andere Strafe.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Joseph Paul Franklin ist tot. Der verurteilte Serienmörder wurde am Mittwoch im Staatsgefängnis Bonne Terre im amerikanischen Bundesstaat Missouri trotz zahlreicher Proteste und Gnadengesuche hingerichtet. Er bekam um 6.07 Uhr morgens das Gift Pentobarbital injiziert und starb laut offiziellen Angaben zehn Minuten später. Auf ein letztes Statement und eine Mahlzeit vor seiner Exekution habe er verzichtet.

Franklin, 63, war wegen des Mordes an Gerald Gordon vor einer Synagoge in St. Louis im Jahr 1977 zum Tode verurteilt worden. Sieben weitere Morde konnten ihm nachgewiesen werden, er selbst gab an, im Zeitraum von 1977 bis 1980 für weitere 20 Tötungen, 16 Banküberfälle und zwei Bombenanschläge die Verantwortung zu tragen. Er gab auch zu, den Bürgerrechtler Vernon Jordan und den Medienmogul Larry Flynt mit Schüssen verletzt zu haben.

Er gilt als rassistischer Serienmörder, der seinen Vornamen im Andenken an den Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels gewählt hatte und durch die Vereinigten Staat gereist war, um Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder ihres Umgangs mit Menschen anderer Hautfarbe zu töten. Er wurde im August 1980 im Bundesstaat Kentucky festgenommen, konnte zunächst entkommen und wurde kurz darauf in Florida erneut verhaftet. 1997 wurde er mit der Todesstrafe belegt.

"Die feigen und geplanten Schüsse vor der Synagoge in St. Louis sind Teil einer langen Liste von Morden und anderen Akten extremer Gewalt durch Joseph Paul Franklin, die durch religiösen und rassistischen Hass ausgelöst worden sind", heißt es in einem Statement von Jay Nixon, Gouverneur von Missouri, das nach der Hinrichtung verlesen wurde.

Flynts Rachegelüste

Joseph Franklin auf Gefängnisfotos aus den Jahren 2005, 2007 und 2012. (Foto: REUTERS)

Der Fall hatte in den vergangenen Monaten weltweit für Aufsehen gesorgt, weil sich ein prominentes Opfer gegen die Exekution ausgesprochen hatte: Larry Flynt, der Gründer des Erotikmagazins Hustler, hatte in zahlreichen Interviews und Zeitungsartikeln darum gebeten, Franklin zu verschonen. Er habe ihm zwar immer noch nicht verziehen und hege noch immer Rachegelüste: "Aber ich will ihn nicht töten. Ich finde es absurd, dass eine Regierung, die das Töten von Menschen verbietet, das gleiche Verbrechen als Strafe verwendet."

Flynt war vor 35 Jahren vor einem Gerichtsgebäude im US-Bundesstaat Georgia niedergeschossen worden und ist seitdem von der Hüfte abwärts gelähmt. Franklin hatte die Tat gestanden und als Motiv Rassismus angegeben. Flynt hatte zuvor in seinem Porno-Magazin eine weiße Frau mit einem schwarzen Mann abgebildet.

"Ich würde gerne eine Stunde mit ihm allein in einem Raum verbringen, mit einem Seitenschneider und einer Zange. Ich würde ihm die Schmerzen zufügen, die er mir zugefügt hat", sagte der heute 71-jährige Flynt. Er habe an chronischen Schmerzen gelitten, sei medikamentensüchtig gewesen und habe erst nach einer weiteren Operation seine Sucht bekämpfen können. Die ersten Jahre seien die Hölle für ihn gewesen.

Dennoch setzte sich Flynt bis zuletzt dafür ein, Franklin nicht zu ermorden, es gehe dabei nicht um ihn persönlich, sondern um die Frage nach dem Sinn der Todesstrafe: "Wenn ich den Eindruck hätte, dass die Todesstrafe eine abschreckende Wirkung hat, dann würde ich sie gerne unterstützen. Doch dafür spricht nichts." Neben den zahlreichen Interviews hatte er sich mit der American Civil Liberties Union (ACLU) zusammengetan, einer Organisation, die sich für Bürgerrechte einsetzt. Er beantragte eine Aussetzung der Hinrichtung.

Aufschiebung aufgehoben

Die öffentlichen Auftritte von Flynt lösten in den Vereinigten Staaten eine Diskussion um die Exekution Franklins aus - auch deshalb, weil sich Franklin in den vergangenen Monaten als geläutert gab. Er habe während seines Aufenthalts im Gefängnis Kontakt zu Afroamerikanern gehabt: "Ich habe gesehen, dass sie Menschen sind wie wir auch", sagte er am Montag in einem Interview mit der Tageszeitung St. Louis Post-Dispatch.

Zudem war der Exekution ein langwieriger Rechtsstreit vorausgegangen. Die Anwälte von Franklin argumentierten zunächst, dass ihr Mandant geisteskrank sei und an paranoider Schizophrenie leide. Später ging es um den tödlichen Wirkstoff Pentobarbital als Hinrichtungsmittel. Franklins Anwälte erklärten, dass die durch das Medikament zugefügten Schmerzen eine unrechtmäßige Strafe darstellen würden.

Wegen dieses Streits verzögerte sich die Vollstreckung des Urteils noch einmal um sechs Stunden. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten bestätigte ohne zusätzlichen Kommentar eine Entscheidung des Bundesberufungsgerichtes, das eine Aufschiebung durch Bezirksrichter aufgehoben hatte. Es war die erste Hinrichtung im Bundesstaat Missouri seit knapp drei Jahren.

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