In Iran vermisster Amerikaner:Tourist im Auftrag der CIA

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Iran: Robert Levinson auf einem undatierten Foto, das die Nachrichtenagentur Reuters im Januar 2013 erhielt (Foto: REUTERS)

Seit Jahren ist ein Amerikaner in Iran verschwunden. Jetzt stellt sich heraus, dass der Mann wohl im Auftrag der CIA unterwegs war. Doch die US-Regierung dementiert.

Der vor sechs Jahren in Iran verschwundene US-Bürger Robert Levinson war einem Medienbericht zufolge nicht wie offiziell dargestellt auf Geschäftsreise in dem Land, sondern im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA. Wie die Nachrichtenagentur AP und die Washington Post berichten, war der frühere FBI-Agent sei 2007 von einem CIA-Team als freier Mitarbeiter nach Iran geschickt worden. Demnach sollte er Informationen über Korruption in dem Land sammeln sowie Erkenntnisse über das Atomprogramm.

AP und die Washington Post recherchieren nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren zu dem Fall. AP erhielt demnach 2010 den Hinweis, dass Levinson für die CIA tätig war. Den Medien zufolge widersprach dessen Entsendung nach Iran jedoch den Regeln des Auslandsgeheimdiensts. So sei er von einer Agentin engagiert worden, die nicht zuständig gewesen sei, zudem habe er seine Berichte entgegen den Vorschriften an ihre persönliche E-Mail-Adresse schicken sollen.

Spurlos verschwunden

Der Geheimdienst habe nach Bekanntwerden der Umstände von Levinsons Auslandseinsatz drei CIA-Mitarbeiter in den vorzeitigen Ruhestand gedrängt und Disziplinarmaßnahmen gegen sieben weitere eingeleitet. Um ein peinliches Gerichtsverfahren zu vermeiden, habe die CIA Levinsons Familie 2,5 Millionen Dollar (1,8 Millionen Euro) gezahlt. AP hatte zuvor auf eine Veröffentlichung der Informationen verzichtet, weil die Regierung versichert hatte, er stehe kurz vor der Rückkehr.

Levinson war im März 2007 auf der Insel Kisch im Persischen Golf verschwunden, als er sich mit einem Informanten treffen wollte. Dabei handelte es sich den Angaben zufolge um den US-Bürger Dawud Salahuddin, der von den USA wegen der Tötung eines iranischen Diplomaten im Jahr 1980 gesucht wird. 2010 und 2011 wurden Fotos und Videos mit Levinson veröffentlicht, seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr. Sollte Levison noch am Leben sein, wäre er heute 65 Jahre alt. Iran hat eigenen Angaben zufolge keine Informationen zum Verbleib Levisons.

Der CIA-Sprecher Todd Ebitz wollte die Angaben nicht kommentieren. "Wir äußern uns nicht über eine angebliche Verbindung zwischen Herrn Levinson und der US-Regierung", sagte er. Das Weiße Haus dementierte: "Bob Levinson war kein Angestellter der US-Regierung, als er im Iran verschleppt wurde", sagte Sprecher Jay Carney am Freitag in Washington. Da die Ermittlungen seit Levinsons Verschwinden vor sechs Jahren andauerten, werde er zu den Anschuldigungen keinen weiteren Kommentar abgeben. Entsprechende Medienberichte gefährdeten unter Umständen die Sicherheit des Vermissten, kritisierte Carney.

© SZ.de/dpa/jasch/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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