Gedenkstätte in München:NS-Dokuzentrum ist schon jetzt zu klein

Das NS-Dokuzentrum.

Bildung statt Büros: Ein teil der Mitarbeiter des NS-Dokuzentrums wird extern untergebracht.

(Foto: Robert Haas)

Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter des neuen NS-Dokuzentrums in München werden ihre Büros nicht am Standort in der Brienner Straße haben. Das kostet die Stadt mehr als 100.000 Euro Miete im Jahr - und ist vielleicht die beste Lösung.

Von Franz Kotteder

Noch ist das NS-Dokumentationszentrum an der Brienner Straße 34 nicht fertig, aber schon ist klar, dass mehr als die Hälfte der Mitarbeiter ihre Büros nicht dort im Haus haben werden. Diese müssen vielmehr außerhalb angemietet werden - für rund 100.000 Euro im Jahr, und das auf Dauer. Der Kulturausschuss des Stadtrats hat jetzt diese Ausgaben ohne Diskussion einstimmig gebilligt.

Was klingt wie ein gravierender Planungsfehler, hat durchaus Methode. Denn das Baurecht ist auf dem Grundstück an der Brienner Straße, auf dem früher einmal bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das "Braune Haus" der Nazis stand, gewissermaßen bis zum Anschlag ausgereizt. Ein größerer Baukörper, in dem sämtliche Büros der Mitarbeiter untergebracht gewesen wären, hätte nicht genehmigt werden dürfen.

Büros liegen einige Hundert Meter entfernt

Gleichzeitig aber wollten Stadt, Land und Bund, die sich die Baukosten für das NS-Dokuzentrum teilen, das Gebäude genau hier an dem historischen Ort errichten - nicht zuletzt auch wegen der optischen Verbindung zum Königsplatz und zum alten "Parteiviertel" der Nationalsozialisten. Hier befanden sich viele Verwaltungsbauten aller möglichen NS-Organisationen, nicht zuletzt auch der "Führerbau", die heutige Musikhochschule, und sein Pendant, der NSDAP-Verwaltungsbau, das heutige Zentralinstitut für Kunstgeschichte, an der Arcis- und der Katharina-von-Bora-Straße.

Im Zuge der Planung stellte sich aber heraus, dass die Raumverhältnisse beengter sein würden als ursprünglich erwartet, und so entschloss man sich, dem eigentlichen Auftrag des Dokumentationszentrums den Vorrang zu geben. Ausstellungsflächen und Räume, in denen das Thema an Besuchergruppen und Schulklassen vertieft vermittelt werden soll, gehen also vor.

Das ist auch der Grund, warum der Stadtrat schon im Februar vergangenen Jahres beschloss, einen Teil der Büros aus dem fünften Stock des künftigen Dokuzentrums auszulagern, sie werden durch Gruppenräume ersetzt. Die Büros werden nun in einem Verwaltungsgebäude an der nur wenige Hundert Meter entfernten Richard-Wagner-Straße angemietet. Dort ist auch schon ein Teil der Verwaltung des Lenbachhauses untergebracht. Denn auch in diesem Fall hat man die Außer-Haus-Lösung vorgezogen, um das eigentliche Museum nicht allzu sehr räumlich einzuschränken. "Die Unterbringung dort hat auch den Vorteil", sagt Jenny Becker, die Pressesprecherin des Kulturreferats, "dass wegen des Lenbachhauses bereits der Anschluss an das städtische Computernetz komplett vorhanden ist, es sind also keine kostspieligen Neuinstallationen nötig."

Die Stadt rechnet mit 13.200 Euro Miete monatlich

Richtig preiswert wird die Sache allerdings trotzdem nicht. Denn insgesamt arbeiten bis zum Juni 2015 für das NS-Dokuzentrum genau 31 städtische Mitarbeiter. Derzeit haben die meisten davon ihre Arbeitsplätze noch im Kulturreferat an der Burgstraße. Wenn das Dokuzentrum bezugsfertig ist und im November kommenden Jahres eröffnet wird, sollen neun von ihnen dorthin umziehen, der Rest kommt in die Richard-Wagner-Straße. Die Personalstärke wird allerdings nach der Eröffnungsphase des Hauses bis zum Juni 2015 wieder heruntergefahren. Sobald das Zentrum im Normalbetrieb arbeitet, sind nur noch 21 Stellen vorgesehen.

In Zahlen bedeutet das: Die Stadt muss bis Juni 2015 monatlich 13.200 Euro Büromiete zahlen, von Juli 2015 an dann 7200 Euro. Das macht im kommenden Jahr eine Jahresmiete von 118.800 Euro aus, im Jahr 2015 ebenfalls noch 116.400 Euro und von 2016 an dann jährlich 86.400 Euro - falls es keine Mieterhöhung gibt. Diese Summen kommen zusätzlich zu den Personalkosten von derzeit rund 1,4 Millionen Euro.

Diese Kosten muss die Stadt im Unterschied zu den Baukosten für das Haus alleine tragen. Der Vertrag über die Errichtung des Münchner NS-Dokumentationszentrums sieht zwar vor, dass Stadt, Land und Bund das Haus gemeinsam errichten, für den laufenden Betrieb ist jedoch alleine die Stadt zuständig. Wegen der Unterbringung der Büros in benachbarten Gebäuden des Freistaats habe man zwar mit dem Land gesprochen, das jedoch ohne Ergebnis. Referatssprecherin Jenny Becker: "Da sind wir nicht zusammengekommen."

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