Nach demütigender Behandlung:Indien und USA streiten wegen festgenommener Diplomatin

Lesezeit: 2 min

Die indische Öffentlichkeit ist empört über das Vorgehen der USA. (Foto: dpa)

Sie sei mit Handschellen gefesselt worden und habe sich in Polizeihaft ausziehen müssen: Eine indische Diplomatin ist in New York festgenommen worden und berichtet von einer "erniedrigenden" Behandlung. Die Öffentlichkeit in Indien reagiert empört.

Nach der Festnahme einer indischen Diplomatin in New York droht der Streit um ihre Behandlung zu eskalieren. Indische Minister und Abgeordnete prangerten die Behandlung der 39-jährigen Devyani Khobragade an und riefen die USA zum Handeln auf. Der Umgang mit Khobragade sei "nicht akzeptabel", kritisierten mehrere indische Politiker, unter ihnen Außenminister Salman Khurshid.

Die stellvertretende indische Generalkonsulin war am vergangenen Donnerstag wegen Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit ihren Hausangestellten festgenommen worden. Ihr wird vorgeworfen, falsche Dokumente für den Visumantrag ihrer indischen Haushälterin vorgelegt zu haben. Sie soll ihren Hausangestellten zudem nur einen Bruchteil des amerikanischen Mindestlohns gezahlt haben.

Angesichts wütender Reaktionen der indischen Öffentlichkeit auf die demütigende Behandlung versprach Khurshid, er werde ihre "Ehre wiederherstellen". "Es ist meine Pflicht, die Dame zurückzubringen", sagte der Außenminister vor Abgeordneten. Premierminister Manmohan Singh nannte die Festnahme in einer kurzen Stellungnahme "beklagenswert".

Die 39-Jährige selbst berichtet in einer E-Mail an verschiedene indische Medien, sie sei mit Handschellen gefesselt worden. Trotz des Verweises auf ihre diplomatische Immunität musste sie sich in Polizeihaft entkleiden und einer peinlichen Untersuchung aussetzen, schrieb Khobragade. Anschließend sei sie zusammen mit gewöhnlichen Kriminellen in eine Zelle gesperrt worden.

"Ich bin bei all den Erniedrigungen mehrere Male zusammengebrochen", zitierte die Times of India die Diplomatin. Die Zeitung spricht von einer Behandlung, die eigentlich Schwerverbrechern zukomme. CNN dagegen zitiert am Fall beteiligte Ordnungskräfte, nach deren Aussage Khobragade vor der Ankunft im Inneren der Behörde nicht mit Handschellen gefesselt wurde, eine "Gefälligkeit, die den wenigsten gewährt" werde.

Demonstrationen in Indien

Unklar ist, inwieweit die Diplomatin Immunität genießt. Die stellvertretende US-Außenamtssprecherin Marie Harf sprach von einem "isolierten Fall", der die diplomatischen Beziehungen nicht beschädigen sollte. Ihren Angaben nach verfügt Khobragade als Konsularbeamtin nur im Zusammenhang mit ihren dienstlichen Tätigkeiten über Immunität. Das US-Außenamt verweist dabei auf das Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen. Khobragades Anwalt dagegen sagte, sie könne von US-Behörden nicht verfolgt werden. Nach der Zahlung einer Kaution in Höhe von 250.000 US-Dollar ist Khobragade wieder auf freiem Fuß.

In Indien stieß die demütigende Behandlung einer amtierenden Diplomatin auf breite Empörung. Mehrere Demonstranten protestierten am Mittwoch vor der US-Botschaft in Neu Delhi. Die ultranationalistische Shiv Sena Partei organisierte eine Demonstration vor der US-Botschaft in Neu Delhi. Die Zeitung "Hindustan Times" titelte: "Indien legt sich mit Onkel Sam an." Zuvor hatte die Regierung US-Konsularbeamten angewiesen, Ausweise zurückzugeben, welche die Ein- und Ausreise erleichtern. Zudem wurden Importgenehmigungen für die Diplomaten zurückgezogen und Betonbarrieren vor der US-Botschaft entfernt.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/ebri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: