Michelle Howard wird Vier-Sterne-Admiralin:Mit Fleiß und leisem Humor

Amerikas Marine gilt als Hort der Machos. Dort kommen jene weiter, die forsch sind und körperlich überlegen. Eine zierliche Frau wie Michelle Howard passt da kaum ins Bild. Trotzdem hat sie sich gegen die Männer durchgesetzt: Howard wurde als erste Frau zur Vier-Sterne-Admiralin befördert und ist nun ein Symbol der Gleichberechtigung.

Von Nicolas Richter, Washington

Im Februar erschien Michelle Howard in Hollywood. Bei einer Gala der Organisation schwarzer Amerikaner NAACP sollte sie geehrt werden für ihre beispiellose Karriere in der Marine, der US Navy. Als die zierliche Howard auf der Bühne stand, war sie vom Jubel überwältigt. Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge und sagte: "Wow. Es ist einfacher, Piraten zu bekämpfen."

Jetzt ist Howard, 53, ein weiteres Mal befördert worden - zur zweithöchsten Verantwortlichen der Navy. Als "vice chief of naval operations" wird sie die gesamte US-Flotte weltweit im Blick haben. Howard, damit eine Vier-Sterne-Admiralin, ist in ihrer neuen Funktion sowohl die erste Frau als auch die erste Person schwarzer Hautfarbe. Die US Navy ist noch immer eine sehr weiße Angelegenheit, nicht nur wegen ihrer Uniformen, sondern auch wegen der Hautfarbe ihrer Führungskräfte. Nur 17 Prozent der Offiziere sind Frauen, nur zwei Prozent der Offiziere sind schwarze Frauen. Nun ändern sich die Zeiten selbst in den letzten Hochburgen weißer Männer.

Nicht wilkommen gefühlt

Die Navy gilt als Hort der Machos, wo sich jene durchsetzen, die forsch sind und körperlich überlegen. Howard sei immer von diesem Bild abgewichen, erinnerte sich ein früherer Kommilitone - nicht nur wegen ihrer Größe von gerade mal 1,50 Metern, sondern auch weil sie sehr still sei. Sie hat erzählt, dass sie sich als schwarze Frau nicht willkommen fühlte in diesem Zirkel weißer Männer. Manche hätten sie spüren lassen, dass sie von ihr keine Befehle erhalten wollten. Vor Studenten hat sie erklärt, der Job sei nichts für Schwächlinge.

Howard, Michelle; Howard

Ende der Karriere noch nicht erreicht: Michelle Howard

(Foto: 120806-A-SS368-001)

Howard, deren Vater einst bei der US-Luftwaffe diente, hat sich mit Zähigkeit, Fleiß und leisem Humor durchgebissen. In den Neunzigerjahren half sie von See aus bei der Befriedung des zerfallenden Jugoslawien. Als erste schwarze Frau übernahm sie 1999 das Kommando über ein US-Kriegsschiff, die USS Rushmore. Seitdem hat sie Tsunami-Opfer in Indonesien versorgt und 2009 den entführten Frachter-Kapitän Richard Phillips aus der Gewalt somalischer Piraten befreit.

Howard soll kein unerreichbares Vorbild bleiben: Das US-Militär wird seit Anfang des Jahres für Frauen durchlässiger. Als letzte große Amtshandlung hat der frühere Verteidigungsminister Leon Panetta im Januar angeordnet, dass Frauen an allen Kampfhandlungen beteiligt sein dürfen. Die Leistungen weiblicher Soldaten in Afghanistan und im Irak haben das Pentagon überzeugt, die Regeln zu ändern.

Nicht im ganzen Apparat wandelt sich das Bewusstsein so schnell. Erst kürzlich hat ein männlicher Rivale Howards behauptet, sie sei nicht wegen ihres Könnens befördert worden, sondern bloß als Quotenfrau. Wegen seiner Äußerungen musste er die Navy verlassen. Howards Aufstieg hingegen sei nicht beendet, glauben Weggefährten: Sie könne sogar den höchsten Posten noch erreichen. Das Amt des "chairman" wandelte sich dann zum ersten Mal in der Geschichte des Pentagon zum Amt der "chairwoman".

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