Nach Anschlägen in Wolgograd:Putin droht Terroristen mit "Vernichtung"

Russia's President Putin meets a survivor of one of the recent bombings at a local hospital in Volgograd

Russlands Präsident Wladimir Putin hat Opfer der Anschläge von Wolgograd besucht.

(Foto: REUTERS)

Martialische Ankündigung in der Neujahrsansprache: Russlands Präsident Putin hat sich erstmals zu den tödlichen Anschlägen von Wolgograd geäußert. Er kündigte einen "entschiedenen und unnachgiebigen" Kampf gegen die Drahtzieher an - und besucht die Überlebenden der Attentate.

Eine Mischung aus "Mutti und "Yes, we can" war die Neujahrsansprache von Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin appellierte in ihrer traditionellen Rede an den Gemeinschaftssinn, die Solidarität der Deutschen. Und weiter östlich? Da nutzte Russlands Präsident Wladimir Putin seine Neujahrsansprache, um eine Vendetta anzukündigen - und er sparte dabei nicht an martialischen Ausdrücken.

Den Drahtziehern der tödlichen Anschläge von Wolgograd drohte er mit "vollständiger Vernichtung"*. Russland werde den Kampf gegen den Terror "entschieden und unnachgiebig" führen, bis alle Terroristen vernichtet seien, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Interfax zufolge in seiner Rede. Die Ansprache des Präsidenten wurde in Chabarowsk im Osten Russlands an der Grenze zu China aufgezeichnet und um Mitternacht (14 Uhr MEZ) im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt.

Bei zwei aufeinanderfolgenden Anschlägen in Wolgograd (bis 1961: Stalingrad) waren am Sonntag und Montag Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Zunächst hatte sich am Sonntag im Bahnhof der Industriestadt ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Nicht einmal 24 Stunden später explodierte dann in einem Linienbus eine Bombe, auch dabei soll es sich um ein Selbstmordattentat handeln. Zuletzt stieg die Zahl der Todesopfer auf 34. Sie könnte sich aber weiter erhöhen - noch immer schweben mehrere der 72 Verletzten in Lebensgefahr.

Putin besucht Opfer der Anschläge

Bislang hat sich niemand zu den blutigen Anschlägen bekannt. Islamistische Extremisten aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus hatten jedoch damit gedroht, die anstehenden Olympischen Winterspiele in Sotschi - ein Prestige-Projekt von Kremlchef Putin - mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Wolgograd liegt 700 Kilometer vom Austragungsort der Wettkämpfe entfernt, die in etwa sechs Wochen beginnen sollen. Bei den Ermittlungen zu den Attentaten haben die russischen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben bislang 87 Personen festgenommen, deren Dokumente ungültig seien.

In seiner Neujahrsansprache sicherte Putin den Opfern und der Stadt Hilfe zu. "Wir werden alle Betroffenen dieser unmenschlichen Akte unterstützen und alles wieder aufbauen", kündigte er an. Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des russischen Präsidenten zu den Bombenanschlägen. Die Regierung stellte umgerechnet 2,2 Millionen Euro Soforthilfe für Hinterbliebene bereit.

Am Neujahrstag hat Putin Überlebende der Anschläge von Wolgograd im Krankenhaus besucht. Außerdem habe er am Mittwoch in der Stadt am Rande des Nordkaukasus rote Rosen an der Stelle niedergelegt, an der zwei Tage zuvor eine Bombe einen Linienbus zerfetzt hatte, teilte der Kreml mit. Putin habe auch Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Sicherheitskräfte geführt. Dabei sei es um Bemühungen zur Terrorismusbekämpfung gegangen.

Unterdessen haben die USA der Regierung in Moskau eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen für die Olympischen Winterspiele angeboten. Die Bombenexplosionen von Wolgograd zeigten die Notwendigkeit für eine bessere Kooperation.

Der Kreml hatte nach den Anschlägen landesweit verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. In die Region um Wolgograd wurden etwa 5200 Polizisten und Soldaten gesandt. Sie sollten nach möglichen Komplizen der Selbstmordattentäter suchen und das öffentliche Leben an den Neujahrstagen sichern, teilte das Innenministerium mit.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war von "Ausradierung" die Rede. Wir haben dies durch die treffendere Übersetzung "Vernichtung" ersetzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: