Anschläge in Wolgograd:Hunderte Festnahmen nach Großrazzia

Nach den Anschlägen in Wolgograd signalisiert die russische Regierung Tatkraft. Bei einer groß angelegten Razzia setzt die Polizei Hunderte Personen kurzzeitig fest - doch die heiße Spur fehlt.

Nach den blutigen Terroranschlägen in Wolgograd hatte Wladimir Putin nicht mit martialischen Worten gespart: Russland werde den Kampf gegen den Terror "entschieden und unnachgiebig" führen, bis alle Terroristen vernichtet seien, sagte der russische Präsident in seiner Neujahrsansprache. Nun will die Regierung Tatkraft signalisieren.

Dem Innenministerium zufolge hat die Polizei im Bezirk Wolgograd eine groß angelegte Razzia durchgeführt. Dabei seien 700 Personen kurzzeitig festgesetzt worden, die verschiedene Straftaten begangen haben sollen, heißt es in einer Mitteilung. Unter ihnen befinden sich zwölf gesuchte Verbrecher und 70 Tatverdächtige. Außerdem wurden 175 Migranten überprüft, die sich illegal in Russland aufhalten. Es handelt sich vor allem um Arbeiter aus Zentralasien und dem Kaukasus. Sie sollen ausgewiesen werden.

2500 Häuser durchsucht

Bei der Razzia waren offiziellen Angaben zufolge 3500 Polizisten im Einsatz - sie durchsuchten mit Suchhunden 6000 Objekte, darunter 2500 Wohnhäuser - eine heiße Spur, die zu den Verantwortlichen der Terroranschläge führen könnte, gibt es aber bisher nicht. "Die Suche nach den Drahtziehern verläuft mit Hochdruck", sagte die Sprecherin des Innenministeriums, Swetlana Smoljaninowa.

Der Inlandsgeheimdienst FSB vermutet Islamisten aus dem Nordkaukasus hinter den Bombenanschlägen. Sie hatten mit Bluttaten vor den Olympischen Winterspielen gedroht, die in gut fünf Wochen in Sotschi beginnen. Der Schwarzmeer-Kurort liegt 700 Kilometer entfernt von Wolgograd.

Die Menschenrechtsorganisation Memorial forderte Putin unterdessen zu einer "effektiven" Nordkaukasus-Strategie auf. Die bergige Vielvölkerregion brauche nicht nur Strenge, sondern auch ein auf Jahrzehnte angelegtes Programm, sagte Leiter Alexander Tscherkassow.

© Süddeutsche.de/dpa/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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