Magazin "Logo" im Kika:In neun Minuten um die Welt

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Bei "Logo" interviewen die Kleinen die Großen, hier Mario Götze. (Foto: Inga Hoff / ZDF)

Zum 25. Geburtstag von "Logo": ein Vergleich zwischen den Kindernachrichten und der altehrwürdigen "Tagesschau" im Ersten. Mit überraschendem Ergebnis.

Von Gerhard Matzig

Vergleichen wir ruhig Äpfel mit Birnen, also Logo, die Nachrichtensendung für Kinder - und die deutsche Erwachsenen-Institution Tagesschau. Logo, das Magazin im Kinderkanal (Kika), gibt es seit 25 Jahren, die Tagesschau gibt es seit Anbeginn der Welt. Das eine ist popbunter Kinderkram mit einer Weltkarte in Seifenblasenform. Das andere ist etwas Heiliges mit Moderatoren, die an Besenstiele hinter XXL-Schreibtischen denken lassen.

Man möchte den Leuten von der Tagesschau raten, sich an den Logo-Machern ein Beispiel zu nehmen. Ein klein bisschen mehr Logo - und die adulte Welt der Nachrichtensendungen wäre besser. Kein Witz. Und es hat nichts mit Seifenblasen zu tun, sondern mit der Fähigkeit, Komplexität gekonnt zu vereinfachen, seine Zuschauer ernst zu nehmen - und nicht ausschließlich in 20-Sekunden-Clips und zurechtgeschnittenen Politiker-Statements zu denken.

Schlussphrasen von TV-Moderatoren
:"Kommen Sie gut durch die Nacht"

Wer als Moderator etwas auf sich hält, unterstreicht die Einzigartigkeit seiner Ansprachen mit einer fixen Abschlussfloskel.

Von Matthias Kohlmaier

Der lebensfremde, Relevanz heuchelnde Häppchen-Journalismus ist das eigentliche Ärgernis der erwachsenen Nachrichten-Welten, heißen sie nun Tagesschau oder heute. Man tut meist gut daran, sich mit seinen Kindern Logo vorneweg anzuschauen. Dann muss man sich auch nicht jeden CSU-Unsinn als Breaking News verkaufen lassen. Kein Schnee in Wildbad Kreuth? Dann bringen wir halt Krise.

Nehmen wir diesen Dienstagabend: Die Logo-Nachrichten bringen auf Kika etwas über den Sternsinger-Besuch bei der maladen Bundeskanzlerin, eine Reportage über den Schulalltag des 18 Jahre alten Sharif in Kairo, eine Meldung über den Vulkanausbruch in Indonesien sowie einen Bericht über einen Mann namens Clark Little, der vor Hawaii gigantische Wellen fotografiert. Das Ganze dauert neun Minuten.

Wie wär's mit einem Sendeplatztausch?

Umfassender, aber auch aufgeblasener (ohne dabei wesentlich analytischer zu sein): die 15-minütigen Tagesschau-Nachrichten, die gleich danach im Ersten zu sehen sind: Aigner gegen Seehofer, Braunkohle gegen Erneuerbare Energie, Industrie gegen Umweltverbände, Sunniten gegen Schiiten, Kokain in der Bananenkiste, Kältewelle in den USA, Korruption in der Türkei, Arbeitslose in Deutschland - und, oh, die Sternsinger im Kanzleramt.

Leider vergaß die Tagesschau, darauf hinzuweisen, warum Angela Merkel den Pofalla durch ein Paar Krücken ersetzt hat. Anders bei Logo: Hier sieht man die Kanzlerin auf Skiern. Oder nehmen wir die Tagesschau-Erklärungen zum Zertifikatehandel - wie immer schwer durchschaubar. Dagegen ist der Logo-Comic zu den ägyptischen Unruhen zwischen Mursi-Fans und Mursi-Gegnern regelrecht erhellend. Man kann Logo nur gratulieren. Und vielleicht mal darüber nachdenken, die Sendeplätze zu tauschen.

© SZ vom 09.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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